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Business, Veranstaltung

Gipfeltreffen zur Sicherung der Pensionen

Wien. Laut Statistik Austria wird der Anteil der Pensionisten von derzeit 18 Prozent bis 2060 auf 29 Prozent ansteigen. Das führt zu Belastungen des staatlichen Umlageverfahrens. Auf dem zweitägigen >Internationalen institutionellen Altersvorsorge- und Investorengipfel< in Wien diskutierten Experten Lösungen zu dieser Problematik.

Es trafen rund 120 Experten aus Finanz, Wirtschaft, Pensions- und Vorsorgekassen, Kirche, Stiftungen, Corporates etc. sowie Vertreter der EU zusammen. Wobei Barbara Bertolini, Initiatorin des Gipfels, meinte: „Wer seinen Lebensstandard halten will, wird um ein Drei-Säulen-Modell – also staatliche, betriebliche und private Altersvorsorge – nicht herumkommen.“

„Keine Scheuklappen“

Dem Tenor der Veranstaltung nach, hat die jüngste Pensionsreform wenig bewirkt. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes Pensionskassen der WKO und ÖVP-Finanzsprecher, fordert die Politik auf, dringend weitere Maßnahmen umzusetzen, um das Pensionssystems langfristig auf hohem Niveau zu sichern. „Eine gesamtheitliche Planung und Betrachtung aller drei Säulen des Pensionssystems und eine Evaluierung aller Instrumente ohne ideologische Scheuklappen ist unerlässlich“, so Zakostelsky.

„Vertrauen schwindet“

Dem schließt sich auch Matthias Strolz an, Vorsitzender und Klubobmann der Neos. Strolz: „Uns ist dieses Thema sehr wichtig, denn trotzdem die Lebenserwartung immer weiter steigt, wird nicht länger gearbeitet. Gerade dieses Ungleichgewicht überfordert die Belastbarkeit der ersten Säule und lässt das Vertrauen ins System schwinden“.

Die private Vorsorge werde von der Regierung nicht gefördert und nicht als wertvolle Ergänzung betrachtet. Bei der letzten Steuerreform wurde dafür sogar die Absetzbarkeit gestrichen. „Dabei zeigt sich im internationalen Vergleich, dass die Abhängigkeit von der 1. Säule nirgends höher ist, als in Österreich“, so Strolz, der eine Diversifizierung der Pensionsvorsorge sowie gleichberechtigte Regeln für unterschiedliche Produkte zur Altersvorsorge einmahnt. Er fordert darüber hinaus ein individuelles Recht auf eine Vorsorge in der zweiten Säule, um entsprechende Finanzprodukte nach den eigenen Ansprüchen wählen zu  können.

Betriebliche Altersvorsorge unterbewertet

Mit 90 Prozent Alterseinkommen aus der staatlichen Pension, liegt in Österreich der Fokus fast ausschließlich auf der ersten Säule. „Ohne betriebliche Vorsorge werden wir die riesigen Herausforderungen der Altersvorsorge in Zukunft aber schlicht nicht lösen können. Darum müssen wir jetzt Fakten schaffen und betriebliche Vorsorgelösungen, z.B. über Kollektivvertrags-Regelungen, großflächig zugänglich machen“, fordert Thomas Wondrak, unabhängiger Experte für betriebliches Vorsorgewesen.

Die schleppende Umsetzung der entsprechenden Punkte im Regierungsprogramm offenbare nämlich eines: „Wenn wir auf die Politik warten, kann es zu spät sein“, warnt Wondrak, der von der Politik ein klares Bekenntnis zur betrieblichen Altersvorsorge und eine KMU-Informationsoffensive einfordert, „da dort die betriebliche Altersvorsorge mangels Bewusstsein kaum verbreitet ist.“

Blick nach Deutschland

Auch aus deutscher Sicht werden bessere Rahmenbedingungen gefordert, wobei man in Nachbarland bereits einen Schritt weiter ist: „Denn, dass das deutsche Rentensystem, welches dem österreichischen ähnlich ist, auf einer Säule alleine nicht mehr funktionieren kann, ist dort bereits im kollektiven Bewusstsein angekommen“, so Heribert Karch, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersvorsorge sowie Geschäftsführer der MetallRente.

Allerdings warnt der Rentenexperte davor, den Prozess zusätzlicher Altersversorgung zu stark zu individualisieren. Denn diese führt dazu, dass gerade die Menschen die es am nötigsten brauchen, von diesem Prozess überwiegend abgehängt werden. „Nur eine Institutionalisierung zusätzlicher Kapitaldeckung und eine automatische Einbeziehung der Menschen in ein solches System, kann auch vor solchen Fehlern bewahren“, ergänzt Karch.

Niedrigzinsumfeld erschwert Rendite

Die zweite und dritte Säule sollte natürlich eine möglichst attraktive Rendite abwerfen. Für Sandra Navidi, Wallstreet Expertin und Gründerin von BeyondGlobal, ist es derzeit schwierig diese im Niedrigzinsumfeld  zu erzielen. Während man in den USA auch weiterhin auf ein solides, wenn auch langsames Wachstum, von ca. 3 Prozent blicken kann, findet eine Wachstumsverlangsamung in Europa und China statt. Europa kommt kaum von der Stelle, kann aber dank der EZB Politik, mit knapp 1 Prozent, wenigstens geringgradiges Wachstum aufweisen.

„Insgesamt befindet sich die globale Wirtschaft an einem Wendepunkt, an dem sich das Geschäftsmodell ändern muss“, ist Navidi überzeugt. Längst überfällige Reformen, wie jene der Pensionen, würden verschleppt und werden politisch immer schwerer durchsetzbar.

Warnung vor Radikalisierung

Polarisierung, Erstarken radikaler Parteien und Protektionismus sind Negativrisiken, mit denen die Weltwirtschaftslage laut Bertolini  in absehbarer Zeit konfrontiert sei. „Die Politik täte gut daran, sich von Experten beraten zu lassen und auf Klientelpolitik zu verzichten“, meint Bertolini.

 

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