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Business, Recht

E-Control will Netzentgelte für Strom umbauen

Energiemarkt. Österreichs Energieregulierungsbehörde E-Control will die bestehende Struktur bei den Netzkosten abändern: Geplant sei eine Modernisierung, die u.a. auf den Siegeszug der Erneuerbaren Energie bei Privathaushalten bedacht nehme. Dazu hat die E-Control jetzt das Positionspapier veröffentlicht. Update: Heftige Kritik.

Die Stromnetzentgeltstruktur soll geändert werden, weil sich in Österreich die Stromerzeugung- und -verbrauchsstrukturen laufend ändern, Haushalte nutzen etwa verstärkt Wärmepumpen und erzeugen selbst Strom durch Photovoltaikanlagen. Damit werden die Netze zunehmend durch die Leistungskomponente und weniger von der Arbeitskomponente belastet, so die E-Control.

Zudem bringe die Digitalisierung von Netzen und Stromzählern verbesserte Abrechnungsmöglichkeiten mit sich. „Das derzeitige System der Netzentgelte bildet diese Herausforderungen nicht ab“, so Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control. „Daher muss die Struktur der Netzentgelte an die neue Stromwelt angepasst und modernisiert werden.“

Der Regulator hat seit Beginn des vergangenen Jahres einen Vorschlag für das neue System mit Netzbetreibern, Stromerzeugern und Sozialpartnern diskutiert und heute ein Positionspapier vorgelegt.

Der Zeitplan

Anfang 2019 soll das neue Stromnetzentgeltsystem in Kraft sein, damit in Netzgebieten, wo die Smart-Meter-Ausrollung gut voranschreitet, neue Kundenangebote möglich werden, heißt es. Die neue Struktur der Netzentgelte ist aus Sicht der E-Control jedenfalls mit Jahresbeginn 2019 notwendig,

Vorbereitungsarbeiten für die Änderungen laufen bereits. Einige der Änderungen könne die Regulierungsbehörde selbst vornehmen, für andere wie etwa die Umstellung auf Leistungsmessung durch Smart Meter oder eine vollständige Abschaffung des Netzbereitstellungsentgelts seien Gesetzesänderungen nötig.

Ganz einfach wird es wohl nicht, breiten Konsens zu erzielen: So sieht AK-Energieexperte Josef Thoman das Positionspapier als „fehlgeleitet“ an: „Die privaten Haushalte tragen bereits jetzt fast die Hälfte der Netzkosten, obwohl sie nur ein Viertel des Stroms verbrauchen. Werden die Vorschläge der E-Control, die sich weitgehend an den Wünschen der Strombranche orientieren, umgesetzt, so könnte sich diese Schieflage weiter verstärken“, so Thoman, der eine deutliche Mehrbelastung privater Haushalte und kleiner Gewerbebetriebe befürchtet.

Das neue Stromnetztarifsystem

Die derzeitige Stromnetzentgeltstruktur ist knapp 20 Jahre alt. „Vor 20 Jahren hatte kaum jemand eine Photovoltaikanlage, ein Elektroauto oder eine Wärmepumpe, nun gibt es tausende solcher Anlagen. Auch von intelligenten Stromnetzen war noch kaum die Rede“, meint E-Control-Vorstand Urbantschitsch. „Das Netztarifsystem muss daher weiterentwickelt und die Netzkosten gerechter verteilt werden.“

Derzeit machen die Netzkosten z.B. für einen Durchschnittshaushalt in Wien 27,7 Prozent der gesamten Stromrechnung aus, sind also ein bedeutender Kostenbrocken. Auf die Gesamtkosten soll die neue Netzentgeltstruktur keine Auswirkungen haben: Die Gesamtsumme aller Netzkosten in Österreich bleibt gleich, verspricht die E-Control.

„Netzkosten gerechter verteilen“

Der Betrieb des Stromnetzes verursache großteils Fixkosten und diese Kosten werden zusehends ungerecht verteilt. Aufgrund der derzeit stärkeren Orientierung an verbrauchsabhängigen Netzentgelten bezahlen Haushalte mit hoher Leistungsnachfrage, aber geringem Stromverbrauch, niedrigere Netzentgelte, so die E-Control.

