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Bildung & Uni, Motor, Nova, Recht

Rom, London, Ausseerland: Die ganz anderen Reiseführer

Rom-Guide ©Manz

Guides & Urlaubszeit. „Kirche, Kunst und Kolosseum“ ist „nicht nur für Jurist:innen“ geschrieben: Mit Flair, Historie und – teils blutigen – Gesetze. Auch Berlin, Venedig u.a. werden bei Manz per Guide erschlossen.

„Ab urbe condita“, also „Seit der Gründung der Stadt“ sagten die alten Römer, wenn sie meinten: Immer schon. Und (beinahe) immer schon prägte die Stadt Rom – Roma Eterna – die abendländische Kultur. Mit „Kirche, Kunst und Kolosseum“ ist nun ein „Rom-Guide (nicht nur) für Jurist*innen“ beim Fachverlag Manz erschienen, der eine ganze Reihe gleichartiger Reiseführer von Autorin Barbara Sternthal fortsetzt.

Romulus, Remus und die Mauer

Als Paris noch ein Dorf, London nicht mehr als eine Siedlung und Wien gerade einmal der Vorposten eines Militärlagers an der Donau war, da war sie bereits Weltstadt, heißt es in dem Guide: Rom, die Stadt am Tiber, sagenumwobene Gründung eines Brüderpaares, Stadt der Konsuln und der legendären Anwälte, der Imperatoren, der Renaissancepäpste und der Künstler.

Gesetze und Geschichte greifen dabei eng ineinander, prägen und gestalten die Gesellschaft ebenso, wie sie ihre Schöpfung sind – und zwar immer schon, sozusagen „ab urbe condita“. Denn das Gründer-Brüderpaar Romulus und Remus geriet beim Abstecken der Grenzen der neuen Stadt in heftigen Streit. Um seinen Bruder zu verspotten, sprang Remus glatt über die noch niedrige Stadtmauer, die sein Bruder zu errichten begonnen hatte – und wurde von diesem dafür erschlagen. Jähzorn? Gewaltausbruch? Unerklärliche Bluttat? Auch ein Ausdruck des damaligen Gesetzwesens, denn, so erklärt uns Autorin Sternthal, Stadtmauern – auch wenn sie erst kniehoch waren – waren mehr als bloß ein physisches Hindernis. Sie waren Verkörperung des Rechts und galten als heilig, ihre unerlaubte Überschreitung war ein gravierender Gesetzesbruch. Brudermörder Romulus war aus dieser Sicht sozusagen erster Richter und Henker der neuen Stadt.

Ein neuer Blick auf berühmte Orte

In dieser Tonart geht es weiter: Ob Berlin, London, Paris, Venedig oder Wien, Sternthals Bücher quellen über vor Geschichten und Anekdoten über Intrigen und politische Machenschaften, vor faszinierenden Lichtgestalten und erschreckenden Psychopathen, göttlichen Künstlern und listigen Fälschern. Im Fall Roms dauert die Reise über sieben Hügel mehr als zweieinhalb Jahrtausende.

Auch die übrigen Guides verknüpfen das Geschichtliche mit dem Juristischen und werfen dabei geschickt einen Blick auf ganz besondere Örtlichkeiten: Dass Aussee zu Österreichs besonderen Kleinodien zählt, und daher auch einen Guide wert ist, lässt sich beispielsweise leicht belegen – immerhin gehörte es einst dem Kaiser höchstpersönlich, schildert Sternthal.

Konkret galt es den Habsburgern als „Kammergut“ und war daher mit all seinen Schätzen – Salz vor allem, dazu Fischreichtum und Holz – Eigentum des Kaisers. Damit ging auch eine besondere Rechtsstellung in der Donaumonarchie einher, heißt es in „Saibling, Salz & Seenglück“. Heute hat das Ausseerland, eine Region im Salzkammergut im Nordwesten der Steiermark im Grenzgebiet zu Oberösterreich, zwar keine kaiserlichen Rechte mehr – aber dafür recht viele Besonderheiten, sehenswerten Orte und – last but not least – kulinarische und kulturelle Köstlichkeiten.

Berlin für Juristen

Den Blick in eine moderne Metropole wirft Autorin Sternthal in „Ku’damm, Kiez und Currywurst“: Der Berlin-Guide ist wie gewohnt nicht nur für Rechtsprofis spannend. Es geht um Anfänge, wechselvolle Geschichte inklusive der Rolle als Hauptstadt im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, Kriege, Ost-West-Konflikt, Mauerbau und -fall sowie die deutsche Wiedervereinigung.

