Sicherheit & Forensik. Die deutsche Cyberagentur hat das Forschungsprogramm „Forensische Digitalisate“ gestartet: Es soll ein neues, universelles Datenformat entwickeln, indem sich alle Spuren sichern lassen.
Die deutsche Agentur für Innovation in der Cybersicherheit hat vor kurzem das Forschungsprogramm „Forensische Digitalisate“ gestartet. Dessen Ziel ist die Entwicklung eines universellen Datenformats für analoge und digitale Spuren. Die Ausschreibung ist für vier Jahre geplant, interessierte Konsortien können sich bis zum 2. Juli 2025 beteiligen. Forensische Digitalisate sind Kopien von Daten, die im Zuge einer forensischen Untersuchung erstellt werden und als Beweismittel dienen können.
Die Cyberagentur wurde 2020 als Inhouse-Gesellschaft des Bundes gegründet und ist Teil der Nationalen Sicherheitsstrategie Deutschlands. Christian Hummert ist Forschungsdirektor und Geschäftsführer der Agentur mit Sitze in Halle (Saale), Daniel Mayer fungiert als kaufmännischer Direktor.
Neue Methoden
Im Fokus steht die Erforschung neuer Methoden zur automatisierten Korrelation von Spuren, um Ermittlungen künftig effizienter zu gestalten. Der Hintergrund: Bisher wurden analoge und digitale Spuren, beispielsweise aus der Telekommunikationsüberwachung und der Smartphone-Forensik, stets isoliert betrachtet – das soll nun anders werden. Dabei sollen Prognosen über Inhalte, etwa anhand von Chatverläufen, sowie Metadaten wie Zeitstempel und Ortsdaten, auf bisher nicht untersuchten Geräten generiert werden. Besonders relevant kann das laut Aussendung sein, wenn Smartphones durch Sicherheitsmaßnahmen schwer zugänglich sind oder vor der Sicherung manipuliert wurden.
Datensätze abgleichen
Geplant ist die Entwicklung von Verfahren, die divergierende Datensätze abgleichen und konsistente Spuren automatisch oder halbautomatisch validieren. Ein weiterer Schwerpunkt des Forschungsprogramms liegt auf der Berechnung neuer kriminalistisch relevanter Hinweise aus bestehenden Spuren, etwa durch die Rekonstruktion eines Gangbilds aus analogen und digitalen Quellen.
Zweistufige Umsetzung
Die konkrete Umsetzung erfolgt in zwei Stufen: Zunächst wird ein interoperables Digitalisat-Format entwickelt, anschließend exemplarische Verfahren zur Neuberechnung und Validierung von Informationen erarbeitet und getestet. Wichtig sei die Anwendung nachvollziehbarer Methoden, darunter klassische Entscheidungsbäume, statistische und algorithmische Ansätze, heißt es. KI wird zum Einsatz kommen, aber nicht ausschließlich. Ziel ist laut den Angaben ein Leistungsvergleich, der neue und bewährte Technologien systematisch gegenüberstellt und die Eignung für forensische Anwendungen prüft.