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Sammelklagen wegen Daten­schutz­ver­stößen als großer Trend 2026

©ejn

Wenn IT richtig teuer wird. Freshfields warnt im neuen „Data Law Trends“ Report vor der Zunahme von Massenklagen wegen Datenschutzverstößen. Ungemach droht auch wegen „AI Washing“ und vom Jugendschutz.

Wirtschaftskanzlei Freshfields hat den diesjährigen „Data Law Trends“ Report veröffentlicht. In der Studie antizipieren die Anwältinnen und Anwälte der Sozietät die in ihren Augen wichtigen Trends im Datenrecht für 2026.

Was IT-Rechtler nächstes Jahr im Blick haben müssen

In einer Aussendung hebt Freshfields konkret mehrere Schwerpunkte hervor.

Zunahme von Massenklagen wegen Datenschutzverstößen.

Verbraucher wissen immer besser, wie sie Schäden gelten machen oder an Prozessfinanzierer abtreten können, die das Feld immer stärker erschließen, so Freshfields. Dabei geht es immer mehr um neuartige Fälle: So nehmen „non-attack“ claims zu, bei denen es um Datenschutzverletzungen in der routinierten Prozessverarbeitung wie Cookies Tracking geht. Genau beobachtet wird außerdem, ob der EuGH im Falle eines Kontrollverlustes über Daten ebenfalls Datenschutzklagen zulässt. Unternehmen müssen ihre Vorsorge- und Verteidigungsstrategie dringend verbessern, so Freshfields.

Minderjährige und Social Media

Der Schutz von Minderjährigen in den sozialen Medien steht ganz oben auf der Agenda der Gesetzgeber weltweit. In Australien tritt im Dezember dieses Jahres das Nutzungsverbot sozialer Medien für Jugendliche unter 16 Jahren in Kraft. UK verpflichtet seit Ende Juli Anbieter, Kinder vor pornographischen oder suizidalen Inhalten zu schützen; ähnliche Anstrengungen gibt es in US-Bundestaaten und Indien. Die EU will bis Ende des Jahres Empfehlungen zu einem Social-Media-Verbot für Kinder unter einem bestimmten Alter vorlegen und verwies ausdrücklich auf Australien als Vorreiter. Eine Herausforderung sei allerdings eine realistische Umsetzung der Gesetze, da mit technischen Umgehungen zu rechnen ist.

AI Washing kann teuer werden

KI ist als angesprienes Produktmerkmal in aller Munde. Doch die Wenigsten sind sich darüber im Klaren, dass eine übertriebene Darstellung ihres KI-Einsatzes in Produkten als Betrug gewertet werden kann, warnt Freshfields: 2024 einigten sich zwei Investmentberater in den ersten Fällen wegen irreführender Angaben zu KI und zahlten 225.000 bzw. 175.000 US-Dollar. 2025 erklärte die US-Börsenaufsicht SEC AI-Washing zu einer zentralen Durchsetzungspriorität.

Im Visier stehen irreführende Darstellungen von KI, sowohl bei börsennotierten Unternehmen als auch bei Start-ups – insbesondere die Umdeklarierung regelbasierter Automatisierungen als „KI“, die Übertreibung der Leistungsfähigkeit von Predictive-Analytics-Tools und Chatbots oder das unbegründete Labeln von Produkten mit „powered by AI“.

Falsche oder täuschende Angaben können Geldbußen von bis zu 7,5 Millionen Euro oder 1% des weltweiten Jahresumsatzes nach sich ziehen – je nachdem, welcher Betrag höher ist. „Unsere Anwälte glauben, dass wir in Europa künftig diese Entwicklung auch stärker sehen werden“, heißt es seitens Freshfields.

AI als Vorstandspflicht und Investorenfrage

Aus allen diesen Gründen wird AI für Vorstände immer wichtiger: In den USA und UK sei bereits klar der Trend hin zu Vorständen mit AI-Expertise zu erkennen. 60% aller Vorstände in den Automotive-Unternehmen, die im S&P 500 gelistet sind, haben AI-Kenntnisse.

Vorstände müssen jedoch nicht nur transparent kommunizieren (in den USA ist die Zahl S&P 500 Unternehmen, die Angaben über KI in den Jahresberichten machen, um fast 85% im letzten Jahr gestiegen) und Risiken regeln, sondern zugleich auch die Wettbewerbsvorteile ergreifen. Ansonsten drohe Druck durch Aktionäre und Untersuchungen durch Behörden.

Wenn ein Verstoß gleich mehrere Wächter auf den Plan ruft

Dieselbe Unternehmensentscheidung kann dabei mittlerweile gleich mehrere Aufsichtsbehörden auf den Plan rufen. Das kann eine bewusste Algorithmusänderung sein oder die Unternehmen kalt erwischen: Z.B. genügt die klassische Anonymisierung nicht mehr, denn KI kann re-identifizieren. Mit weitreichenden Folgen, heißt es: Datenschutz-, Wettbewerb-, Finanzaufsicht und Verbraucherschutz arbeiten bei Untersuchungen zunehmend koordiniert miteinander.

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