Sehenswerte (auch) juristische Einrichtungen von heute und gestern gibt es da natürlich genug, auch wenn einige besonders bekannte Etablissements nicht an der Spree zu finden sind: So urteilt das oberste deutsche Gericht, der Bundesgerichtshof (BGH), bekanntlich in Karlsruhe. Dem Föderalismus zum Trotz bleibt für Berlin aber genug Sehenswertes, auch aus juristischer Sicht. In drei „Streifzügen“ geht es in dem Guide um Polizisten und Anwälte, Richter und Gerichte, aber auch Gesetzesreformer und historische Persönlichkeiten. Der Bogen spannt sich von kurfürstlicher Gesetzgebung über Berlins historische Hinrichtungsstätten bis zu legendären Gesetzesbrechern.

So etwa Hans Kohlhase (geb. um 1500): Der war Räuberhauptmann – oder auch Revolutionär, das kommt auf den Standpunkt an, jedenfalls aber war er ein Opfer überlanger Gerichtsverfahren, was laut der Autorin überhaupt erst dazu führte, dass Kohlhase das Recht in seine eigenen Hände nahm. Geendet hat es vor dem Berliner Georgentor, das war die Hinrichtungsstätte. Seine letzten Worte sind überliefert: „Verstoßen ist der, dem der Schutz der Gesetze versagt ist.“ Heute ist der Stadtteil Kohlhasenbrück (Bezirk Steglitz-Zehlendorf) nach dem gescheiterten Rechtssuchenden benannt.

Düstere Dogen und revolutionäre Minister

Mit „Dogen, Diebe, Delinquenten. Der Venedig-Führer für Juristen“ und einem historischen Stadtführer zu London („Themse, Tod und Tower“) werden weitere klassische europäische Destinationen in unüblicher Weise abgedeckt. Die Suche nach den Spuren des Rechts im Stadtbild und in der Stadtgeschichte zeigt, wie eng Historie und Gegenwart, Gesellschaft und Gesetze verknüpft sind.

Warum werden beispielsweise britische Polizisten „Bobbies“ genannt? Wegen Robert („Bob“) Peel, britischer Innenminister bzw. Premierminister im 19. Jahrhundert und Begründer der Konservativen Partei, der Tories. Der war, was die Justiz betrifft, eher revolutionär als bewahrend unterwegs: Er setzte unter anderem die Entlohnung von Gefängniswärtern durch und veranlasste im Jahr 1829 die Gründung der „Metropolitan Police“ Londons. Das war nicht weniger als die erste uniformierte Polizeitruppe im heutigen Sinn in England.

Bis dahin hatte es bloß Milizen, Haustruppen des Adels und dergleichen gegeben. Wikipedia lehrt uns, dass die Bobbies am Anfang von den Londonern eher gefürchtet als geliebt wurden. Doch sie waren wohl erfolgreich, denn im Jahr 1835 – da war Peel gar nicht mehr Innenminister – wurden alle Städte im Vereinigten Königreich angewiesen, eigene Polizeikräfte zu bilden, sich also eigene „Bobbies“ zuzulegen.

Auch am Beispiel Venedig zeigt sich, wie sehr vergangene Amtshandlungen die Gegenwart noch prägen können – ob sie den heutigen Bewohnern noch bewusst sind oder nicht. „Dogen, Diebe, Delinquenten“ weist beispielsweise darauf hin, dass  an der Loggia des Dogenpalastes in Venedig zwei Säulen blutrot eingefärbt sind. Noch heute möchten Einheimische ungern zwischen der Markus- und der Theodorus-Säule hindurchgehen. Inmitten der Palazzi und Kirchen, Straßen, Brücken und Kanäle mit ihrem einzigartigen Flair läuft es ihnen kalt über den Rücken. Der Grund: Sowohl zwischen den beiden Säulen am Dogenpalast als auch zwischen jenen auf der Piazzetta wurden Hinrichtungen durchgeführt – zwischen ihnen durchzugehen bedeutet Unglück!

Lifestyle und Schauplätze

Aber natürlich geht es in den Guides nicht nur düster zu: Um auf Rom zurückzukommen, die Ewige Stadt ist eine jener Metropolen, deren Zentrum zu Fuß erwandert werden kann. „Alle Wege führen nach Rom“ heißt folgerichtig jenes Kapitel, in dem nicht nur die Geschehnisse der Neuzeit, sondern auch zahlreiche Schauplätze geschildert werden, die die Reisenden zum Besuch und Verweilen einladen – passend für die Urlaubszeit.

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