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Habsburg und Wettin: Wirbel um Adel mit Paintbrush

Sandor von Habsburg-Lothringen (re.) ©Anne Breilmann

Sachsen-Fürsten und Habsburg-Familie. Die Nachfahren gekrönter Häupter wollen sich in Wien mit Porträts des Airbrushdesigners Roland von Kuck in Erinnerung rufen. In Deutschland gibt es Wirbel: Einige der Abgebildeten seien „nicht standesgemäß“. Haben Österreichs Medien sich da was entgehen lassen?

Konkret geht es um eine Ausstellung von historischen ebenso wie heutigen Persönlichkeiten aus zwei europäischen Fürstenhäusern, nämlich Wettinern (Sachsen) und Habsburgern.

Herta Margarete und Sandor von Habsburg-Lothringen haben Anfang Oktober 2017 die Ausstellung „Fürstenstrasse der Wettiner zu Ehren 300 Jahre Maria Theresia“ eröffnet. Zu sehen ist sie im Kunstraum der Ringstrassen Galerien in Wien (noch bis 28. Oktober 2017).

Älter als die Habsburger?

Möglich gemacht habe diese Präsentation von Werken des Künstlers Roland von Kuck das Institut für Ausbildung in bildender Kunst (IBKK) unter Leitung von Monika Wrobel-Schwarz.

Warum es die Ausstellung aber gibt, dafür reicht die Begründung eine Weile zurück: Offizieller Anlass ist nämlich der 300. Geburtstag von Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) und die „etwa ebenso lange andauernden dynastischen Beziehungen zwischen Habsburgern und Wettinern“, wie es heißt.

Die Ausstellung sei als Zeitreise durch die Geschichte der Fürstenfamilien Österreichs und Sachsens bis in die Gegenwart gedacht (und genau um diesen Punkt, die Gegenwart, gibt es in Deutschland kräftig Streit, aber dazu später).

Die Adelsfamilie der Wettiner stellte im Laufe der Geschichte jedenfalls so wie die der Habsburger etliche gekrönte Häupter – vor allem die Kurfürsten von Sachsen. Auch mit aktuell regierenden Monarchen wie Queen Elisabeth II. von Großbritannien und König Philippe von Belgien bestehen Verwandschaftsbeziehungen.

Zwar dürfte Österreichern der Name Habsburg wohl deutlich vertrauter sein als Wettin, allerdings berufen sich die sächsischen Adeligen auf die ältere Historie: So sollen die frühesten urkundlichen Erwähnungen weiter zurückreichen als die der Habsburger.

Wirbel im Vorfeld

Die Ausstellung zeigt Porträts und Standbilder wichtiger Vertreter der Häuser Habsburg und Wettin, heißt es weiter: Sie soll damit die dynastischen Beziehungen der beiden Fürstenfamilien verdeutlichen, die es bereits seit 1697 gibt.

Bei der Eröffnung der Ausstellung waren laut den Angaben anwesend: Prinzessin Elmira von Sachsen, Rüdiger Prinz von Sachsen, Theophana Prinzessin von Sachsen-Katte, die Baronin von Finck und die Gräfin von Preysing, die Grafen Olaf und Heinz aus Thüringen u.a.

Vor Wien gab es die Ausstellung in ähnlicher Form auch schon in Deutschland zu sehen: Dabei sorgte jedoch ein Wirbel um die Auswahl jener Persönlichkeiten, die im Namen Wettins abgebildet wurden, für mediales Aufsehen.

Familienoberhaupt Prinz Michael-Benedikt von Sachsen-Weimar-Eisenach boykottiere die Veranstaltung, alarmierte die Bild Zeitung ihre Leser: Einige der Abgebildeten seien nämlich nicht standesgemäßen Verbindungen entsprungen und daher zu Unrecht „hineingeschummelt“ worden, wie die konkrete Formulierung lautete.

Denn die betreffende Linie der Familie sei in Wahrheit schon ausgestorben, das höchste Adelsgericht Deutschlands halte die „albertinischen“ Wettiner – die Nachkommen des letzten Sachsen-Königs Friedrich August III. (1865 – 1932) – inzwischen für „erloschen“, so Bild

Die Betreffenden, die bei der Ausstellungseröffnung auch in persona vor Ort waren, weisen die Vorwürfe – wenn das der richtige Ausdruck ist? – übrigens zurück, sie sehen sich als durchaus standesgemäß.

Möchtegernblaues Blut?

Das Ganze ist aus Sicht der deutschen Medien kein kurzlebiger Sturm im Wasserglas, der „Familienstreit der Wettiner“ füllt bei ihnen schon seit Jahren immer wieder die Nachrichtenspalten. Um familiäre Rechte gehe es dabei, sogar um Religion – denn die einen sind lutheranisch, die anderen katholisch, und so habe sich sogar Papst Franziskus bei einer Audienz für das Thema stark gemacht, hieß es.

Deutsche Medien haben sich so schöne Titel einfallen lassen wie „Möchtegernblaues Blut“ (Frankfurter Rundschau), „Streit im sächsischen Königshaus“ (FAZ) u.v.m.

Bloß an den Österreichern scheint dieser ganze dynastische Wirbel bis jetzt völlig unbemerkt vorbeizugehen. Schade eigentlich, klingt er doch adelstechnisch durchaus spannend. Freilich sind Adelstitel in Österreich ja auch verboten. Übrigens: Was das Haus Habsburg – aktuelles Oberhaupt ist Karl Habsburg-Lothringen – über den Streit bei den Kollegen denkt ist nicht bekannt.

Link: Ringstraßen Galerien

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