Wien/Berlin. Mit „MANZ-Noxtua“ starten Fachverlag Manz und Legal-Tech-Unternehmen Noxtua ein neues KI-Rechtstool als „Legal AI Workspace“. In Deutschland ist C.H.Beck an Bord, weitere Verlage sollen folgen.
Mit Manz-Noxtua bringen der österreichische Rechtsverlag Manz und das europäische Legal-Tech-Unternehmen Noxtua einen neuen Legal AI Workspace auf den Markt, so eine Aussendung: Ziel sei es, Rechtsanwender:innen, Institutionen und Unternehmen eine zukunftsweisende Lösung zu bieten. Die Plattform soll künftig Inhalte mehrerer europäischer Fachverlage vereinen und so den Zugang zu kuratierter Fachinformation aus einer Hand ermöglichen, heißt es weiter. So ist auch Fachverlag C.H.Beck in Deutschland ein Noxtua-Partner und bietet dort „Beck-Noxtua“.
Manz-Noxtua nutzt als Datenbasis urheberrechtlich geschützte Fachinhalte von Manz (so wie das deutsche Pendant die Datenbank von C.H.Beck). Darüber hinaus greife Manz-Noxtua auf öffentlich zugängliche Informationen zu, wie das Rechtsinformationssystem RIS, Findok, EUR-Lex und parlamentarische Unterlagen. Durch die Integration der Inhalte mittels Retrieval-Augmented Generation (RAG) werden diese präzise in die KI-Abfragen von Manz-Noxtua eingebunden, heißt es.
Rechts-LLM als europäische Eigenentwicklung
Technik-Partner Noxtua startete als KI-Startup 2017, basierend auf Forschungsergebnissen von Leif-Nissen Lundbæk und Professor Michael Huth an der Universität Oxford und dem Imperial College London. Bezüglich der Technologie verweist das Unternehmen auf der Website auch auf das frühere deutsche Start-up Xayn.
Die Noxtua-KI gehe auf keines der großen, generischen LLM-Modelle aus den USA oder China zurück, sondern ist eine auf juristische Inhalte spezialisierte Eigenentwicklung. Noxtua verfolge mit seiner Initiative, Rechts-KI gemeinsam mit führenden europäischen Fachverlagen zu entwickeln, einen klar europäischen Ansatz: digitale Souveränität durch Zusammenarbeit statt Insellösungen, heißt es. Der Sitz der Noxtua AG ist in Berlin.
Der österreichische Partner hat 175 Jahre Geschichte
Seit mehr als 175 Jahren setze Manz Impulse für den österreichischen Rechtsmarkt – von der ersten Rechtsdatenbank Österreichs (RDB) 1986 bis zur Einführung des hauseigenen KI-Tools Genjus KI im Jahr 2025. Mit Manz-Noxtua knüpfe der Verlag an diese Tradition an und gehe bewusst den europäischen Weg: durch Kooperation mit Noxtua, um Fachinformationen verschiedener Verlage auf einer Plattform zusammenzuführen und so die Effizienz juristischer Arbeit grundlegend zu steigern.
Dazu integriere Noxtua die Publikationen von Manz in die Produktversion Manz-Noxtua und jene des führenden deutschen Fachverlags C.H.Beck in Beck-Noxtua. Künftig sollen die Publikationen beider – ebenso wie jene weiterer (noch ungenannter) europäischer Fachverlage – gemeinsam auf einer Plattform und länderübergreifend nutzbar sein.
Damit sollen Juristinnen und Juristen die Fachinformationen mehrerer Verlage an einem Ort abrufen, nahtlos in ihre Arbeitsabläufe einbinden und so effizienter arbeiten können. Das Ganze ist als umfassendes Tool konzipiert: In dem einheitlichen digitalen „Workspace“ sollen Recherchen, Analysen und die Erstellung juristischer Dokumente erfolgen, und zwar auch grenzüberschreitend.
Die Fähigkeiten und die Hoffnungen
Was der neue Manz- bzw. C.H.Beck-Workspace gemeinsam mit Noxtua bringen soll, ist laut den Angaben:
- Höhere Qualität der Antworten, präzisere Formulierungen und juristisch konsistente Argumentationen
- Unabhängigkeit von außereuropäischen Anbietern, da die Technologie souverän in Europa entwickelt und betrieben werde. Alle Daten werden DSGVO-konform verarbeitet.
- Domänenverständnis, das die Verlässlichkeit und Akzeptanz im juristischen Alltag steigere
- Juristischer Recherche in natürlicher Sprache mit Zugriff auf Fachliteratur, Judikatur und Gesetze
- Dokumentenanalyse mit automatischer Auswertung großer Datenmengen (inkl. Matrixanalysen von großen Dokumentenmengen)
- Dokumentenerstellung von Schriftsätzen, Verträgen und Memos
- Vorlagen und Workflows für Standardaufgaben
- Integration eigener Dokumente durch Konnektoren
- Für Manz-Noxtua werde der Legal AI Workspace in einem österreichischen Rechenzentrum betrieben. Das System erfülle hohe Anforderungen an Vertraulichkeit, Berufsgeheimnis und Datensicherheit und entspreche den Vorgaben der Richtlinien für die Ausübung des Rechtsanwaltsberufes (§ 40 Abs. 3 RL-BA 2015) in Österreich.
- In Deutschland erfülle Beck-Noxtua die Anforderungen von § 43a und § 43e BRAO sowie § 203 StGB und verfüge als einziger Legal AI Workspace über die sicherheitsrelevanten Zertifikate ISO/IEC 27018, BSI C5 und ISO/IEC 42001.
Der Start
Zielgruppe von Manz-Noxtua sind neben den klassischen Rechtsanwender:innen auch Rechtsprofis im institutionellen Bereich und in Unternehmen. Das neue KI-Tool ist noch nicht allgemein am Markt erhältlich, sondern soll laut Ankündigung demnächst für eine limitierte Anzahl von Betatest-Kundinnen und -Kunden verfügbar sein: Interessierte können sich in eine Warteliste für Manz-Noxtua eintragen. Für Beck-Noxtua gibt es die Warteliste hier.
Die Statements von der Kommandobrücke
„Seit mehr als 175 Jahren setzen wir uns bei Manz das Ziel, den Rechtsstaat mit verlässlichen Informationen zu stärken. Mit Noxtua haben wir einen Partner, der technologische Expertise mit einem klaren Bekenntnis zu europäischen Werten verbindet“, so Susanne Stein-Pressl (Geschäftsführende Gesellschafterin Manz).
„Wir sind stolz, mit Manz einen starken Partner in einer wichtigen europäischen Jurisdiktion gewonnen zu haben. Dies unterstreicht den eingeschlagenen Weg unserer Expansionsstrategie und unser Ziel leistungsfähige KI basierend auf europäischen Werten wie Datenschutz, Transparenz und Rechtsstaatlichkeit zu entwickeln. Mit Manz-Noxtua setzen wir nach Beck-Noxtua den nächsten Meilenstein, um eine wirklich europäische Alternative zu bestehenden Anbietern aufzubauen“, erklärt Leif-Nissen Lundbæk (CEO & Co-Founder Noxtua).