Allerdings nutzen Kunden mit großen Sonderanlagen wie Wärmepumpe, Elektroauto oder Photovoltaikanlage die Netzinfrastruktur im gleichen Ausmaß. Ohne Speicherung des selbsterzeugten Stroms liege die Eigenversorgung mit einer Photovoltaikanlage bei nur rund 30 Prozent, für den Rest werde auf das Netz zurückgegriffen und von dort Strom bezogen

Als Zwischenlösung bis zur exakten Abrechnungsmöglichkeit über Smart Meter hat die E-Control Anfang dieses Jahres die Netzpauschale, das ist jener Anteil, der jährlich fix abgerechnet wird, einheitlich auf 30 Euro netto angehoben. Urbantschitsch: „Langfristiges Ziel ist es, diese Pauschale ganz abzuschaffen und in die Verrechnung nach der tatsächlich bezogenen Leistung zu integrieren.“

Da das Stromnetz zu jeder Zeit den benötigten Strom transportieren muss, sei die Leistung, also die in einem bestimmten Zeitpunkt transportierte Strommenge, jener Faktor, der hauptsächlich die Dimensionierung des Netzes und somit auch die Netzkosten bestimmt.

Mit der Leistungsverrechnung würde sich die Höhe der Netzkosten vorrangig nach der tatsächlichen Nutzung des Stromnetzes durch den Stromkunden richten. Dieses System wäre auch deutlich treffsicherer als das bisherige Pauschalverrechnungssystem, in dem alle Haushaltskunden die gleichen fixen Beträge zu entrichten haben, so die E-Control.

Sie geht davon aus, dass sich für Standardhaushalte im Schnitt durch diese Umstellung an der Höhe der Stromrechnung nur marginal etwas ändern sollte. Voraussetzung für die Einführung eines einzigen leistungsgemessenen Netzentgelts für Haushalte seien digitale Stromzähler (Smart Meter).

Sobald die österreichweite Installation der Smart Meter abgeschlossen ist, können aus Sicht der E-Control die Netzentgelte noch weiter vereinfacht und das derzeit bestehende Messentgelt (maximal 28,8 Euro im Jahr) abgeschafft werden. Das Messentgelt deckt die Kosten für Errichtung und Betrieb des Stromzählers ab.

„Diese Kosten sollen nach unserem Vorschlag in den allgemeinen Netzkosten aufgehen. Bis zur abgeschlossenen Ausrollung der Smart Meter soll das Messentgelt aber beibehalten werden, um für die Stromkunden die Zählerkosten transparent zu halten“, so Urbantschitsch. „Mit der Abschaffung des Messentgelts werden die Netzentgelte übersichtlicher für Konsumenten. Je einfacher die Netzkosten sind, desto einfacher wird auch die Stromrechnung.“

Soziale Aspekte, aber keine stündlichen Intervalle

Die soziale Ausgewogenheit (Belastung einkommensschwacher Haushalte) sei beim Vorschlag für die Neugestaltung der Netzentgeltstruktur stark berücksichtigt worden, so E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer: „Wer das Stromnetz mehr nutzt, muss mehr dafür bezahlen.“

Bei der Erarbeitung der Position zur neuen Stromnetzentgeltstruktur wurde auf die Bedürfnisse der Verbraucher, Netzbetreiber sowie anderer Interessengruppen Rücksicht genommen. „Die Verbraucher wünschen sich stabile, überschaubare Netzentgelte. Daher hat die E-Control nicht vor, zeitvariable Tarife wie beispielsweise Tarife mit stündlichen Intervallen vorzusehen. Diese würden die Endkunden überfordern und eine Vergleichbarkeit vom Gesamtpreis einschränken“, so Eigenbauer. Der unterbrechbare Tarif dagegen, der schon unter anderem für Wärmepumpen eingesetzt wird, solle ausgebaut werden.

Link: E-Control (Positionspapier)

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