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Business, Motor, Recht, Steuer

Krieg der Studien bei E-Autos: Wachstum „nur leicht schwächer“

Günther Reiter ©PwC Österreich

Automarkt. Die Neuzulassungen stiegen bei E-Autos zuletzt nur noch halb so stark wie ein Jahr zuvor – aber fünfmal stärker als die von Verbrennern, so PwC und Strategy&.

Bei E-Autos herrscht derzeit eine Art Krieg der Studien: War gerade noch zu lesen dass hohe Preise und Reichweitenangst für die überwiegende Mehrzahl der Käuferinnen und Käufer in den USA wie Europa abschreckend wirken (GBK Collective bzw. Escalent), so zeigen andere Markterhebungen gleichzeitig weiterhin Zuwächse und weisen großes Käuferinteresse aus. Relativ zumindest.

Ein differenziertes Bild zeichnet eine heute veröffentliche Studie von PwC. Demnach hat die E-Mobilität 2023 ihren Wachstumskurs fortgesetzt und wichtige Wegmarken geknackt, gegen Jahresende allerdings weltweit an Dynamik eingebüßt. Zu diesem Schluss kommt die „Electric Vehicle Sales Review“ von Big Four-Multi PwC und Strategy&, der hauseigenen Strategieberatung von PwC. Für diese werden laut den Angaben die Neuzulassungszahlen in weltweit 20 ausgewählten Märkten – also nicht die gesamten Globalzahlen – ausgewertet.

Die Entwicklung

Demnach überstiegen in China allein im vierten Quartal 2023 die Verkäufe batteriebetriebener Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) erstmals die Zwei-Millionen-Marke – eine noch nie dagewesene Verkaufsleistung in diesem Land in einem Quartal. In den USA kletterten die BEV-Absatzzahlen im gesamten Jahr 2023 erstmals auf über 1 Million.

Trotz dieser Rekorde schwächte sich das Wachstum insgesamt leicht ab. So legte der weltweite BEV-Absatz 2023 um 28% zu, 2022 waren die Verkäufe jedoch noch um 60% gestiegen. Im Vergleich dazu lagen die Verkäufe von Verbrennern 2023 mit einem Anstieg von lediglich 5% allerdings weit zurück.

Ein Fiat verfolgt viele Teslas

Das meistverkaufte batteriebetriebene E-Auto war 2023 das Model Y von Tesla. Davon wurden in Europa (Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien) rund 98.000, in den USA rund 394.000 und in China rund 456.000 Exemplare verkauft. Zu den Top 3 der beliebtesten BEVs am europäischen Markt zählen weiters das Tesla Model 3 mit rund 54.000 Fahrzeugen sowie der auch in Österreich erfolgreiche Fiat 500 electric mit knapp 52.000 Exemplaren.

„Obwohl der weltweite Markt für E-Mobilität auch 2024 groß sein wird, gibt es Gründe zur Vorsicht. Geringere staatliche Subventionen, Lieferkettenprobleme aufgrund geopolitischer Konflikte und Unsicherheiten hinsichtlich des Engagements zukünftiger Regierungen beispielsweise in den USA, was die Elektrifizierung von Fahrzeugen betrifft, könnten den Erfolg der E-Mobilität bremsen“, erklärt Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich.

Österreich ist fünftgrößter Wachstumsmarkt

In Österreich werden batteriebetriebene E-Fahrzeuge (BEV) immer stärker nachgefragt, meint PwC. Sie verzeichneten 2023 mit rund 48.000 verkauften Fahrzeugen erneut das stärkste Wachstum (39%) am Markt für E-Fahrzeuge (BEVs, Plug-in-Hybride und Hybride). Mit einem erzielten Marktanteil von rund 20% könnten BEVs den Vollhybrid (21% Marktanteil) als bisher beliebtesten Antrieb in Österreich bald ablösen.

Im Europa-Vergleich verzeichnete Österreich 2023 den fünftgrößten Zuwachs an BEV-Neuzulassungen mit einem Plus von rund 39% im Vergleich zum Vorjahr – und liege somit deutlich über dem EU-Schnitt. Das größte Wachstum bei BEV-Verkäufen wurde im Nachzügler-Land Spanien (66%) und in den Niederlanden (59%) verzeichnet.

Mit Abstand wichtigster Markt für BEVs innerhalb der europäischen Top-5-Märkte (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien) bleibt Deutschland. Aufgrund des abrupten Endes der staatlichen Förderung fiel das Wachstum von BEV-Neuzulassungen hier allerdings auf 11% im Jahr 2023 zurück – und liegt damit weit hinter dem EU-Schnitt zurück.

Es hängt viel von den Förderungen ab

„Wir beobachten derzeit, dass E-Fahrzeuge endgültig am Massenmarkt angekommen sind. Das beeindruckende BEV-Marktwachstum in Österreich zeigt, wie wichtig die staatliche E-Mobilitätsoffensive mit starken Anreizen und Förderungen hier ist“, so Schneider. Während die staatliche Förderung auch 2024 in Österreich fortgesetzt wird, streichen andere Regierungen – wie beispielsweise Deutschland – ihre Subventionen aufgrund von Sparmaßnahmen. „Dadurch müssen europäische Hersteller 2024 mit einem noch stärkeren Preisdruck rechnen. Sie müssen sich auf wettbewerbsfähigere Modelle im Bereich zwischen 20.000 und 30.000 Euro konzentrieren, da chinesische Hersteller mit innovativen und günstigen Modellen zunehmend nach Europa drängen. Eine Preisschlacht ist die Folge“, so Schneider.

Der Gebrauchtwagenmarkt ist erwacht

Für potenzielle Käufer:innen lohnt es sich, gebrauchte E-Fahrzeuge ins Auge zu fassen, rät PwC. Denn diese bieten deutliche Preisvorteile. Ein Blick nach Deutschland zeigt: Dort werden zurzeit BEVs drei Jahre nach Erstkauf im Schnitt um 10% günstiger angeboten als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor. Da allein in Österreich inzwischen rund 155.500 BEVs (Stand: Dezember 2023) im Verkehr sind, steigt auch das Angebot gebrauchter BEVs. Diese werden für Kund:innen auch zunehmend interessanter: Laut eReadiness-Studie 2023 von Strategy& können sich weltweit 60% von ihnen vorstellen, ein gebrauchtes E-Auto zu kaufen. In Europa sind es sogar 71%.

Auf die Batterie-Garantie kommt es an

„Gebrauchte BEVs sind angesichts der bisweilen langen Lieferzeiten viel schneller verfügbar als Verbrenner. Für das Sorgenkind Batterie, das viele vom Kauf eines gebrauchten BEV abhält, geben inzwischen fast alle Hersteller eine achtjährige Garantie“, so Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich. Für die kommenden Jahre erwarte man daher europaweit ein starkes Wachstum im Gebrauchtwagenmarkt. Das schaffe einerseits großes Potenzial für neue Geschäftsmodelle und verleihe andererseits auch dem Bereich Recycling enormen Schwung.

Wenn jetzt ausreichend und an den richtigen Stellen investiert wird, könne Europa in der Batteriezellenproduktion bereits 2035 ein knappes Drittel seines Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt mit recyceltem Material decken, zeigt sich PwC optimistisch: Bis 2040 sogar mehr als zwei Drittel. „Das stärkt nicht nur die wirtschaftliche Souveränität, sondern lohnt sich auch für Unternehmen, die mit dem Recycling von Akkus in Europa bereits vor 2035 ein rentables und nachhaltiges Geschäft machen möchten“, so Reiter.

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