Graz. Ein europäisches Doktorandennetzwerk will aus pflanzlichen Reststoffen neue Materialien entwickeln – die TU Graz koordiniert.
Die TU Graz koordiniert das europäische Doktorandennetzwerk B3PO, das nachhaltige Kunststoffe aus pflanzlichen Reststoffen entwickeln wird. B3PO steht für „Better BioBased Polymer“; das Forschungsvorhaben wird über 4 Jahre von der EU mit 4,3 Millionen Euro gefördert. In dem Projekt arbeiten 15 Doktorandinnen und Doktoranden an neun Forschungseinrichtungen in ganz Europa.
Robert Kourist leitet das Netzwerk an der TU Graz und soll laut Aussendung Experten aus Industrie und Hochschulen zusammenbringen. Der Startschuss für das Netzwerk fällt im Januar 2026, wenn die ersten Doktorierenden ihre Projekte aufnehmen. Das Netzwerk fördert zudem ein neues Ausbildungsmodell mit doppelten Doktortiteln; die Promovierenden verbringen dafür längere Forschungsaufenthalte an zwei Partneruniversitäten und sammeln außerdem praktische Erfahrungen bei Industriepartnern. Auf diese Weise sollen sie Grundlagenforschung mit Anwendungen in echten Produktionsprozessen verknüpfen. Zu den Partnern des Forschungsprojekts gehören unter anderem Universitäten in Wien (darunter etwa die Boku), Berlin und Aachen sowie Unternehmen wie Henkel und SpinChem.
Nebenprodukt der Holzindustrie wird genutzt
Die technischen Details: Lignin, ein Nebenprodukt der Holz- und Papierindustrie, dient als Ausgangsstoff für neue Biopolymere – das sind Kunststoffe, die vollständig oder zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Wer es noch genauer wissen will: Lignin dient als Bindemittel zwischen Zellulosefasern und entsteht bei der Holz- und Papierproduktion als Nebenprodukt in großen Mengen.
Ziel der Forscher ist es nun, erdölbasierte Kunststoffe durch recycelbare und biologisch abbaubare Alternativen zu ersetzen. Die Forschung folgt einer dreistufigen Innovationsstrategie: Zuerst gewinnen die Forscher Lignin-Grundstoffe aus Holzabfällen, also chemische Ausgangsmaterialien für weiterführende Prozesse. Anschließend setzen sie biotechnologische Verfahren und Machine Learning ein, um die Rohstoffe aufzubereiten. Im dritten und letzten Schritt synthetisieren sie dann aus den Bausteinen Hochleistungsmaterialien für Verpackungen, Beschichtungen und Klebstoffe. Diese Materialien sollen nicht nur nachhaltig, sondern auch leistungsstärker als herkömmliche Kunststoffe sein.




