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Acredia: Wachstum gebremst, Zahl der Pleiten steigt

Gudrun Meierschitz ©Martina Draper

Insolvenzausblick. Das Auslaufen der Pandemie-Staatshilfen und der Ukraine-Konflikt steigern das Risiko von Zahlungsausfällen in Österreich, so Kreditversicherer Acredia: Die Zahl der Pleiten hat sich heuer bereits verdoppelt. Und die Wirtschaft wächst schwächer.

Die Steigerung geht zwar von sehr niedrigem Niveau aus, die Zunahme sticht aber doch ins Auge: Nach einer unterdurchschnittlichen Insolvenzentwicklung während der letzten beiden Jahre lassen die per Ende März 2022 auslaufenden staatlichen Covid-Hilfsleistungen sowie die enorm gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie die Insolvenzen in Österreich wieder deutlich ansteigen, heißt es beim Kreditversicherer Acredia. Für das erste Quartal 2022 meldet der KSV1870 konkret eine Steigerung von 110,2 Prozent.

Der Krieg als neue Unbekannte

Der Ukraine-Konflikt könnte die Situation zusätzlich verschärfen, so Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz: „Die Ukraine-Krise ist ein zentrales Risiko für die Lieferketten, ab dem 2. Quartal 2022 kann das spürbare Auswirkungen auf die Insolvenzneueröffnungen haben. Bis Ende des Jahres könnten die Insolvenzzahlen in Österreich wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren oder sogar leicht darüber liegen.“ Konkret wären das zwischen 5.000 und 5.500 Insolvenzen im Jahr 2022, also um 170 bis 180 Prozent mehr als im Jahr 2021.

Wenn die Stunde der Zombies schlägt

Vor allem sogenannte Zombie-Betriebe könnten betroffen sein. „Zombie-Unternehmen sind Unternehmen, die in einem normalen ökonomischen Umfeld tatsächlich insolvent wären. Sie binden Kapital, das gesunden Unternehmen fehlt und dort besser investiert wäre. Zombies bremsen somit das gesamtwirtschaftliche Wachstum“, schildert Meierschitz. Und verschlechtern sich die Rahmenbedingungen, schlägt ihnen früher oder später die Stunde.

Risiko von Zahlungsausfällen und Insolvenzen steigt in ganz Europa

Durch das Ausbremsen der Weltwirtschaft durch die Ukraine-Krise steigt das Risiko von Zahlungsausfällen in ganz Europa und die Zahl der Insolvenzen dürfte wieder merklich steigen. Zu dieser Schlussfolgerung kommen Acredia und Euler Hermes in ihrer aktuellen Studie.

  • Es bestehe die Gefahr, dass die Zahl der Insolvenzen in Europa durch den Konflikt um 7 Prozentpunkte auf +23 Prozent steigen könnte.
  • Für 2023 wird mit +17 Prozent gerechnet, sofern keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Dämpfer für die Weltwirtschaft

Die Weltwirtschaft erfährt durch den Ukraine-Konflikt einen erheblichen Dämpfer. Die Studie rechnet mit konfliktbedingten Einbußen von mindestens -2 Prozentpunkten. Beim globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) gehen die Ökonomen für dieses Jahr von einem reduzierten Zuwachs von +3,3 Prozent aus (-0,8 Prozentpunkte seit Beginn des Konflikts). Für 2023 wird ein Plus von 2,8 Prozent erwartet.

Die Situation in Österreich ist ähnlich. Vor der Ukraine-Krise gingen die Spezialisten von einem BIP Wachstum von +4 Prozent aus. „Mittlerweile zeichnet sich ab, dass das BIP auch in Österreich weniger stark wachsen wird“ ,erklärt Acredia Vorständin Gudrun Meierschitz. „Derzeit rechnen wir für 2022 mit +2,6 Prozent.“

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