Open menu
Bildung & Uni, Business, Recht, Tech

Präzise Bewertung von Umweltkosten soll laut TUM Greenwashing verhindern

Portrait von Luise Pufahl Technische Universität München
Luise Pufahl (© Terzo Algeri / Fotoatelier M / beigestellt)

ESG & Recht. Forschende der Technischen Universität München (TUM) entwickeln eine Methode zur besseren Umweltbewertung von Unternehmen.

Immer mehr Unternehmen werben mit nachhaltiger Produktion, doch oft basieren entsprechende Bewertungen und Gütesiegel lediglich auf Faktoren wie CO₂-Emissionen und Energieverbrauch. Andere wichtige Aspekte wie Landnutzung, Wasserverschmutzung oder Ressourcenaufwand bleiben häufig unberücksichtigt. Forschende der Technischen Universität München (TUM) haben mit nun eine Methode entwickelt, die eine ganzheitliche Umweltbewertung von Geschäftsprozessen ermöglicht. Ziel ihrer „Sustainability-Oriented Process Analysis“ (SOPA) sei es, Defizite aufzudecken und Maßnahmen zur Ressourcenschonung sowie Emissionsreduktion zu ergreifen.

Es soll damit Transparenz geschaffen werden als Gegenstück zu Greenwashing und vagen Nachhaltigkeitslabels, erklärt Luise Pufahl, Professorin für Information Systems am TUM Campus Heilbronn, die SOPA gemeinsam mit ihrem Team entwickelt hat: „Letztendlich können der CO₂-Ausstoß und Investitionen in Nachhaltigkeit entscheidend dafür sein, ob sich Kundinnen und Kunden für ein Unternehmen entscheiden oder nicht.“

Gesamter Lebenszyklus unter der Lupe

Die Methode ergänzt den etablierten Business Process Management-Lebenszyklus um zwei zentrale Elemente: Life Cycle Assessment (LCA), das die Umweltwirkungen eines Produkts oder Prozesses über dessen gesamten Lebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung – analysiert, und das Prinzip des Activity-Based Costing (ABC), das Kosten gezielt den Aktivitäten zuordnet, die sie tatsächlich verursachen. Diese Kombination ermöglicht eine präzisere Bewertung der Umweltkosten einzelner Prozessschritte, erklärt die TUM in einer Aussendung.

Ein Vorteil von SOPA ist die Möglichkeit, nachhaltige Prozessänderungen vorab zu simulieren. Während viele Unternehmen auf teure Trial-and-Error-Methoden angewiesen waren, können mit SOPA verschiedene Szenarien datenbasiert analysiert werden. Die Simulationen zeigen genau, welche Maßnahmen den größten Effekt auf die Umwelt haben und wo Einsparungen am sinnvollsten sind, ergänzt Finn Klessascheck, Doktorand an der Professur für Information Systems und Erstautor der Studie.

Anwendung in unterschiedlichen Prozessen

Die Forschenden haben SOPA anhand einer Fallstudie zur Personalgewinnung an einer deutschen Universität getestet. Dabei simulierten sie drei Szenarien – von einem papierbasierten bis hin zu einem vollständig digitalen Einstellungsprozess – und berechneten die jeweiligen Umweltkosten. Das Ergebnis: Der verstärkte Einsatz digitaler Kommunikation kann die Umweltbelastung deutlich reduzieren. Diese Erkenntnisse würden beweisen, dass SOPA nicht nur für Universitäten geeignet ist, sondern in nahezu allen Unternehmen und für unterschiedlichste Prozesse angewendet werden kann, heißt es.

Weitere Meldungen:

  1. Neues Handbuch zum Nachhaltigkeitscontrolling und -reporting
  2. TU simuliert Lösungen zur Speicherung von CO₂ gegen Klimawandel
  3. Neues Förderprogramm für Energieforschung startet
  4. OÖ-Forschungsprojekt zu erneuerbarer Energie am Bauernhof

Schreiben Sie einen Kommentar