Wien/Minsk. Österreichs Telekom-Marktführer Telekom Austria („A1“) bilanziert in Weißrussland ab sofort nach den Regeln für Hochinflationsländern. Der Grund: die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften haben für das Land wegen der galoppierenden Inflation die Anwendung der „Rechnungslegung für Hochinflationsländer“ nach International Accounting Standards (IAS 29) beschlossen.
IAS 29 weist eine Reihe ungewöhnlicher Merkmale auf – und wurde bisher in keinem europäischen Land angewendet.
Die Einführung der „Rechnungslegung für Hochinflationsländer“ wird sich auf verschiedene Bereiche des Jahresabschlusses der Telekom Austria Group per 31. Dezember 2011 sowie auf die darauffolgenden Perioden, auswirken, heißt es in einer Aussendung. Bereits veröffentlichte Jahresabschlüsse vergangener Perioden werden aber nicht angepasst.
Die Einführung der „Rechnungslegung für Hochinflationsländer“ werde grundsätzlich folgende Auswirkungen auf die Telekom Austria haben:
- Bilanz: Per 31. Dezember 2011 werden alle nicht monetären Vermögenswerte einmalig an die Inflationsentwicklung seit dem Zeitpunkt ihrer Anschaffung angepasst werden, was in Folge zu einer Aufwertung und daraus resultierend zu höheren Abschreibungen führt. In den folgenden Perioden werden diese Vermögenswerte weiter an den Inflationsfaktor der jeweiligen Periode der Berichterstattung angepasst.
- Gewinn- und Verlustrechnung: Alle Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung werden ab dem vierten Quartal 2011 an die Inflation angepasst und mit dem Stichtagkurs in EUR umgerechnet. Gewinne und Verluste resultierend aus der Inflationsanpassung der monetären Vermögenswerte und Schulden werden gesondert ausgewiesen.
- Kapitalflussrechnung: Inflationsanpassungen in der Bilanz sowie in der Gewinn- und Verlustrechnung werden in der Kapitalflussrechnung reflektiert. Zusätzlich werden liquide Mittel an die Inflation angepasst.
- Die Anwendung der „Rechnungslegung für Hochinflationsländer“ wird in der Währung des Weißrussischen Rubels, das heißt vor Währungsumrechnung, vorgenommen.
Die Aufwertung der Vermögenswerte wird auch im Eigenkapital der Telekom Austria Group reflektiert. Aus dieser Aufwertung resultierend erwartet die Telekom, dass die Anwendung der „Rechnungslegung für Hochinflationsländer“ gleichzeitig zu einer Abwertung (Impairment) in 2011 führen wird. Da die Zuschreibung der Vermögenswerte voraussichtlich die mögliche Abwertung überschreiten wird, führe die Anwendung der „Rechnungslegung für Hochinflationsländer“ zu keiner Reduktion des Eigenkapitals der Telekom Austria Group.
Hintergrund zu IAS 29
Nach genauer Beobachtung der Inflationsrate in Weißrussland, haben die vier großen Wirtschaftsprüfungsunternehmen die Anwendung der „Rechnungslegung für Hochinflationsländer“ nach IAS 29 in Weißrussland im vierten Quartal 2011 beschlossen, wie es weiter heißt. Seit Jahresanfang 2011 sind die Preise in Weißrussland (Belarus) um mehr als 100 Prozent gestiegen; ein Euro kostete in dieser Woche bereits mehr als 11.500 weißrussische Rubel.
IAS 29 definiert folgende Indikatoren, die eine hochinflationäre Wirtschaft beschreiben:
- Vermögen wird in nicht monetären Vermögenswerten gehalten und Beträge in Inlandswährung werden unverzüglich investiert, um die Kaufkraft zu erhalten.
- Preise sind in Fremdwährungen angegeben, Preise für Käufe und Verkäufe von Krediten werden durch den erwarteten Kaufkraftverlust für die restliche Kreditlaufzeit bereinigt.
- Zinssätze, Löhne und Preise sind an einen Preisindex gebunden.
- Die kumulative Inflationsrate innerhalb von drei Jahre nähert sich oder überschreitet 100% und es wird erwartet, dass dieses Niveau auch in den Folgejahren anhalten wird.
Link: Telekom Austria