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Business, Recht

Immer mehr Pensionisten sollen arbeiten: Wirkt die Förderung?

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Österreich. Neue Förder-Anreize sollen mehr Pensionisten zum Nebenerwerb motivieren. Das scheint zu klappen – oder passiert sowieso, legt eine Studie nahe.

Konkret geht es um die Übernahme von Pensionsbeiträgen durch die öffentliche Hand, deren Wirkung laut Parlamentskorrespondenz unklar ist: Zwar steigt der Anteil der erwerbstätigen Pensionsbezieher:innen seit mehreren Jahren kontinuierlich an, das tat er aber auch schon vor dem Start der Maßnahme.

Seit 2023 gibt es neue Anreize

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, hat das Parlament 2023 verschiedene Anreize für längeres Arbeiten im Alter beschlossen:

  • Unter anderem übernimmt der Bund seit Anfang 2024 – für zwei Jahre befristet – einen Teil der zu leistenden Pensionsversicherungsbeiträge, wenn jemand neben dem Pensionsbezug einer Erwerbstätigkeit nachgeht.
  • Bis zur doppelten Geringfügigkeitsgrenze (2024 waren das monatlich 1.036,88 €) – und gedeckelt mit 10,25% – braucht der bzw. die betreffende Beschäftigte demnach keine Pensionsbeiträge zahlen. Das entspricht einer monatlichen Entlastung von bis zu 106,28 € im Jahr 2024 bzw. 112,98 € im Jahr 2025.

Ob Pensionist:innen dadurch tatsächlich motiviert wurden, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen, ist allerdings unklar, so ein Evaluierungsbericht des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger, der vor kurzem von Sozialministerin Korinna Schumann dem Parlament vorgelegt wurde. Zwar waren 2024 deutlich mehr Pensionsbezieher:innen erwerbstätig als noch 2023, ein sprunghafter Anstieg war aber nicht zu verzeichnen. Vielmehr setzte sich ein seit mehreren Jahren anhaltender Trend fort, heißt es: Arbeiteten 2015 zum Stichtag 1. Juli nur rund 2,3% aller Pensionist:innen nebenbei, waren es 2024 bereits rund 3,8%. Am stärksten stieg die Kurve dabei im Jahr 2021 an.

71.609 erwerbstätige Pensionsbezieher:innen

Absolute Zahlen enthält der Bericht für die Jahre 2022 bis 2024, wobei zu beachten ist, dass geringfügig Beschäftigte nicht umfasst sind und es insbesondere für die letzten Monate 2024 noch Nachmeldungen geben könnte. Demnach waren 2022 durchschnittlich 62.059 Pensionsbezieher:innen erwerbstätig, 2023 waren es 67.940 und 2024 71.609. Darunter waren jeweils deutlich mehr Frauen als Männer, wobei das unterschiedliche gesetzliche Pensionsalter eine wesentliche Rolle spielt. So fielen 25.509 von 42.459 erwerbstätigen Pensionistinnen im Jahr 2024 in die Altersgruppe 60 bis 64 Jahre, während bei über 65-Jährigen 29.150 Männer 16.950 Frauen gegenüber stehen. Etwas mehr als ein Viertel der erwerbstätigen Pensionist:innen waren älter als 70.

Selbständige und freiberufliche Pensionisten sind in der Mehrheit

Annähernd die Waage hielten sich 2024 ASVG-Versicherte und GSVG-Versicherte (26.275 zu 26.502). Dazu kamen 6.458 Versicherte nach dem Bauern-Sozialversicherungsgesetz (BSVG) und 9.331 freiberuflich Tätige. Bei den Wirtschaftszweigen dominieren bei den unselbstständigen Beschäftigungsverhältnissen der öffentliche Bereich inklusive Erziehung und Unterricht (4.703 Personen), das Gesundheits- und Sozialwesen (4.387 Personen) und der Handel (4.199 Personen). Die vorläufigen Kosten für das Budget werden im Bericht für 2024 – bezogen auf das bisher von den Pensionsversicherungsträgern gemeldete Volumen – mit knapp 54,69 Mio. € angegeben, wobei der weitaus größte finanzielle Brocken auf den GSVG-Bereich (35,83 Mio. €) entfällt.

Zusammenfassend hält der Dachverband der Sozialversicherungsträger fest, dass nicht abgeschätzt werden könne, inwiefern sich die Übernahme der Pensionsversicherungsbeiträge durch den Bund auf die Erwerbsbeteiligung von Pensionist:innen ausgewirkt habe. Neben gesetzlichen Maßnahmen wie dieser könnten auch zahlreiche andere Faktoren wie die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, der demographische Wandel sowie persönliche Gründe eine wesentliche Rolle spielen. Auch die Angleichung des Regelpensionsalters der Frauen kann die Entwicklung beeinflussen. Die einzelnen Effekte seien mit den vorliegenden Daten nicht quantifizierbar, so der Bericht.

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