Wien. Der KI-Einsatz wird in Unternehmen zur Normalität: Es werden um 7,5 Prozent mehr KI-Fachkräfte gesucht. Die Gesamtzahl der Stellenanzeigen nahm zuletzt aber deutlich ab, so PwC.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ist in Unternehmen inzwischen zur Normalität geworden – selbst in Branchen, die nicht direkt mit KI arbeiten, wird der Wert der Technologie zunehmend erkannt, so eine Aussendung von Big Four-Multi PwC. Darin werden die Ergebnisse des aktuellen „PwC AI Jobs Barometer 2025“ analysiert.
Die Studie soll die globalen Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze, Löhne, Anforderungsprofile und Produktivität erfassen. Für die Analyse wurden laut den Angaben eine Milliarde Stellenanzeigen aus 24 Ländern ausgewertet, darunter auch 13 europäische Staaten.
Sogar die Landwirte suchen jetzt mehr KI-Profis
Die Studie zeigt laut PwC:
- Während die Gesamtzahl der Stellenanzeigen zuletzt um 11,3% schrumpfte, stiegen die Jobs mit KI-Anforderungen seit dem Vorjahr um 7,5%.
- Zwischen 2019 und 2024 wuchs die Zahl der ausgeschriebenen Stellen in schwer zu automatisierenden Berufen – etwa im Bergbau oder Gastgewerbe – um 65%.
- In stark KI-geprägten Branchen wie dem Finanzwesen oder der Softwareentwicklung wuchs das Angebot um 38%.
Überraschend stark sei der Zuwachs in der deutschen Landwirtschaft: Hier boomen KI-nahe Berufsfelder, insbesondere dort, wo Mensch und Maschine zusammenarbeiten – mit einem Plus von 200% im Zeitraum von 2019 bis 2024. In Branchen wie Finanzen, Kommunikation oder Immobilien zeige sich dagegen ein Rückgang.
Warum die Gesamtzahl aller Stellenanzeigen zuletzt um 11,3 Prozent geschrumpft ist, kann der Big Four-Multi auch auf Anfrage nicht erklären. Der Rückgang könnte natürlich ein Effekt der weltweit schwächeren Konjunktur sein – denkbar wäre aber auch, dass sich erste Auswirkungen der manchmal befürchteten Stellenkürzungen durch vermehrten KI-Einsatz zeigen, auch wenn ein solcher Effekt umstritten ist.
„KI stärkt, statt zu ersetzen“
Die grundsätzliche These von PwC ist jedenfalls eine andere: Statt Jobs zu ersetzen, stärkt Künstliche Intelligenz die Fähigkeiten von Menschen – sogar in Bereichen, die stark automatisierbar sind, heißt es dazu.
- Konkret habe man festgestellt, dass sich das Produktivitätswachstum seit der Verbreitung von GenAI im Jahr 2022 in den Branchen, die am stärksten von KI betroffen sind (z. B. Finanzdienstleistungen, Software-Publishing), fast vervierfacht hat und von 7% im Zeitraum 2018-2022 auf 27% im Zeitraum 2018-2024 gestiegen ist.
- Im Gegensatz dazu sei die Produktivitätswachstumsrate in den Branchen, die vermeintlich am wenigsten von KI betroffen sind (z. B. Bergbau, Gastgewerbe), global im selben Zeitraum von 10% auf 9% zurückgegangen.
Die Daten von 2024 zeigen laut PwC, dass die am stärksten von KI betroffenen Branchen ein dreimal höheres Wachstum des Umsatzes pro Mitarbeiter:in verzeichnen als die am wenigsten betroffenen. Auch steigen in stark KI-geprägten Jobs die Löhne doppelt so schnell wie in anderen Bereichen, heißt es. Wer über KI-Kompetenzen – wie etwa Machine Learning oder Prompt Engineering – verfüge, verdiene im Schnitt 56% mehr.
„KI nimmt den Menschen nicht die Arbeit weg – im Gegenteil: Sie macht sie wertvoller, effizienter und besser bezahlt“, so Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie jetzt „strategisch in KI investieren müssen, wenn sie ihre Arbeitswelt neu denken und ihre Teams fit für die Zukunft machen wollen“, so der Österreich-Chef von PwC. Entsprechend rosige Aussichten haben also mutige Managerinnen und Manager, die die Zeichen der Zeit erkennen, so PwC. Gleichzeitig ist der KI-Einsatz natürlich auch ein immer wichtigeres Betätigungsfeld für Berater – worauf die Studie aber nicht eingeht.
„Akademische Abschlüsse verlieren, digitale Skills gewinnen“
Die Entwicklungen bringen laut PwC jedenfalls auch Herausforderungen mit sich.
- So ändern sich die Anforderungen an Mitarbeitende in Tätigkeitsfeldern mit starkem KI-Einsatz inzwischen um 66% schneller – im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 25%.
- Zudem zeige sich, dass Frauen stärker von dem Wandel betroffen sind als Männer. Für sie sei der Veränderungsdruck besonders hoch, da sie überdurchschnittlich oft in Branchen arbeiten, die von KI geprägt sind.
- Gleichzeitig verlieren akademische Abschlüsse an Bedeutung: Bei Jobs, in denen KI zum Einsatz kommt, sank der Anteil an Stellen mit Abschlussanforderung von 66% auf 59%, bei automatisierbaren Tätigkeiten sogar auf 44%.
KI verändere also nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch, was von Berufseinsteiger:innen erwartet wird. „Wer neugierig bleibt, Neues ausprobiert und digitale Tools klug nutzt, kann seine Stärken gezielt ausbauen und wirklich etwas bewegen. Entscheidend ist, Technologie mit Kreativität, Persönlichkeit und gutem Urteilsvermögen zu verbinden“, so Krickl.