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Väterkarenz in Österreich: Festhalten an traditionellen Rollen

Vater mit Kind zu Väterkarenz in Österreich
Väterkarenz wird beliebter (© Kelli McClintock/unsplash)

Wien. Eine aktuelle Untersuchung der Soziologin Gerlinde Mauerer zeigt unterschiedliche Ziele bei Elternkarenz.

Familien, in denen Väter längere Elternkarenz in Anspruch nehmen, sind in Österreich weiterhin eine Seltenheit. Eine aktuelle Studie der Universität Wien unter der Leitung der Soziologin Gerlinde Mauerer untersucht die Erfahrungen und Alltagspraktiken dieser Väter und zeigt, dass selbst bei längerer Karenz traditionelle Rollenbilder oftmals fortbestehen. Die vom Wissenschaftsfonds FWF geförderte Untersuchung basiert auf qualitativen Befragungen von Paaren und setzt diese in Kontext zu Theorien über die gesellschaftliche Konstruktion von Männlichkeitsbildern.

Mauerer beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit der sozialen Konstruktion von Geschlechtern und Elternschaft. Ihre früheren Untersuchungen zeigten bereits, dass selbst bei langen Karenzzeiten die Männer nicht immer vollständig eigenverantwortlich für das Kind zuständig sind, etwa, weil die Frau nur in geringerem Ausmaß arbeitet oder Unterstützung von den Großeltern vorhanden ist. Männer in Karenz werden von ihrem sozialen Umfeld jedoch sehr oft als Helden stilisiert, während ihre Partnerinnen mit Schwierigkeiten am Arbeitsplatz und mangelnder Akzeptanz in Freundeskreis und Familie kämpfen.

Im Rahmen des Projekts „Familiäre Fürsorge und elterliche Erwerbstätigkeit im Wandel“ führte Mauerer im Jahr 2021 insgesamt 42 Paarinterviews in ganz Österreich durch. 2023 gab es 41 Folgeinterviews mit Elternteilen aus dem früheren Sample, die langfristige Effekte der zuvor beobachteten Konstellationen greifbar machen sollten. Die Interviews fokussierten stark auf die Alltagserfahrungen der Studienteilnehmerinnen und – teilnehmer, wobei geschildert wurde, wie normale und ideale Tage mit Kind aussehen bzw. wie Ernährung, Pflege und das Vereinbaren von Terminen organisiert werden.

Väterkarenz: Das sind die Ziele der Väter

Die Ergebnisse der Studie zeigen verschiedene Motivationen und Ziele von Väterkarenzen:

  • Ein erster Typus ist die „hochengagierte Vaterschaft“, bei der Väter ab der Geburt sehr aktiv eine Rolle in der Versorgung des Kindes übernehmen und an der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit interessiert sind.
  • Ein zweiter Typus begreift Familiengründung als gemeinsames Projekt, das möglichst rational bewältigt werden will, wobei die Elternkarenz oft als gemeinsame Zeit und Zwischenschritt hin zum Familienleben organisiert wird.
  • Ein dritter Typus stellt schließlich die Chancengleichheit im Einkommenserwerb in den Vordergrund, wobei die Eltern möglichst wenig Nachteile in der Erwerbsbiografie durch die Elternkarenz haben wollen.

Die Ergebnisse Mauerers sind im Kontext der Theorie einer sogenannten „hybriden Männlichkeit“ aufschlussreich. Dieser Ansatz thematisiert eine Konstruktion von Männlichkeit im Wandel der Geschlechterverhältnisse, wobei traditionelle Zuschreibungen lediglich reduziert oder unterbrochen werden und die traditionelle Verteilung spätestens nach der Karenz wieder in den Vordergrund rückt. Ob die aktuelle Situation tatsächlich der Beginn eines tiefgreifenden Wandels des Männlichkeitsbildes ist, bleibt allerdings offen. Gerlinde Mauerer betont, dass eine längere verpflichtende Elternkarenz für Väter oder den zweiten Elternteil eine gute Lösung auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Elternschaft wäre – eine derartige Regelung in Österreich aber nicht in Sicht ist.

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