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Tierversuche sollen dank gedruckter Haut überflüssig werden

Bioprint © STANA-KLEINSCHEK
3D-gedruckte Struktur mit menschlichen Keratinozyten (© Manisha Sonthalia / Vellore Institute of Technology / beigestellt)

Graz. Die TU Graz forscht an einen neuartigem Hautimitat, mit dem Kosmetika getestet werden könnten. Tierversuche sind durch neues EU-Recht jetzt stark eingeschränkt.

Ein Forschungsteam der Technischen Universität Graz und des indischen Vellore Institute of Technology hat ein innovatives Hautimitat entwickelt, das Tierversuche bei der Testung von Kosmetika ersetzen könnte. Mithilfe von 3D-Druck wird eine dreischichtige Struktur geschaffen, die die Biomechanik menschlicher Haut nachahmt und lebende Zellen enthält. Ziel ist es, die Aufnahme und Toxizität von Nanopartikeln aus Kosmetika wie Sonnencremes zu testen, ohne Tiere zu verwenden.

Die Grundlage für das Hautimitat bilden spezielle Hydrogelformulierungen, die an der TU Graz entwickelt wurden. Diese zeichnen sich durch ihren hohen Wassergehalt aus, der ideale Bedingungen für das Wachstum und die Vermehrung von Hautzellen schafft. Gleichzeitig stellt der Wassergehalt hohe Anforderungen an die Stabilität der gedruckten Strukturen. Um dies zu gewährleisten, arbeiten die Forschenden an chemischen Vernetzungsmethoden, die mild und zellverträglich sind.

Interaktion mit Hautzellen

Karin Stana Kleinschek von der TU Graz betont in einer Aussendung, dass die Hydrogele nicht nur stabil sein müssen, sondern auch mit den Hautzellen interagieren können. Erst wenn die Zellen im Hydrogel über mehrere Wochen überleben und Gewebe bilden, kann von einem funktionalen Hautimitat gesprochen werden. Die ersten Tests in Zellkulturen verliefen erfolgreich: Die Materialien sind mechanisch stabil und nicht zytotoxisch. Die Forschung ist ein Gemeinschaftsprojekt: Während die TU Graz die Hydrogelformulierungen entwickelt, testen die Partner in Indien deren Resistenz und Toxizität. Das Projekt kombiniert Materialforschung mit molekularer und zellbiologischer Expertise, um eine tierversuchsfreie Alternative für kosmetische Tests zu schaffen.

Die EU-Richtlinie 2010/63/EU hat Tierversuche für Kosmetika stark eingeschränkt, wodurch der Druck auf alternative Testmethoden gestiegen ist. Das 3D-gedruckte Hautimitat könnte einen Durchbruch darstellen und den Weg für tierversuchsfreie Kosmetiktests ebnen.

 

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