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Manz startet Genjus KI im Vollbetrieb: „Neue Ära der Rechtsrecherche“

Alex Feldinger ©Severin Wurnig

KI & Kanzleien. Manz hat Genjus KI jetzt in den Vollbetrieb überführt: Das KI-Tool für die Rechtsrecherche wendet sich an Juristen in Ausbildung und Praxis.

Der juristische Fachverlag Manz will damit die digitale Rechtsrecherche auf ein völlig neues Niveau heben, wie es in einer Aussendung heißt: Mit „MANZ Genjus KI“ starte ab sofort der erste KI-gestützte Recherche-Assistent, der speziell für den österreichischen Rechtsmarkt entwickelt wurde. Zielgruppe sind Jurist:innen in Ausbildung und Praxis, darüber hinaus weitere einschlägige Berufsgruppen wie etwa die Steuerberater.

Nach intensiver Entwicklungsarbeit seit Sommer 2023 und der Early-Access-Phase mit rund 4.700 Tester:innen ist die Lösung nun für alle Rechtsanwender:innen in Österreich verfügbar: Das Tool kombiniere die KI-Technologie mit der inhaltlichen Tiefe des 175 Jahre alten Verlags und eröffne damit neue Möglichkeiten für juristische Recherche, Analyse und Textverständnis, so Manz.

Use Cases von Anwälten und Steuerberatern

MANZ Genjus KI beantworte komplexe juristische Fragen in natürlicher Sprache und liefere präzise, zitierfähige Fundstellen, Volltext-Anzeige und Zusammenfassungen. Die Lösung analysiert Entscheidungen, Gesetzestexte und Fachliteratur und ordnet Ergebnisse Akten oder Arbeitsprozessen zu, heißt es.

Auf der Genjus KI-Website werden von Manz konkrete Use Cases geschildert, inklusive „Prompt“, d.h. textlicher Aufgabenstellung an die KI:

  • So muss sich ein Unternehmensanwalt mit der Rückforderung einer doppelt bezahlten Abfertigung eines Arbeitnehmers auseinandersetzen und seinem Mandaten kurzfristig juristische Strategien (inklusive möglicher Gegenreaktionen des Arbeitnehmers) erläutern.
  • Ein Steuerberater wird von seinem Klienten gefragt, wie ihn das Abgabenänderungsgesetz 2024 betrifft, und soll entsprechende Szenarien erörtern.

Dabei gebe die KI jeweils eine Antwort mit den entsprechenden Quellennachweisen, die der Anwalt bzw. Steuerberater anhand der Rechtsquellen überprüfen können und die dann als Basis für eine erste unverbindliche Antwort an den Mandaten diene, so der Anbieter.

Dabei garantiere man Datensicherheit: Nutzereingaben werden demnach nicht gespeichert, urheberrechtlich geschützte Inhalte nicht für Trainingszwecke verwendet. Die Antworten basieren auf geprüften, vertrauenswürdigen Quellen – darunter die gesamte aktuelle Manz-Fachliteratur, öffentliche Datenbanken wie RIS, Findok und EUR-Lex sowie (künftig) lizenzierte Fachliteratur von österreichischen Partnerverlagen, wie es heißt. Das Internet im Allgemeinen werde dagegen nicht als Basis für die Auskünfte abgegrast.

Die technische Seite

Technisch basiert Manz Genjus KI auf dem „Retrieval-Augmented Generation-Ansatz“ (RAG): Relevante Passagen aus juristischen Fachinhalten werden in Echtzeit aus der Wissensdatenbank des Verlags abgerufen und in den Antwortprozess integriert. Die Ergebnisse sind laut Verlag nachvollziehbar und exakt auf die aktuelle Rechtslage abgestimmt – ein entscheidender Vorteil gegenüber herkömmlichen KI-Lösungen, so Manz.

Der technische KI-Unterbau – also das Sprachmodell – wird von Anthropic geliefert (Claude 3.7 Sonnet). Das Ende Februar 2025 vorgestellte Modell überzeuge durch seine Fähigkeit, komplexe Aufgaben effizient zu lösen und dabei auch bei längeren oder anspruchsvolleren Anfragen konsistent hochwertige Ergebnisse zu liefern. Das US-Startup Anthropic wurde übrigens 2021 von ehemaligen Mitarbeitern von OpenAI gegründet – diese entstammen also jenem Unternehmen, dessen Chatbot ChatGPT den aktuellen KI-Hype entfacht hat.

„Knowledge-Augmented Generation“ in Vorbereitung

Demnächst soll Genjus KI laut Verlag technologisch einen Sprung machen: Mit dem „Knowledge-Augmented Generation-Ansatz“ (KAG) werde das Tool künftig tiefer strukturiertes juristisches Expertenwissen mittels einer „Deep Search”-Funktion einbinden und komplexe Fragestellungen gezielter beantworten können.

„Mit MANZ Genjus KI setzen wir einen neuen Standard für juristische Recherche in Österreich“, so Alexander Feldinger, Produktmanager bei Manz: „Unser Ziel war es, ein Werkzeug zu schaffen, das Jurist:innen nicht nur schneller, sondern auch sicherer zu fundierten Ergebnissen führt. Die Kombination aus rechtlicher Expertise, verlässlichen Quellen und intelligenter Technologie macht das möglich.“

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