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Business

Bauwirtschaft zieht 2016 wieder an, so Bank Austria

Günter Wolf ©Bank Austria/Schuster
Günter Wolf ©Bank Austria/Schuster

Wien. 2015 ist die Bauproduktion in Österreich gefallen, heuer werden aber Zuwächse erwartet. Der Wohnbau blieb im vergangenen Jahr unerwartet schwach – für 2016 zeichnet sich eine Trendwende ab.

Im Jahresdurchschnitt 2015 ist die Bauproduktion in Österreich um rund 1 Prozent nominell und 2 Prozent preisbereinigt gesunken. Der Produktionswert blieb unter 41 Milliarden Euro, wie der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen zur Bauwirtschaft zeigt. Jedenfalls habe sich der Vertrauensindikator der Branche im November und Dezember im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert und der Beschäftigungsabbau ist zum Stillstand gekommen.

Thermische Sanierung im Kommen

Die Bauproduktion ist bereits 2014 infolge der Einbußen im Hochbau und hier sowohl im Wohnbau als auch im Wirtschaftsbau um insgesamt 1 Prozent nominell gesunken. Nur das Ergebnis der Sparte Hochbausanierung und -renovierung bremste den Rückgang in dem Bereich, nicht zuletzt mithilfe weiterer Förderungen der thermischen Gebäudesanierung.

In Summe verringerte sich die Hochbauproduktion um 2,4 Prozent auf 32 Milliarden Euro, während die Tiefbauproduktion vor allem aufgrund der kräftigen Aufstockung der Investitionen der Asfinag um 5 Prozent nominell auf 9,1 Milliarden Euro anstieg. 2015 hat zusätzlich zu den anhaltend rückläufigen Hochbauumsätzen auch der Tiefbau wieder seinen Schwung verloren.

„Positiver Beitrag“

„Erst 2016 werden die Wohnungsnachfrage, steigende Hochbauinvestitionen öffentlicher Auftraggeber und der weitere Bahnausbau für ein Bauproduktionsplus sorgen. Schließlich stellen die anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen einen Push-Faktor dar, der die Baukonjunktur begünstigt. In Summe rechnen wir mit einem Produktionsplus, nominell wie preisbereinigt im Bereich von 1 bis 2 Prozent. Damit wird die Bauwirtschaft erstmals seit 2012 wieder einen positiven Beitrag zum österreichischen Wirtschaftswachstum leisten“, resümiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Bauarbeitslosigkeit auf Rekordniveau

Im Vorjahr ist die Baubeschäftigung das dritte Jahr in Folge gesunken, wobei im Jahresdurchschnitt knapp 1 Prozent der Arbeitsplätze, vor allem in Baunebengewerben, abgebaut wurden. Zugleich ist die Zahl der Arbeitslosen in der Branche so hoch wie seit sieben Jahre nicht mehr. Ende Dezember 2015 waren etwa 61.200 Personen mit Bauberufen arbeitslos gemeldet, im Jahresdurchschnitt noch 34.400 Personen beziehungsweise um fast 8 Prozent mehr als 2014.

Wolf: „Langfristig hat sich die Bauwirtschaft als ein relativ stabiler Arbeitgeber erwiesen, da sich die Beschäftigung auch in konjunkturturbulenten Jahren vor allem im Vergleich zur Industrie relativ ausgeglichen entwickelte. In der Branche arbeiten weiterhin mehr als 7 Prozent aller unselbständig Beschäftigten Österreichs beziehungsweise 246.000 Menschen. Allerdings ist die Branche längst keine Wachstumsbranche mehr, die neue Arbeitsplätze schaffen kann.“

Wohnbau vor Trendwende

Der Wohnbau entwickelte sich trotz steigender Immobilienpreise, günstiger Finanzierungsbedingungen, hohem Wohnraumbedarf und Baubewilligungsrekorden schwach. Die Spartenproduktion ist 2015 nach 2014 weiter leicht gesunken –  in den ersten drei Quartalen um durchschnittlich 3,5 Prozent. Die im selben Zeitraum kräftigen Umsatzzuwächse der Bauträgersparte, das sind vor allem Wohnbau- und Siedlungsgenossenschaften, und der hohe Bestand an Baubewilligungen sowie die guten Wetterbedingungen lassen aber darauf schließen, dass die Wohnbautätigkeit in den letzten Monaten 2015 noch an Schwung gewonnen hat. Daher dürfte das Produktionsminus im Jahresdurchschnitt auch geringer ausgefallen sein, in etwa im Bereich von 1 Prozent. Der Produktionswert der Sparte erreicht damit rund 4,7 Milliarden Euro.

