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Autos brauchen auch vorne ein Bremslicht, so eine Studie der TU Graz

Vordere Bremsleuchten sind grün ©TU Graz / Adobe Stock / bearbeitet

Neuer Vorstoß. Bremslichter gibt es derzeit nur hinten am Fahrzeug. Doch auch vorne wären sie sinnvoll, so die TU Graz und das Bonner Institut BIRVp: Die Zahl der Unfälle würde um 17 Prozent sinken.

Die Rekonstruktion von Unfällen an Straßenkreuzungen ergab im Rahmen einer Studie, dass eine zusätzliche Bremsleute an der Fahrzeugfront bis zu 17 Prozent der Kollisionen verhindert hätte, so eine Aussendung der Uni. Die vorderen Bremsleuchten würden grün statt rot leuchten und ließen sich recht unkompliziert in das Design von Fahrzeugen integrieren, heißt es: Sie zeigen dem Gegenverkehr an, dass das entgegenkommende Auto bremst – oder auch nicht.

Eine Idee und ihre Wirkung

Die Idee der vorderen Bremsleuchte gibt es schon länger, umgesetzt hat sie bislang noch kein Fahrzeughersteller. Ein Forschungsteam um Ernst Tomasch vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz hat in Zusammenarbeit mit dem Bonner Institut für Rechts- und Verkehrspsychologie (BIRVp) nun in einer Unfallrekonstruktionsstudie deren Verkehrssicherheitseffekt genau untersucht: Die Analyse von 200 realen Unfällen an Straßenkreuzungen ergab, dass – abhängig von der Reaktionszeit der Verkehrsteilnehmer:innen – 7,5 bis 17 Prozent der Kollisionen durch eine zusätzliche Bremsleuchte an der Fahrzeugfront verhindert worden wäre, heißt es. In bis zu einem Viertel der Fälle hätten die Leuchten zusätzlich für eine reduzierte Aufprallgeschwindigkeit gesorgt und damit Verletzungen abgemildert.

Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich im Fachmagazin Vehicles erschienen („Assessment of the Potential of a Front Brake Light to Prevent Crashes and Mitigate the Consequences of Crashes at Junctions“, Ernst Tomasch, Bernhard Kirschbaum, Wolfgang Schubert).

Verkürzte Reaktionszeit

Vordere Bremsleuchten signalisieren entgegenkommenden und bis zu einem gewissen Grad auch sich seitlich nähernden Verkehrsteilnehmer:innen, ob ein Fahrzeug abbremst (bzw. ob ein stehendes Fahrzeug anfahren könnte, wenn dessen Bremslicht erlischt). „Dieses visuelle Signal kann die Reaktionszeit der anderen Verkehrsteilnehmer:innen deutlich reduzieren“, so Ernst Tomasch von der TU Graz: „Dadurch verringert sich der Anhalteweg und letztlich die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls.“

Da bislang Fahrzeuge mit vorderen Bremsleuchten nur im Rahmen eines Feldversuches in der Slowakei im realen Straßenverkehr unterwegs sind, mussten die Forschenden auf eine Kombination aus Unfallrekonstruktion und -simulation zurückgreifen. Dazu haben sie 200 Pkw-Unfälle an österreichischen Straßenkreuzungen herangezogen, die in der Central Database for In-Depth Accident Study (CEDATU) erfasst sind.

Zunächst wurden die Abläufe aller Unfälle im Detail rekonstruiert. Anschließend simulierten die Forschenden das Geschehen erneut und unterstellten dabei, dass die von nachrangigen Straßen kommenden Fahrzeuge mit einer vorderen Bremsleuchte ausgestattet waren. Wenn die vordere Bremsleuchte für die Verkehrsteilnehmer:innen auf der Vorrangstraße sichtbar war, wurde in der Simulation eine schnellere Reaktion angenommen, infolge dessen sich der Anhalteweg reduzierte. Aus den Unterschieden zwischen realen Unfällen und Simulationen schlossen die Forschenden auf den unfallpräventiven Effekt.

Bremsleuchten auch an den Seiten

Auch Bestandsfahrzeuge könnten relativ günstig mit vorderen Bremsleuchten nachgerüstet werden, heißt es. „Vordere Bremsleuchten haben aber nur dann einen positiven Effekt, wenn andere Verkehrsteilnehmer:innen sie tatsächlich sehen können. Das war in rund einem Drittel der rekonstruierten Unfälle durch den ungünstigen Winkel zwischen den beteiligten Fahrzeugen nicht der Fall“, so Tomasch: „Daher empfehlen wir die Bremsleuchten auch an den Seiten der Fahrzeuge anzubringen und den potenziellen zusätzlichen Effekt zu untersuchen.“

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