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Studien des Tages: Wieviel uns Büros, Reisen, Vorsorge und Bargeld künftig wert sind

Andreas Gnesda ©Teamgnesda

Märkte & Analysen. Neue Studien von Teamgnesda, Allianz Partners und Strategy& betrachten das Budget der Österreicher für Urlaub und Gesundheitsvorsorge sowie die Trends bei Homeoffice und Bargeld.

Teamgnesda sieht Einsparungsmöglichkeiten bei Büroflächen

Das Beratungsunternehmen Teamgnesda hat gemeinsam mit pro m2 und Vitra den aktuellen „Office Report 2025“ veröffentlicht. Laut einer Aussendung wurden dafür zwischen März und Mai 2025 Daten von 201.000 Mitarbeitenden, 156.000 Arbeitsplätzen und rund 4,32 Millionen Quadratmetern Bürofläche erhoben, was ungefähr 50% der professionell genützten Büroflächen in Wien entspricht. Die Ergebnisse: Unternehmen sitzen auf nicht genutzten Flächen, die Büroauslastung liegt weit unter dem Vorkrisenniveau und das Bedürfnis nach Flexibilität, Agilität und sinnstiftender Arbeitsplatzgestaltung wächst. 96 % der Unternehmen und 99,4 % der Mitarbeitenden in Österreich haben laut Studie Zugang zu Homeoffice – durchschnittlich 2,4 Tage pro Woche. Die durchschnittliche Präsenz der Mitarbeitenden liegt bei nur 52 %, heißt es.

„Die sogenannte Rückkehrpflicht bleibt ein Mythos. Wir wollen, dass Mitarbeitende wieder ins Büro kommen – doch viele vergessen, warum sie überhaupt dort sein sollten. Es fehlt oft das gemeinsame Warum. Homeoffice, hybride Arbeit und Sharing-Modelle sind längst kein Trend mehr. Sie sind gelebte Praxis – und machen klar, wie viel Bürofläche heute ineffizient genutzt wird“, erklärt Andreas Gnesda, Gründer von Teamgnesda.

Sein Office Report 2025 kommt auch zu dem Ergebnis, dass selbst am stärksten frequentierten Tag (Dienstag), nur maximal 68 % der Beschäftigten im Büro sind. Freitags sinkt dieser Wert demnach auf durchschnittlich 29 %. „Die Zahlen zeigen, dass ein Sharing Faktor von 0,68 problemlos möglich wäre – entsprechend der maximalen Anwesenheit der Mitarbeitenden im Büro. Eine Reduktion, die faktisch ohne Einschränkungen im Arbeitsalltag sofort umsetzbar wäre. Provokant formuliert: Rund ein Drittel aller Schreibtische in Wiens Büros werden nicht gebraucht“, so Gnesda.

Reiselust der Österreicher bleibt hoch

Trotz Inflation, wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Spannungen bleibt das Fernweh der Österreicherinnen und Österreicher ungebrochen: 74 % planen laut dem „2025 European Summer Vacation Confidence Index“ von Allianz Partners zwischen Juni und September einen Sommerurlaub – obwohl sich 61 % wegen steigender Kosten und 51 % wegen ihrer finanziellen Lage sorgen. „Die Reiselust hierzulande bleibt hoch, fast drei Viertel der Österreicher:innen wollen heuer im Sommer verreisen. Und wer nicht fährt, trifft eine bewusste Entscheidung“, so Silke Zettl, Geschäftsführerin von Allianz Partners Österreich, in einer Aussendung.

27 % der Befragten meiden gezielt den Massentourismus im Sommer, 23 % wollen auf andere Reisezeiten ausweichen. Mit durchschnittlich 2.622 Euro pro Haushalt geben die Österreicher dieses Jahr mehr aus als im Jahr 2024 (2.421 Euro) – und liegen unter den befragten Euroländern an erster Stelle, vor den Niederlanden (2.364 Euro) und Deutschland (2.177 Euro). Mehr investieren nur das Vereinigte Königreich (2.747 Euro) und die Schweiz (3.722 Euro). 58 % beziehen Umweltrisiken mittlerweile in die Wahl ihres Reiseziels ein. Auch geopolitische Entwicklungen wirken sich aus: 41 % fühlen sich in ihrer Reiselust eingeschränkt, 39 % würden bei strengeren Grenzkontrollen umplanen. 42 % machen sich Sorgen um ihre persönliche Sicherheit – etwa wegen Kriminalität, Terrorgefahr oder lokaler Unruhen. Zwar verbringen 51 % einen Urlaub im Ausland, allerdings verreisen 43 % davon innerhalb Europas. 35 % verbringt den Sommerurlaub im eigenen Land. Einen kleinen Teil zieht es nach Asien (5 %), Afrika (4 %), Nordamerika (3 %) oder Südamerika (2 %).

