Wien. Mit Inkrafttreten des neuen Börsengesetzes am 26. November 2015 entfällt die Quartalsberichterstattung für börsenotierte Unternehmen. Damit setzt der österreichische Gesetzgeber die Vorschriften der EU-Transparenzrichtlinie in nationales Gesetz um. Diese Maßnahme läutet eine Serie an Erleichterungen für kleinere und mittlere Unternehmen am Kapitalmarkt ein. Die Wiener Börse erhofft sich viel davon.
„Wir begrüßen jede Erleichterung für Unternehmen am Kapitalmarkt. In Österreich sind gerade auch kleinere und mittlere Unternehmen das Rückgrat der Wirtschaft. Der Entfall der Quartalsberichterstattung senkt die laufenden unternehmensinternen Kosten einer Börsenotiz besonders für kleinere Unternehmen“, so die Börsevorstände Birgit Kuras und Michael Buhl.
Wachstumsfinanzierung über die Börse ermögliche Innovation und Expansion durch Eigenkapital. Ein leichterer Zugang zum Kapitalmarkt für den Mittelstand sei nicht nur für die Pipeline der Wiener Börse positiv, sondern auch für den Standort Österreich, heißt es.
Die Großen berichten weiterhin
Börsenotierte Unternehmen im Top-Segment der Wiener Börse (Prime Market) haben sich zu erhöhter Transparenz verpflichtet; über dem vom Gesetzgeber vorgeschriebenem Maße, so die Wiener Börse: Für sie gelten Quartalsberichte weiterhin, jedoch vereinfacht und in geringerem Umfang.
Die verpflichtende Aufstellung von gemäß internationalem Rechnungslegungsstandard, IAS 34, vorgeschriebenen Anhangangaben ist künftig nicht mehr vorgesehen.
Prospektrichtlinie für gleiche Spielregeln
Mit der EU Prospektrichtlinie – die Präsentation des Entwurfs wird für Ende des Jahres erwartet – steht eine weitere Entlastung für österreichische Unternehmen vor der Tür. Darin wird die Grenze angehoben, unter der für eine Kapitalaufnahme an der Börse kein Prospekt erstellt werden muss. Dies sind die ersten konkreten Schritte einer Reihe von geplanten Aktivitäten zur Stärkung von Eigenkapital in Europa, die die EU im Rahmen der Kapitalmarktunion erwirken möchte.
Seitens der Börse werden gleiche Rahmenbedingungen für alle begrüßt, heißt es weiter. Es sei wichtig, die Balance zwischen Anlegerschutz und Bürden für Unternehmen zu wahren. „Derzeit schlägt der Zeiger auf der Waage stark Richtung Bürde aus“, so die Mitteilung der Börse.
Zudem sei die Komplexität der Prospekte so stark gestiegen, dass auch die Verständlichkeit für Anleger in Gefahr ist. Vereinfachungen betreffend Umfang und Inhalt von Wertpapierprospekten seien daher jedenfalls zu begrüßen.
Werben um den Mittelstand
Um den österreichischen Mittelstand werbe die Wiener Börse aktiv: Aktuell läuft gerade eine Roadshow bei mittelständischen Unternehmen aus wachstumsorientierten Sektoren oder auf Innovationskurs. Dazu biete man IPO-Workshops für interessierte Unternehmen als Vorbereitung für einen potenziellen Börsegang (IPO).
Link: Wiener Börse