Wien. Eine Studie von Uni Wien und TU München zeigt, dass es den größten Widerstand gegen systemische Eingriffe vor deren Einführung gibt.
Eine aktuelle Untersuchung unter Leitung der Universität Wien und der Technischen Universität München befasst sich mit der gesellschaftlichen Akzeptanz neuer systemischer Maßnahmen wie Rauchverboten, Tempolimits oder Steuern auf Zucker und Fleisch. Die Ergebnisse zeigen, dass der Widerstand gegen solche Eingriffe in der Regel vor deren Einführung am stärksten ausgeprägt ist. Nach der Umsetzung sinkt die Ablehnung allerdings deutlich.
Die Forschenden analysierten für die Studie unter anderem Umfragedaten zur Einführung von Rauchverboten an Arbeitsplätzen in mehreren europäischen Ländern sowie Daten zu Fahrverboten und Steuererhöhungen auf Fleisch und Alkohol. Dabei zeigte sich, dass die psychologische Reaktanz – das heißt die ablehnende Haltung gegenüber Einschränkungen der persönlichen Freiheit – vor der Einführung am höchsten ist. Nach der Umsetzung der Maßnahmen nimmt diese Reaktanz jedoch signifikant ab.
Gesellschaftlicher Nutzen wichtig
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Akzeptanz neuer Regeln insbesondere dann steigt, wenn deren gesellschaftlicher Nutzen erkannt wird. Während vor der Einführung vor allem individuelle Verluste wie Einschränkungen von Freiheit oder Komfort im Vordergrund stehen, rücken nach der Umsetzung zunehmend die Vorteile für die Allgemeinheit, etwa im Bereich Gesundheits- oder Klimaschutz, in den Fokus.
Die Studie liefert zudem Hinweise für die Kommunikation solcher Maßnahmen: Wird bereits vor der Einführung auf die gesellschaftlichen Vorteile hingewiesen, fällt die Ablehnung geringer aus. In Experimenten zeigte sich, dass Teilnehmende, die sich frühzeitig mit den positiven Effekten auseinandersetzen, einer neuen Regelung weniger kritisch gegenüberstehen.
Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht und bieten Anhaltspunkte für Politik und Gesellschaft, wie systemische Maßnahmen zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen kommuniziert werden können, um eine höhere Akzeptanz zu erreichen. Die Forschenden betonen, dass das Verständnis für die Wahrnehmung und Akzeptanz neuer Regeln ein wichtiger Baustein für deren erfolgreiche Umsetzung ist.