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Nova, Recht

Wenn Mark Twain aus dem Wiener Parlament berichtet

Buch Mark Twain Credit Parlamentsdirektion - Johannes Zinner
©Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

Buch. Mit „Mark Twain. Reportagen aus dem Reichsrat 1898/1899“ präsentieren Wiens Parlamentsdirektion und Residenz Verlag ein ungewöhnliches Stück Geschichte.

Der US-amerikanische Autor Mark Twain (eigentlich Samuel Langhorne Clemens, 1835-1910) hat mit seinen Erzählungen über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn Weltruhm erlangt.

Doch Mark Twain war auch Journalist, Reiseberichterstatter und einer der großen Chronisten seiner Zeit. Berühmt wurde er für seine ironisch-pfiffige Schreibweise, die dazu neigte, allzu sehr von sich selbst eingenommene Zeitgenossen unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückzuführen. Legendär ist seine Reaktion auf die Falschmeldung seines Ablebens im Jahr 1897: „Die Nachricht über meinen Tod“, schrieb Twain an die Zeitung, „ist stark übertrieben.“

Reportage in der Donaumonarchie

Ende des 19. Jahrhunderts weilte Mark Twain für zwei Jahre in Wien und beschrieb und notierte die damaligen Entwicklungen in der Hauptstadt des Habsburgerreiches – und als bedeutenden Teil davon auch parlamentarische Sitzungen im Reichsrat.

Mit humorvollem, aber auch kritischem Blick beschreibt und kommentiert der Autor mit feiner Klinge jede noch so feine Nuance der Sitzungen. Politisch ist das Ende des 19. Jahrhunderts eine Zeit der nationalen Spannungen, im Abgeordnetenhaus gehen die Wogen hoch. Mark Twain sitzt mittendrin, auf der Pressetribüne – beobachtet, notiert und schreibt.

Zwei Reportagen Twains zu Parlamentarismus entstehen in dieser Zeit, bis heute sind sie spannend und aktuell zu lesen, so die Parlamentskorrespondenz über die Arbeit des berühmten Kollegen der Vergangenheit.

Mark Twains Beobachtungen der Gesellschaft sind mehr als hundert Jahre alt, aber so scharfsinnig, dass sie bis heute wichtige Erkenntnisse liefern, meint Nationalratspräsidentin Doris Bures.

Das neue Buch

Die Parlamentsdirektion und der Residenz Verlag präsentierten nun gemeinsam das bibliophile Werk rund um den Wienaufenthalt des berühmten Autors.

Besonderen Einfluss auf die Entstehung hatte Bibliotheksdirektorin Elisabeth Dietrich-Schulz. Sie erzählte in ihrer Rede vom Erwachen des bibliothekarischen Jagdfiebers. „Bei meinem Eintritt in die Parlamentsbibliothek 1989 trug mir ein Journalist zu, dass es einen Text des berühmten Schriftstellers gäbe. Doch es war nicht zu finden. Digitalisierte Texte gab es damals auch noch nicht. An der Universität Wien fand ich einen Aufsatz, in welchem Twain seine Eindrücke von der 20. Sitzung des Abgeordnetenhauses des Reichrats am 28. Oktober 1897 schildert, in der Otto Lecher, deutschnationaler Abgeordneter, durch eine zwölfstündige Dauerrede die Rücknahme der Badenischen Sprachverordnungen zu erzwingen versuchte. Etwas später begab ich mich erneut auf die Suche nach einer Übersetzung des Textes und bei meiner Recherche in Österreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten tauchte plötzlich ein weiterer Text auf mit dem Titel ‚The Austrian Parliamentary System? Goverment by Article 14‘.“

Nachfahre Twains bestärkte Engagement

Bestätigt in ihrem Tun wurde die Bibliotheksdirektorin auch im Jahr 2016, als bei einem Besuch einer texanischen Juristendelegation ein Nachfahre von Mark Twain anwesend war, der sich überglücklich über die Bemühungen rund um seinen berühmten Vorahnen zeigte.

Hermann Beil, Theaterregisseur und Dramaturg, las bei der Präsentation im Camineum der Hofburg aus der Reportage „Bewegte Zeiten in Österreich“ und wies auf die Parallelen zu Streitigkeiten der Gegenwart hin. „Manche Bestrebungen sind leider immer noch sehr konstant.“

Das Buch mit zahlreichen Abbildungen und zwei Hör-CDs enthält außer den Originaltexten und Übersetzungen von Jacqueline Csuss und Werner Richter auch Beiträge von Hermann Beil, Gabriele Melischek und Josef Seethaler, Matthias Falter und Saskia Stachowitsch zur historischen Kontextierung der Twain-Texte.

Abbildungen des historischen Parlamentsgebäudes geben Einblick in die Zeit von damals. Auch Experten der Parlamentsdirektion haben Texte für das Buch verfasst: Elisabeth Dietrich-Schulz, Christoph Konrath und Andreas Pittler.

Link: Residenz Verlag

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