Wien. Personalberater Lawyers & More hat 600 Wiener Jus-Studierende zu Studienzufriedenheit und Berufseinstieg befragt.
Wie sind aktuell die Studienrealität und die Berufsaussichten für Absolventinnen und Absolventen der Rechtswissenschaften in Wien? Werden die Studierenden auf den Berufseinstieg gut vorbereitet? Gibt es mittelfristig in Österreich genug Juristinnen und Juristen in Verwaltung, Wirtschaft und den juristischen Kernberufen? Welche Kenntnisse werden in Zukunft gebraucht?
Antworten auf diese Fragen suchte die auf juristische Berufe spezialisierte Personalberatung Lawyers & More gemeinsam mit Studierendenvertretungen dreier Unis in Wien, an denen rechtswissenschaftliche Studien angeboten werden (Uni Wien, WU Wien, Sigmund Freud PrivatUni). Die Umsetzung erfolgte durch die Observer GmbH in Kooperation mit der Marktforschungs- und Marketingberatung Hasslinger Consulting. Die Ergebnisse wurden im Presseclub Concordia vorgestellt.
Bernhard Breunlich, geschäftsführender Gesellschafter von Lawyers & More, hielt die Eröffnungsrede. Observer-Chef Florian Laszlo präsentierte die Ergebnisse der Umfrage. Am Podium diskutierten Leander Götz (Fakultätsvertretung Jus, Uni Wien), Christian Koller (Uni Wien), Linda Mittnik-Potmesil (Justizministerium), Alexander T. Scheuwimmer (Juristenverband und Partner bei Taiyo Legal), Ingrid Schöberl (Industriellenvereinigung), Simon Schützeneder (Vereinigung Österreichischer Unternehmensjuristen VUJ) und Martin Spitzer (WU Wien).
Die Ergebnisse
Insgesamt langten in der im März 2025 durchgeführten Online-Umfrage unter Studierenden der Rechtswissenschaften in Wien 605 Fragebögen ein (Uni Wien: 348, WU: 225, SFU: 32).
- Die Befragten zeigten sich allgemein mit dem Studium überwiegend zufrieden (vierstufige Skala von „1 – sehr zufrieden“ bis „4 – nicht zufrieden“). Die generelle Zufriedenheit mit dem Studium erzielte einen Mittelwert von 2,17.
- Deutlich schlechter eingeschätzt werden der Praxisbezug (2,74), die persönliche Betreuung im Studium (2,76) und als Schlusslicht das Platzangebot in den Lehrveranstaltungen (2,99).
Eine zentrale Frage in der Umfrage behandelte das Berufsfeld für die erste Beschäftigung: „In welcher Branche bzw. welchem Einsatzfeld möchtest du in das Berufsleben einsteigen?“
- Am häufigsten wurden hier die „klassischen Berufsfelder“ Anwaltsberuf (36 %) und Justiz (20 %) genannt.
- Auf dem 3. Platz folgte die Tätigkeit als Unternehmensjurist:in (14%; deutliche Abweichung bei WU-Studierenden) vor „anderer juristischer Tätigkeit“ (7 %).
- Danach rangierten Verwaltung und Interessenvertretung/NGO/NPO mit jeweils 5 %.
- Notariat und Wirtschaftstreuhandwesen folgten mit jeweils 4 %.
- Geschlechterspezifisch zeigten sich Unterschiede: Männer tendieren demnach stärker zum Anwaltsberuf als Frauen (42% vs. 35%), umgekehrt ist es bei der Justiz (15% vs. 22 %).
Das liebe Geld und die Freizeit
Breit gefächert waren die Antworten bezüglich Einstiegsgehalt:
- 27 % der Befragten erwarten ein Einstiegsgehalt monatlich (brutto) zwischen 2.500 und 2.999 Euro. 23 % liegen darunter, 22 % erwarten zwischen 3.000 und 3.499 Euro, 19 % mehr als 3.500 Euro.
- Frauen liegen in ihren Erwartungen durchschnittlich unter jenen von Männern. Während 23 % zwischen 2.000 und 2.500 Euro und 30 % monatlich zwischen 2.500 und 2.999 Euro brutto erwarten, liegen hier 29 % ihrer männlichen Kollegen bei einer Erwartung von über 3.500 Euro (dem höchsten abgefragten Wert).
Die Studierenden wurden auch zu ihren Erwartungen ans Berufsleben befragt. Als wichtigste Erwartung in den ersten fünf Karriere-Jahren überwiegt bei den Befragten:
- „Finanzielle Sicherheit“ mit 24 % vor
- „Aufstiegschancen“ mit 23 % und
- „Sinn durch die Tätigkeit erfahren“ mit 20 %.
- Danach folgten „Lernen“ und „Work-Life-Balance“ mit jeweils 13 %.
- „Leistungsorientierung“ kam auf 5 %.