Uni Wien. Eine Analyse von Feuerstellen zeigt, dass eiszeitliche Jäger- und Sammlergruppen ein beachtliches Wissen zum Umgang mit Feuer hatten.
Eine aktuelle Studie unter Beteiligung der Universität Wien liefert neue Einblicke in den Umgang mit Feuer während des kältesten Abschnitts der letzten Eiszeit. Die Untersuchung dreier prähistorischer Feuerstellen in der Ukraine zeigt, dass Menschen vor rund 20.000 Jahren verschiedene Methoden der Feuerentfachung und -nutzung beherrschten.
Analyse prähistorischer Feuerstellen
Das Forschungsteam analysierte drei Feuerstellen an einer Fundstätte im mittleren Dnister-Tal mithilfe geoarchäologischer Methoden. Die Ergebnisse belegen, dass die Feuerstellen überwiegend mit Holz – vor allem mit Fichtenholz – betrieben wurden. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass auch Knochen und Fett als Brennstoffe genutzt worden sein könnten. Einzelne Tierknochen wiesen Verbrennungsspuren bei Temperaturen von mehr als 650 °C auf. Nun werde untersucht, ob diese als Brennstoff verwendet wurden oder nur versehentlich verbrannt sind, wie Marjolein D. Bosch, Archäozoologin der Uni Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Naturhistorischen Museum Wien.
Pyrotechnik von höchster Klasse
Die untersuchten Feuerstellen waren offen und flach angelegt. Unterschiede in Größe und Aufbau deuten darauf hin, dass sie zu verschiedenen Jahreszeiten errichtet und unterschiedlich genutzt wurden. Eine der Feuerstellen war größer und ermöglichte offenbar höhere Temperaturen. Die Befunde sprechen für eine gezielte und differenzierte Nutzung des Feuers, etwa zum Kochen, zur Werkzeugherstellung oder als Wärmequelle.
Obwohl Feuer als zentrale Ressource für das Überleben in der Eiszeit gilt, sind gut erhaltene Feuerstellen aus dem Zeitraum des letzten Eiszeitmaximums (vor etwa 26.500 bis 19.000 Jahren) in Europa selten. Die Gründe dafür sind bisher unklar, möglicherweise wurden Spuren durch klimatische Bedingungen zerstört oder alternative Technologien kamen zum Einsatz.
Die Studie liefert neue Anhaltspunkte für die Rolle des Feuers in der menschlichen Entwicklung und zeigt, dass eiszeitliche Jäger- und Sammlergruppen über ein differenziertes Wissen im Umgang mit Pyrotechnik verfügten. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Geoarchaeology veröffentlicht.