Eine Trendwende im österreichischen Wohnbau steht erst 2016 bevor, analysiert Wolf: „Die Wohnbauproduktion wird 2016 deutlich zulegen, auch wenn nur ein Teil der zusätzlichen Baubewilligungen in konkrete Bauprojekte umgesetzt wird.“ Trotz der Fertigstellung von 52.000 Wohnungen pro Jahr ist in den letzten Jahren der Nachfrageüberhang am Wohnungsmarkt gestiegen. Die Entwicklung wurde noch verstärkt von einem überdurchschnittlich hohen Zuwachs neuer Haushalte – im Durchschnitt 38.000 pro Jahr –  und einer hohen Nachfrage nach Anlagewohnungen, wie sie der starke Preisanstieg am Immobilienmarkt signalisiert. Ob die Förderung von zusätzlich 6.000 Wohnungen jährlich bis 2020 ausreicht, diese Lücke zu schließen, bleibe abzuwarten. Auf jeden Fall wird der Wohnbau an Schwung gewinnen.

Impulse durch öffentliche Hand

Österreichs Industrie- und Gewerbebetriebe haben ihre Investitionspläne für 2015 nur moderat aufgestockt. Darüber hinaus ist das Angebot an kommerziellen Immobilien im Dienstleistungsbereich wenig gestiegen. Die Produktion neuer Büroflächen blieb trotz hohem Nachfrageüberhang schwach und der Bau neuer Einkaufszentren ist aufgrund der hohen Marktsättigung weiter gesunken. Im Wirtschaftsbau sorgten vor allem Mehrinvestitionen der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) erst ab Jahresmitte für ein leichtes Produktionsplus. In Summe tragen die Projekte öffentlicher Auftraggeber knapp ein Drittel zum Produktionswert der Sparte von 3,8 Milliarden bei.

Voraussichtlich bleiben stärkere Impulse im Wirtschaftsbau 2016 wie 2015 auf öffentliche Auftraggeber beschränkt. Im aktuellen Budgetvoranschlag des Bundes ist eine Ausweitung der Investitionsausgaben der BIG wie schon im Vorjahr um weitere 20 Prozent vorgesehen.

Schiene und Straße

Die Tiefbaukonjunktur hat sich 2015 erheblich abgekühlt, nachdem die Sparte 2014 mit einem Produktionsplus von nominell knapp 5 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro einmal mehr Wachstumsstütze der Bauwirtschaft war, In den ersten drei Quartalen 2015 ist die Tiefbauproduktion um durchschnittlich 2,5 Prozent nominell gesunken. Zudem berichteten die Unternehmen im vierten Quartal 2015 eine deutlich geringere Kapazitätsauslastung im Jahresabstand. Das heißt, dass der Tiefbau 2015, wenn überhaupt, nur geringfügig im Bereich von 1  bis 2 Prozent nominell zulegen konnte.

„Erst 2016 werden vom Bahnausbau und höheren Straßenbauinvestitionen wieder Wachstumsimpulse kommen, unter der Voraussetzung, dass die aktuellen Investitionspläne der ÖBB und der ASFINAG nicht aufgeschoben werden“, fasst Wolf zusammen.

  • In den nächsten fünf Jahren sind bei der ÖBB Investitionsausgaben von durchschnittlich 2,9 Milliarden Euro pro Jahr vorgesehen, das sind um rund 1 Milliarde Euro pro Jahr mehr als in der letzten Fünfjahresperiode.
  • Für den Ausbau und die Erhaltung des hochrangigen Straßennetzes ist bis 2020 ein Investitionsvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro jährlich ausgewiesen, um etwa 400 Millionen Euro mehr als in der Vorperiode.
  • Darüber hinaus könnten die öffentlichen Mittel aus der sogenannten Breitbandmilliarde schon 2016 zusätzliche Investitionen und eine Beschleunigung der Spartenkonjunktur im Rohrleitungs- und Kabelnetzbau auslösen.

Link: Bank Austria

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