Paris/Wien. Viele Sektoren kränkeln derzeit aufgrund von drei wichtigen Faktoren: dem globalen Wachstum auf Halbmast, den hochvolatilen Finanzmärkten und den anhaltend niedrigen Ölpreisen. Laut dem Kreditversicherer Coface ist v.a. die Stahlindustrie negativ betroffen.
Dabei stehen Branchen, die auf Investitionen angewiesen sind, stärker unter Druck, besonders in Asien, Lateinamerika und Nordamerika. Auf der anderen Seite sind die „Konsumbranchen“ sowohl in den aufstrebenden als auch in den Industrieländern weniger betroffen. Das schwache Wachstum im Welthandel (1,8 Prozent bis Ende Februar 2016) trägt auch zur instabilen Situation bei.
Die Handelsdynamik hat sich seit August 2015 (3 Prozent) stark eingebremst und schlägt auf die Logistikunternehmen durch, insbesondere auf den Seetransport, der 80 Prozent des weltweiten Warenhandels bewältigt.
Stahl: Risiko auf Exporthoch
Das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage durch Überkapazitäten und chinesische Exportflut sowie schwaches Wachstum der Weltwirtschaft – das sind die wesentlichen Faktoren, die der Stahlbranche schwer zu schaffen machen. Die Folge aus Sicht von Coface: Die Kreditrisiken für Stahlunternehmen steigen. Vor 2018, erwartet Coface, wird der Markt nicht zur Ruhe kommen.
2014 bestritt China 45 Prozent der weltweiten Stahlproduktion. Jetzt lässt der „Appetit“ nach. Die Produktion ging 2014 um 3,3 Prozent zurück, der Verbrauch 2015 um 5 Prozent. Dabei stieg die Produktionskapazität weiter und heizte das globale Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage weiter an. Das Angebot ist noch immer viel zu hoch. Das wirkte stark auf die Preise, die deutlich nachgaben. China drückt seine Übermengen in den Export, was besonders Stahlproduktionsstrukturen in Europa, den USA und in den Emerging Markets durcheinander bringt.
Wenig profitabel
Coface konstatiert einen weltweiten stetigen Anstieg des Kreditrisikos in der Metallproduktion. Der Sektor ist der riskanteste unter den 12 untersuchten Branchen. Die Risikobewertung steht jetzt bei „sehr hoch“ für Lateinamerika, Emerging Asien, den Nahen Osten und Westeuropa sowie bei “hoch” für Osteuropa und Nordamerika. Die Branche ist eine der unprofitabelsten überhaupt und nimmt unter 94 Branchen Platz 90 ein. Zugleich hat sie die höchste Verschuldung.
Die Preisaggressivität Chinas vor allem bei einfachem Stahl schwächt die konkurrierenden Produzenten weltweit. Die Überkapazitäten schlagen auch auf die Kreditrisiken in China durch, die Verschuldung der Unternehmen steigt signifikant.
Rückkehr zur Normalität 2018?
Angebot und Nachfrage könnten sich 2018 wieder annähern. Die ersten Produktionseinschränkungen in China wirken sich dann allmählich aus. Und die drei Branchen mit dem höchsten Stahlbedarf haben mittelfristig weiter die besten Aussichten:
- Die Automobilbranche hat großes Wachstumspotential in den Emerging Countries. In Indien beispielsweise kommen auf 1000 Einwohner 100 Autos. Zum Vergleich: In den USA sind es 808.
- Der Maschinenbau profitiert ebenfalls von mehreren Wachstumsfaktoren, sowohl in den aufstrebenden als auch in den Industrieländern.
- Die Baubranche sollte sich wieder erholen, nicht zuletzt aufgrund der fortschreitenden Verstädterung in den Emerging Countries.
Link: Coface