Wirtschaft & Prognosen. Die globale Konjunktur tritt auf der Stelle, so eine Acredia-Studie: Handelskrieg und Welthandel vertragen sich schlecht. Doch 2027 sollte besser werden.
Besonders für Österreich, dessen Wirtschaft stark von Exporten abhängt, seien die Prognosen ein Warnsignal: Unternehmen müssen sich demnach auf schwächere Nachfrage, volatile Märkte und steigende Risiken einstellen. Zu diesem Schluss kommt laut Aussendung der aktuelle „Economic Outlook“ des Kreditversicherers Acredia gemeinsam mit Allianz Trade.
Freilich sind nicht alle Prognosen vollkommen pessimistisch: So erwartet das Wifo für Österreich 2026 immerhin ein schwaches Wachstum, während das Land konjunkturell 2025 auf der Stelle trat.
„Wachstum im Welthandel bricht deutlich ein“
- Laut Analysen dürfte sich das weltweite Handelswachstum von soliden +2 Prozent im Jahr 2025 auf nur noch +0,6 Prozent im Jahr 2026 verlangsamen, das ist ein Rückgang um rund zwei Drittel. Erst 2027 ist mit einer leichten Erholung auf +1,8 Prozent zu rechnen, so Acredia.
- Das globale Bruttoinlandsprodukt wächst 2025 und 2026 lediglich um +2,6 Prozent und liegt deutlich unter dem langjährigen Schnitt. Begleitet wird diese Flaute von hartnäckiger Inflation: 3,9 Prozent im Jahr 2025 und 3,6 Prozent im Jahr 2026. Damit droht eine Phase der Stagflation, die Unternehmen doppelt belastet.
„2025 ist geprägt von Vorzieheffekten, Hamsterkäufen in den USA und massiven Investitionen in Künstliche Intelligenz. Das hat die Märkte kurzfristig stabilisiert. 2026 wird die Quittung des Handelskriegs fällig und das Wachstum im Welthandel deutlich einbrechen “, so Michael Kolb, Vorstand von Acredia.
Österreich im Spannungsfeld
Für die österreichische Exportwirtschaft, die mehr als 50 Prozent ihres BIP im Ausland erwirtschaftet, wiegen die internationalen Bremsspuren besonders schwer. Der Rückgang der US-Nachfrage, eine schwächelnde deutsche Industrie, sowie geopolitische Unsicherheiten treffen zentrale Exportsektoren wie Maschinenbau, Automotive und Metallverarbeitung.
„Österreichische Unternehmen stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen ihre internationalen Absatzmärkte absichern und gleichzeitig in neue Märkte investieren, um Abhängigkeiten zu reduzieren“, so Kolb. Um bei der Gelegenheit eine Lanze für die eigene Produktpalette zu brechen: „Hier können Kreditversicherungen und Risikoanalysen von ACREDIA einen entscheidenden Beitrag leisten“, so Kolb.
So geht es in den USA, der Eurozone und China
In den USA verliert die Konjunktur weiter an Schwung: Nach einem Wachstum von +1,8 Prozent im Jahr 2025 dürfte die Wirtschaftsleistung 2026 nur noch um +1,6 Prozent zulegen. Das ist eine der schwächsten Werte seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Höhere Importzölle belasten dabei zunehmend die Kaufkraft der Haushalte, da ein großer Teil der Mehrkosten direkt an die Konsumenten weitergegeben werde.
Die Eurozone bleibt ebenfalls in der Wachstumsfalle. Nach +1,2 Prozent im Jahr 2025 erwarten die Analysten 2026 lediglich +0,9 Prozent. Besonders deutlich zeigt sich die Schwäche in Deutschland: Mit einem minimalen Zuwachs von +0,1 Prozent im laufenden Jahr droht die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in eine Phase anhaltender Stagnation zu rutschen und könne sich erst 2026 mit einem Plus von + 1,0 Prozent leicht erholen.
Auch China kann sich dem globalen Trend nicht entziehen. Das Wachstum verlangsamt sich von +4,8 Prozent im Jahr 2025 auf +4,2 Prozent im Folgejahr. Etwas optimistischer ist der Ausblick für Mittel- und Osteuropa, Lateinamerika und Afrika: Hier bleiben die Konjunkturperspektiven robuster, teils sind sogar steigende Wachstumsraten möglich.
Die Zollspirale und die Geopolitik
Bis zu diesem Punkt haben die Volkswirte allerdings bloß die Wirtschaftsdaten hochgerechnet – d.h so in etwa sollte es kommen, wenn alles läuft wie erwartet. Doch neben den Folgen des Handelskonflikts drohen weitere Belastungen, die die Prognosen über den Haufen werfen würden. Am wahrscheinlichsten gilt eine neue Zollrunde in den USA, die den Welthandel im Extremfall in die Rezession treiben könnte – was hier noch nicht einberechnet ist. Das Risiko dafür sieht Acredia bei rund 45 Prozent.
Zusätzlich bestehe die Gefahr eines De-Dollarisierungsschocks (35 Prozent) und von Staatsschuldenkrisen in hochverschuldeten Ländern wie Frankreich, Italien oder den USA (20 Prozent). Auch die Geopolitik bleibt ein Unsicherheitsfaktor: Eine Eskalation des Ukraine-Krieges, neue Spannungen im Nahen Osten oder ein Konflikt um Taiwan könnten globale Lieferketten empfindlich treffen.
„Mut zur Transformation“
Vor allem Deutschland, Österreichs wichtigster Handelspartner, leidet unter strukturellen Problemen: Demografie, Bürokratie, geringe Investitionsdynamik. „Das exportorientierte Modell bleibt unter Druck. Was es jetzt braucht, sind mutige Investitionen in Digitalisierung und grüne Transformation, auch in Österreich“, meint Kolb: „ Unternehmen müssen sich auf mehr Unsicherheiten einstellen, Risiken aktiv managen und ihre Geschäftsstrategien anpassen. Wer frühzeitig handelt, kann trotz Handelskrieg Chancen nutzen, besonders in jenen Regionen, die stabil bleiben oder wachsen. “