F&E und Wirtschaftsstandort. Trotz der schwierigen konjunkturellen und geopolitischen Lage geben die 500 größten Unternehmen der Welt mehr für F&E aus. In Europa liegt das Plus bei 5 Prozent.
Trotz der schwierigen konjunkturellen und geopolitischen Lage haben die umsatzstärksten Unternehmen der Welt ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) weiter erhöht, so eine Studie von Big Four-Multi EY, für die die 500 börsennotierten Unternehmen mit den größten F&E-Budgets weltweit untersucht wurden.
Viel Geld für das Geschäft von morgen
- Konkret sind die Forschungs- und Entwicklungsbudgets der 500 Unternehmen weltweit mit den höchsten F&E-Ausgaben im Jahr 2024 um insgesamt sechs Prozent gestiegen – obwohl ihr Umsatz nur um drei Prozent zulegte.
- Europäische Unternehmen mussten sogar Umsatzeinbußen von insgesamt zwei Prozent hinnehmen und steigerten ihre F&E-Ausgaben dennoch um fünf Prozent.
- Noch höhere Wachstumsraten bei ihren F&E-Budgets verzeichnen die Unternehmen aus Nordamerika (+6%)
- Spitzenreiter ist Asien mit einem Zuwachs von 7 Prozent.
Allerdings: Im Vorjahr war der Forschungsetat der Top 500-Unternehmen mit elf Prozent deutlich stärker gestiegen, so EY. Das Ausgabenwachstum besonders stark gedämpft haben die US-Unternehmen – von 13,2 auf 6,1 Prozent –, während die asiatischen Unternehmen den Anstieg von 9,4 auf 7,0 Prozent bremsten. Obwohl die europäischen Unternehmen die schlechteste Umsatzentwicklung aufwiesen, verlangsamte sich das Wachstum ihrer F&E-Budgets nur leicht: von 6,0 auf 5,3 Prozent.
Es sei ein positives Signal, dass europäische Unternehmen im Ranking bislang nicht der Versuchung erlegen seien, ihre F&E-Budgets drastisch zu kürzen, heißt es: Trotz rückläufiger Umsätze investieren viele weiterhin in Forschung und Entwicklung. Die Konjunkturschwäche in Europa dürfe auch jetzt nicht dazu führen, dass Europas Unternehmen bei Innovationen nachlassen.
Wo die größten Forschungsinvestoren sitzen
Die größten Investoren haben nach wie vor ihren Sitz in den Vereinigten Staaten: 135 der 500 Top-Investoren weltweit sind US-Unternehmen. Dahinter folgen Japan (93 Unternehmen), China (89) und Deutschland (31). Betrachtet man die Unternehmen mit den höchsten F&E-Ausgaben weltweit, sind aus Österreich zwei Unternehmen vertreten: voestalpine auf Rang 435 und Andritz AG auf Rang 491.
„Viele Unternehmen reagieren auf die schwache Weltkonjunktur und stagnierende Umsätze mit Sparprogrammen“, so Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich: „Wir sehen ein Umdenken: Unternehmen hinterfragen ihre Innovationsbudgets zunehmend kritisch.“
Um ihre eigene Innovationsfähigkeit zu stärken, setzen daher auch immer mehr europäische Unternehmen auf interne Reformen, so Reimoser: Dazu zählen demnach weniger Bürokratie, flachere Hierarchien und schnellere Entscheidungswege – mit dem Ziel, die Entwicklungskosten zu senken, Prozesse zu beschleunigen und die Innovationskraft zu erhöhen. EY verweist hier u.a. auf verstärkten KI-Einsatz, z.B. bei der Entwicklung von Prototypen. Zudem rücke Kooperation stärker in den Fokus: Erfolgreiche Unternehmen bauen gezielt Allianzen mit Startups, Universitäten oder Technologiekonzernen auf, heißt es.
US-Konzerne geben am meisten Geld für Innovationen aus
Die 135 US-Konzerne unter den Top 500 investierten zusammen 524 Milliarden Euro in Innovationen. Die 128 europäischen Unternehmen im Ranking kommen hingegen zusammen nur auf 231 Milliarden Euro an Investitionen.
Sieben Unternehmen in den weltweiten Top Ten der Unternehmen mit den höchsten Innovationsausgaben sitzen in den Vereinigten Staaten. Amazon hatte demnach 2024 das größte Innovationsbudget – umgerechnet knapp 82 Milliarden Euro (+3%; geschätzter Wert). Auf dem zweiten Platz folgt die Google-Muttergesellschaft Alphabet mit Entwicklungsausgaben von 45,6 Milliarden Euro (+9%), vor Meta Platforms (u.a. Facebook, WhatsApp und Instagram) mit 40,5 Milliarden Euro an Forschungs- und Entwicklungsausgaben (+14%).
Zwei europäische Unternehmen belegen ebenfalls Platzierungen in den Top Ten: Volkswagen auf Rang sieben mit 18 Milliarden Euro (+14%) und der Schweizer Pharmakonzern Roche auf Rang neun mit 16,1 Milliarden Euro (+8%).
Voestalpine aus Österreich erreicht Rang 435 mit 214 Millionen Euro F&E-Ausgaben im Geschäftsjahr 2023/2024 und verzeichnet somit ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Andritz AG erzielt Rang 491 mit rund 140 Millionen Euro F&E-Ausgaben und damit leicht mehr als im Vorjahr.
Pharmakonzerne investieren am meisten
Die höchste F&E-Intensität weisen traditionell Pharma-Unternehmen auf, bei denen der Anteil der Forschungsausgaben am Gesamtumsatz im vergangenen Jahr bei 16,5 Prozent lag. Die europäischen Pharmakonzerne lagen mit 17,1 Prozent nur leicht unter den nordamerikanischen Wettbewerbern (17,7%), aber deutlich oberhalb der asiatischen Unternehmen (13,9%).
Als überdurchschnittlich innovationsfreudig erweist sich Europa in erster Linie in der Automobilindustrie: Während die europäischen Automobilunternehmen 5,5 Prozent ihres Umsatzes in F&E investieren, liegt der Anteil in Asien und Nordamerika bei jeweils 4,0 Prozent.