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Mikrochips: EU hinkt eigenen Ansprüchen hinterher

Annemie Turtleboom EU ECA Extrajournal
Annemie Turtleboom (© ECA Sophie Margue / beigestellt)

Brüssel. Die ehrgeizigen Ziele der EU für eine starke Position am Weltmarkt für Mikrochips sind nicht zu erreichen, warnt der Europäische Rechnungshof.

Die EU wird ihr Ziel, bis 2030 einen Anteil von 20 Prozent am Weltmarkt für Mikrochips zu erreichen, voraussichtlich verfehlen. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des Europäischen Rechnungshofs hervor. Das 2022 beschlossene EU-Chip-Gesetz habe zwar Investitionen angestoßen, werde aber die Position der EU in der Mikrochip-Industrie nicht entscheidend stärken, hieß es in einem Pressebriefing. Dieses Gesetz wurde 2022 als Reaktion auf Lieferengpässe während der Pandemie unter Zeitdruck ausgearbeitet und trat im September 2023 in Kraft.

Nachhaltige Mikrochips im Fokus

Die EU hatte sich im Rahmen ihrer Digitalstrategie eigentlich das (offenbar zu hoch gesteckte) Ziel gesetzt, bis 2030 einen wertmäßigen Anteil von 20 Prozent an der globalen Produktion moderner und nachhaltiger Mikrochips zu erzielen. Die Rechnungshof-Prüfer bescheinigen der EU-Kommission zwar Fortschritte, sehen aber eine deutliche Lücke zwischen Anspruch und tatsächlicher Entwicklung. Laut Annemie Turtelboom vom Europäischen Rechnungshof ist das Ziel ambitioniert und derzeit nicht erreichbar. Um es zu erreichen, müsste die EU ihre Produktionskapazität bis 2030 vervierfachen – ein Tempo, das derzeit allerdings nicht absehbar ist.

Die Finanzierung ist ein weiterer Knackpunkt: Die EU-Kommission trägt mit 4,5 Milliarden Euro nur rund 5 Prozent der im Chip-Gesetz bis 2030 vorgesehenen 86 Milliarden Euro bei. Der Großteil der Mittel muss also von den Mitgliedstaaten und der Industrie aufgebracht werden. Zum Vergleich: Die weltweit führenden Chip-Hersteller investierten zwischen 2020 und 2023 rund 405 Milliarden Euro.

Mikrochip-Strategie: Es mangelt an Koordination

Zudem fehlt der EU-Kommission das Mandat, nationale Investitionen zu koordinieren, sodass eine einheitliche Umsetzung der Ziele erschwert wird. Auch mangelt es dem Chip-Gesetz an klaren Zielvorgaben und einer systematischen Überwachung. Weitere Herausforderungen sind die Abhängigkeit von Rohstoffimporten, hohe Energiekosten, Umweltauflagen, geopolitische Unsicherheiten und der Fachkräftemangel. Die europäische Mikrochip-Industrie ist zudem von wenigen Großunternehmen (und damit auch von einigen wenigen Ländern) geprägt, was die Branche anfällig für Ausfälle einzelner Projekte macht.

Der Bericht geht davon aus, dass der EU-Anteil am Weltmarkt trotz steigender Kapazitäten bis 2030 nur leicht von 9,8 Prozent (2022) auf 11,7 Prozent wachsen wird. Das ursprüngliche Ziel von 20 Prozent bleibt damit außer Reichweite.

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