Gesundheitsvorsorge ist den Österreichern 230 Euro pro Monat wert

Die Gesundheitsbranche steht vor einer umfassenden Neuordnung: Weg von der punktuellen Behandlung einzelner Erkrankungen hin zu einer kontinuierlichen Begleitung für ein gesundes Leben. Dieser Wandel zum Lifecare-Ökosystem vollzieht sich schneller als erwartet. Während frühere Prognosen von einer vollständigen Umsetzung bis 2035 ausgingen, rechnet heute mehr als ein Drittel der befragten Pharma-Führungskräfte mit einer Transformation bereits bis 2030. Das geht aus der aktuellen „Future of Health“-Studie von Strategy& hervor, der globalen Strategieberatung von PwC.

Die darin ebenfalls befragten Konsumenten gaben an, dass insbesondere Prävention für sie immer wichtiger wird. Schon heute investieren Verbraucher in den drei befragten Kernmärkten Deutschland, Großbritannien und den USA laut Aussendung im Median 210 Euro pro Monat in ihre Gesundheit (Deutschland: 225 Euro; Großbritannien: 205 Euro; USA: 307 Euro). In Österreich sind es demnach 230 Euro. Das Marktpotenzial für präventionsorientierte Gesundheitsangebote in Europa und den USA schätzt die Studie in einem etablierten Lifecare-Ökosystem auf rund 605 Mrd. Euro jährlich. Etwa die Hälfte davon entfällt mit 288 Mrd. Euro auf Europa.

Deutschland (46 Mrd. Euro) und Großbritannien (54 Mrd. Euro) zählen demnach zu den größten Einzelmärkten. In Österreich wird ein Potenzial von 5,2 Mrd. Euro pro Jahr prognostiziert. „Verbraucher erkennen immer mehr den Wert der eigenen Gesundheit und sind offen für neue Angebote – allein die Zahlungsbereitschaft für Prävention liegt in Deutschland und Österreich bei fast 10% des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens“, so Thomas Solbach, Partner bei Strategy& Deutschland und Autor der Studie.

Bargeld bleibt präferiertes Zahlungsmittel in Österreich

Bargeld verliert in Europa rapide an Bedeutung und wird zunehmend durch mobile Bezahlapps sowie Kredit- und Debitkarten ersetzt. Das zeigt die neue „Payments and Open Banking Survey” von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC. Aktuell wickeln demnach europaweit nur noch 23% der Befragten ihre Einkäufe am liebsten in bar ab. Zwei Jahre zuvor waren es noch 37%. An die Spitze der beliebtesten Zahlungsarten hat sich in Europa laut Studie die klassische Debitkarte gesetzt. Mit ihr bezahlen laut den Angaben inzwischen 40% der Befragten. Es folgen Kreditkarten (22%) und mobile Apps oder Wallets (14%). In Österreich nimmt die Vorliebe für Scheine und Münzen langsamer ab: Vor zwei Jahren zahlte knapp die Hälfte der Österreicher bevorzugt in bar (47%), heute sind es mit 39% deutlich weniger, so Strategy&. Bargeld bleibt jedoch das bevorzugte Zahlungsmittel. Damit ist Österreich laut Studie das einzige Land in Europa in dem Debitkarten und Co. noch nicht führend sind.

Auch weitere Banking-Präferenzen der Europäer haben sich demnach grundlegend verschoben: So sei für einen Großteil der Befragten inzwischen die Qualität der Banking-App der entscheidende Faktor für die Wahl ihres Finanzdienstleisters. Kostenlose Bargeldverfügbarkeit oder ein dichtes Filialnetz verlieren dagegen an Relevanz: „Die europäische Zahlungslandschaft befindet sich derzeit inmitten eines tiefgreifenden Paradigmenwechsels. Auch in Österreich beobachten wir, wie sich die Präferenzen der Kunden hin zu digitalen und individualisierbaren Angeboten verschieben und zugleich die Bereitschaft zum Teilen der eigenen Daten steigt. Zugleich fassen Herausforderer wie Neobanken und Fintechs immer stärker Fuß im Markt, indem sie diese Trends geschickt aufgreifen und die etablierten Banken herausfordern“, so Johannes Gärtner, Director bei Strategy& Deutschland und Co-Autor der Studie.

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