München. Das deutsche Startup dataMatters will mit Echtzeit-Überwachung der Besucherströme die Überfüllung der Wiesn in den Griff bekommen.
Das junge Kölner Unternehmer dataMatters hat unter anderem ein Betriebssystem für Städte entwickelt, mit dem etwa der öffentliche Nahverkehr und die Energieversorgung optimiert werden sollen. Nun wurde ein weiteres Einsatzgebiet erfasst: Das Startup behauptet, eine Lösung für die ständige Überfüllung des Oktoberfests gefunden zu haben und legt ein entsprechendes technisches Konzept vor. Das vorigen Sonntag zu Ende gegangene Oktoberfest musste ja zwischenzeitlich wegen des großen Ansturms und aus Angst vor Massenpanik geschlossen werden.
Konkret wird vorgeschlagen, rund um die Zelte und Zugangswege auf der „Wiesn“ Sensoren zu installieren, um die Bewegungen der Besucher anhand ihrer Endgeräte anonym zu erfassen. Zum Einsatz könnten Bluetooth-Sensoren und Lidar-Sensoren kommen, letztere arbeiten mit gepulstem Laserlicht, um Objekte zu erfassen.
Anonymisierte Zähldaten
Über ein stromsparendes Funknetz könnten in weiterer Folge die anonymisierten Zähldaten in ein zentrales Auswertungszentrum fließen. Dann wertet KI fortlaufend die aktuelle Passantenfrequenz aus und erstellt Prognosen für mögliche Engpässe auf dem Festgelände. Auf diese Weise könnten kritische Situationen frühzeitig erkannt werden, um Einsatzkräften eine Grundlage für ihre Entscheidungen bereitzustellen. Es gehe aber auch darum, absehbare künftige Entwicklungen aufzuzeigen, meint dataMatters-Gründer Daniel Trauth. Er betont, dass sich ein solches Sensornetz innerhalb weniger Tage aufbauen ließe, auch ohne aufwändige Genehmigungsverfahren.
Die Daten würden durchgehend anonym blieben, da die Sensoren nur die Präsenz von Geräten zählen, nicht jedoch persönliche Informationen speichern. Die Sensoren arbeiten außerdem energieautark und versorgen sich über Solarzellen sowie langlebige Batterien, sodass zwischen Installations- und Wartungsintervallen bis zu 10 Jahre liegen können. Die Datenverarbeitung erfolgt direkt an den Sensoren, bevor aggregierte Informationen in den kommunalen Datenraum gelangen.
Anzahl der Personen messen
Das Konzept zur Echtzeit-Überwachung der Personenzahl wird von dem Startup in anderen Städten bereits zur Zählung der Menge an Passanten – etwa an öffentlichen Plätzen – eingesetzt. Entsprechende Tests hätten deutlich verringerte Wartezeiten und eine bessere Verteilung der Besucherströme gezeigt. Bei ähnlichen Großveranstaltungen in anderen europäischen Städten führte die Datenintegration zu weniger unkontrollierten Ballungen von Menschen. Die Prinzipien dieses Ansatzes lassen sich auf den öffentlichen Nahverkehr und kommunale Versorgungsnetze übertragen, um Kapazitätsengpässe in Bussen, Bahnen oder in der Abfallwirtschaft vorauszusehen.
Das Unternehmen scheint sich jedenfalls Hoffnung darauf zu machen, nächstes Jahr in München zum Einsatz zu kommen – laut den Oktoberfest-Veranstaltern soll es 2026 nämlich eine Echtzeit-Überwachung geben. Wie genau und von welchem Anbieter diese durchgeführt werden soll, ist allerdings noch offen.