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Business

Studie von B&C und Inara: Aufsichtsräte wünschen sich bessere Kommunikation mit dem Vorstand

Viktoria Kickinger, Michael Junghans ©B&C/APA//Preiss
Viktoria Kickinger, Michael Junghans ©B&C/APA/Preiss

Wien. Die Aufsichtsräte in Österreichs Unternehmen wünschen sich eine Professionalisierung in der Zusammenarbeit mit dem Vorstand, bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sowie eine leistungsorientierte Vergütung je nach Engagement und Expertise.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie der B&C Industrieholding und der Initiative Aufsichtsräte Austria (Inara).

Im Rahmen der Studie wurden 500 Personen zum Image der österreichischen Aufsichtsräte in der Bevölkerung und 100 Aufsichtsräte zur aktuellen Lage und ihrer persönlichen Arbeitssituation vom Marktforschungsinstitut meinungsraum.at befragt.

Die 500 befragten Privatpersonen sehen als Funktionen eines Aufsichtsrats die Kontrolle des Vorstandes (68%), gefolgt von der Teilnahme an Aufsichtsratssitzungen (65%), der Prüfung des Jahresabschlusses (63%) und der Kontrolle von Prozessen im Unternehmen (49%).

Dabei sind der Bevölkerung die Prüfung des Jahresabschlusses und die Kontrolle der Arbeit des Vorstandes besonders wichtig. Nur 27 Prozent meinen, dass der Aufsichtsrat wichtige Management-Entscheidungen trifft, und weniger als ein Viertel (22%) zählen die Festlegung der Unternehmensstrategie zu den Aufgaben von Aufsichtsratsmitgliedern.

Enorme Unterschiede bei Zeitaufwand

Die 100 Aufsichtsräte wurden nach dem Arbeitsaufwand gefragt, der mit einem Aufsichtsratsmandat verbunden ist. Hier gab es sehr große Unterschiede beim Zeitaufwand und dem persönlichen Engagement.

Mehr als ein Viertel (26%) bereiten sich eine bis drei Stunden auf eine Aufsichtsratssitzung vor. Fast ein Drittel (30%) investiert jedoch mehr als doppelt so viel Zeit – und zwar acht oder mehr Vorbereitungsstunden pro Sitzung. Auch die Dauer der Sitzungen wurde abgefragt: Im Durchschnitt dauert eine Aufsichtsratssitzung rund vier Stunden, bei börsennotierten Unternehmen in der Regel etwas länger.

Diese Ergebnisse überraschen uns. Die durchschnittliche Sitzungsdauer ist unserer Meinung nach zu kurz, um sich umfassend mit der aktuellen Situation des Unternehmens befassen zu können. Eine längere Sitzungsdauer und intensivere Auseinandersetzung mit den Themen sind unbedingt notwendig, um die Qualität der Entscheidungsfindung zu erhöhen“, so Michael Junghans, Vorsitzender der Geschäftsführung der B&C Industrieholding.

Aufgrund bestehender Regelungen ist es in Österreich Praxis, dass alle Aufsichtsräte gleicher Funktion in einem Unternehmen eine gleich hohe Vergütung erhalten – unabhängig von deren tatsächlichem zeitlichen Engagement oder der eingebrachten Expertise.

Die Mehrheit (52%) der befragten Aufsichtsräte spricht sich für die Zulassung von unterschiedlich hohen Vergütungen je nach Qualifikation, Erfahrung und Engagement im Unternehmen aus. Fast zwei Drittel (63%) schlagen vor, die Vergütung für Aufsichtsräte an der Vorstandsvergütung zu orientieren. 35 Prozent weisen ausdrücklich darauf hin, dass dazu transparente Bewertungskriterien geschaffen werden müssen.

Vergütung wird von Bevölkerung stark überschätzt

Die 500 befragten Personen wurden gebeten, das Gehalt eines Aufsichtsrates einzuschätzen: Fast die Hälfte (47%) überschätzt das Gehalt eines einfachen Aufsichtsratsmitglieds deutlich. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Hay Group aus dem Jahr 2012 verdient ein einfaches Aufsichtsratsmitglied in Österreich im Durchschnitt 20.500 Euro pro Jahr (vor Steuern) – nur 29 Prozent konnten das in der richtigen Größenordnung einschätzen.

Im internationalen Vergleich gering

Zwei Drittel (66%) der Österreicher sind der Meinung, dass Aufsichtsräte für ihre Aufgabe zu hoch entlohnt werden. Nur fünf Prozent fänden eine höhere Entlohnung gerechtfertigt. Tatsächlich aber liegt Österreich im internationalen Vergleich bei der Aufsichtsratsvergütung an letzter Stelle (Quelle: Hay Group, 2012).

Das bestätigt nun auch die aktuelle Studie: 70 der 100 befragten Aufsichtsräte gaben an, im Vergleich mit anderen Ländern unterbezahlt zu sein.

Inara-Geschäftsführererin Viktoria Kickinger: In Österreich verdient ein Aufsichtsratsvorsitzender eines ATX-Unternehmens im Durchschnitt 75.000 Euro pro Jahr, in Deutschland 250.000 Euro. Dadurch wird es für heimische Unternehmen immer schwieriger, Top-Experten aus dem Ausland für den Aufsichtsrat zu gewinnen und Spitzenpositionen richtig zu besetzen.“

Verbesserungspotenzial bei Kommunikation

Großes Verbesserungspotenzial orten die 100 befragten Aufsichtsräte auch im Bereich Kommunikation und Information durch den Vorstand und untereinander. Nur 14 Prozent sind mit der inhaltlichen Vorbereitung von Aufsichtsratssitzungen durch den Vorstand voll und ganz zufrieden. Auch die Offenheit und Diskussionskultur bei den Sitzungen wird von nur 15 Prozent der heimischen Aufsichtsräte als sehr gut eingeschätzt.

Fast drei Viertel (74%) geben an, zwischen den Sitzungsintervallen nur unregelmäßig und anlassbezogen von ihren Aufsichtsratskollegen zu hören. Bei der Zusammenarbeit mit dem Vorstand zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: 51 Prozent sind der Meinung, dass sie vom Vorstand abseits der Sitzungen nicht ausreichend informiert werden.

Link: B&C Industrieholding

Link: Inara

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