Wien/Rom. Die österreichische und die italienische Notariatskammer luden zur Fachveranstaltung. Neben Best Practices ist auch mehr Kooperation der Notare ein Ziel.
Am 9.Oktober 2025 fand in Rom die bilaterale Fachveranstaltung „Enabling SME growth: Entbürokratisierung und die strategische Rolle des Notariats“ statt – ein gemeinsames Projekt der Österreichischen Notariatskammer (ÖNK) und der Italienischen Notariatskammer (Consiglio Nazionale del Notariato, CNN) im Rahmen der Europäischen KMU-Woche 2025.
Rund 35 Teilnehmer aus Notariat, Wirtschaft und Politik aus Italien und Österreich diskutierten laut einer Aussendung die Rolle des Notariats als Partner kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Gastgeber und Präsident der italienischen Notariatskammer Vito Pace begrüßte die Gäste.
„Das Notariat schafft die Rahmenbedingungen, damit Unternehmen rechtssicher handeln, Investitionen planbar bleiben und Europa als Wirtschaftsstandort attraktiv ist. Das österreichische Notariat schaut in die Zukunft und hat Digitalisierung immer schon vorangetrieben. Gleichzeitig muss das Notariat darauf achten, dass Rechtssicherheit und Rechtmäßigkeitskontrolle bei aller Geschwindigkeit und Effizienzbestrebungen nicht unterminiert werden“, so Andreas Tschugguel, Vizepräsident der Österreichischen Notariatskammer.
„Gesellschaftsrecht ist nicht nur Recht für die Gesellschafter, sondern auch für das Publikum – für Gläubiger, für Investoren, für Arbeitnehmer“, so Tschugguel. Gesellschaftsrecht müsse Unternehmen, insbesondere KMUs, mit Digitalisierung und Effizienz unterstützen und gleichzeitig Rechtssicherheit beibehalten: „Wenn wir Bürokratie abbauen und Verfahren harmonisieren, schaffen wir ein Umfeld, in dem KMUs wachsen und Innovation entstehen kann. Genau daran arbeiten wir gemeinsam mit unseren europäischen Partnern“, so Tschugguel.
Digitalisierung und Entbürokratisierung
Ein Schwerpunkt der Konferenz lag auf der Entbürokratisierung unternehmerischer Prozesse. Österreich und Italien gelten laut einer Aussendung hier als Vorreiter: Digitale Notariatsdienste ermöglichen demnach die vollständig digitale Unternehmensgründung inklusive Beurkundung und Eintragung in einem rechtssicheren Online-Prozess, heißt es.
Enormes Potenzial liege im „One-Stop-Shop Prinzip“ des Notariats, wie Andreas Tschugguel, Vizepräsident der ÖNK betonte. Hier könnte Österreich auch als gutes Beispiel auf EU-Ebene dienen, meinte er.
Aufgaben zu Bündeln und eine zentrale Anlaufstelle zu haben für Rechtsberatung, Behördenwege, Dokumentation und Registrierung spart laut Tschugguel Zeit und Ressourcen. „Ziel ist es, Bürokratie zu reduzieren, Abläufe zu vereinfachen und Unternehmen zu entlasten – insbesondere in der Gründungs- und Wachstumsphase“, so der Vizepräsident.
Unternehmensnachfolge als Herausforderung
Für rund die Hälfte aller KMUs wird laut Tschugguel in den kommenden zehn Jahren eine Unternehmensnachfolge anstehen. Fehlende Planung gefährde nicht nur Betriebe, sondern ganze Wirtschaftsregionen, so der Vizepräsident.
Im Zentrum der Diskussionen standen rechtliche Vergleichsaspekte zwischen Österreich und Italien sowie mögliche Kooperationsfelder in der europäischen Notariatspraxis. Im Rahmen eines moderierten Panels wurden Best Practices aus beiden Ländern vorgestellt – von effizienten Digitalverfahren bis zu praxiserprobten Modellen im Gesellschafts- und Unternehmensrecht.
Die Fachveranstaltung in Rom markiert den Auftakt einer zweiteiligen europäischen Diskussionsreihe. Am 5. November 2025 folgt laut den Angaben in Brüssel der zweite Teil unter dem Titel „Partner für Wachstum: Notariate und KMUs in einem wettbewerbsfähigen Europa“, bei dem Vertreter der Europäischen Institutionen, des Notariats und des KMU-Sektors zusammenkommen sollen.




