Besseres Umfeld. In Europa und Amerika waren die Bedingungen für Börsengänge zuletzt deutlich positiver, auch in Wien gibt es Zuwächse. Die Pipeline ist gut gefüllt, so EY.
In Europa und Amerika waren die Bedingungen für Börsengänge im ersten Quartal 2024 deutlich positiver als im Vorjahresquartal: In den USA gab es insgesamt 49 Börsengänge gegenüber 33 in Q1/2023. Das Gesamtvolumen sprang von 2,6 Mrd. US-Dollar auf 8,5 Mrd. US-Dollar im diesjährigen Quartal. Ähnlich positiv war die Entwicklung in Europa. Zwar lag die absolute Zahl mit 26 leicht unter dem Vorjahresquartal (28), aber das Volumen erreichte mit 5,9 Mrd. US-Dollar fast eine Verdreifachung, so die aktuelle Ausgabe der EY-Studie „IPO-Barometer“.
Europa und Amerika stark, Asien diesmal schwach
Weltweit waren die Rahmenbedingungen freilich nicht überall derart gut. Die Zahl der Erstnotizen lag mit 287 leicht unter dem Vorjahreswert von 307. Immerhin stieg das Gesamtemissionsvolumen auf 23,7 Mrd. US-Dollar (Vj. 22,1 Mrd. US-Dollar).
Grund für diese Seitwärtsbewegung war der deutliche Rückgang in Asien. In dieser Region (Asia-Pacific) gingen sowohl das Emissionsvolumen um 56 Prozent auf 5,8 Mrd. US-Dollar zurück als auch die Zahl der Erstnotizen um 34 Prozent auf 119. Besonders der chinesische IPO-Markt zeigte Schwächen und musste deutliche Rückgänge hinnehmen – sowohl bei der Zahl (von 86 auf 42 im Jahresvergleich) als auch beim Volumen (von 10,4 auf 3,9 Mrd. US-Dollar).
Vom weltweiten Emissionsvolumen von 23,7 Mrd. US-Dollar entfiel rund ein Viertel auf Unternehmen aus dem Gesundheits- und Life-Science-Sektor. Auch der größte Börsengang des laufenden Jahres kam aus dieser Branche: Die Erstnotiz der Galderma Group AG aus der Schweiz an der Schweizer Börse erbrachte knapp 2,4 Mrd. US-Dollar. Auch der zweit- und drittgrößte IPO des ersten Quartals waren mit der finnischen Amer Sports Inc und der Douglas AG europäische Unternehmen.
Die Aussichten
„Die weiteren Zeichen für ein Auftauen an den Börsen stehen gut. Nach dem guten Momentum des vergangenen Jahres in Europa setzte sich der positive Trend im ersten Quartal fort. IPOs sind wieder in den positiven Schlagzeilen und stehen im Fokus der Investor:innen“, meint Stefan Uher, Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich.
Der breite Anstieg der großen Indizes, ein positives Marktsentiment, derzeit geringe Volatilität und der erwartete Rückgang der Zinsen haben grundsätzlich die Chancen für Börsengänger deutlich verbessert und bieten Rückenwind für weitere Debüts in diesem Jahr, so Uher.
Wiener Börse: Rekordstart bei Anleihen
Auch die Wiener Börse zeigt – wie gewohnt vor allem im Bond-Markt – viel Bewegung: Die Anleihen-Listings im Vienna MTF verzeichnen weiterhin ein starkes Wachstum, so EY. 3.000 Neunotierungen bedeuten den historisch besten Jahresstart. Über 900 aktive Emittenten aus 37 Ländern werden betreut. Die jüngste Anbindung des neuen Handelsmitglieds Jump Trading B.V. trage zudem dazu bei, zusätzliche Liquidität zu generieren. Dadurch steigt die Gesamtzahl der Handelsmitglieder an der Wiener Börse nun auf 69 – darunter 21 österreichische und 48 internationale Banken und Wertpapierfirmen.
Seit Anfang März sind österreichische Bundesanleihen wie berichtet auch ganztägig an der Wiener Börse handelbar. Die Erste Group Bank AG und die Raiffeisen Bank International AG sorgen als Market Maker dafür, dass Bundesanleihen durchgängig gekauft und verkauft werden können. Laut der jüngsten Aktienbarometer-Studie investieren immerhin 27 Prozent der Österreicher:innen in Aktien, Anleihen oder Investmentfonds und ETFs, wobei fast drei Viertel von ihnen auch Anteile an österreichischen Unternehmen halten.
Healthcare- und Life-Science-Unternehmen besonders gefragt
Das höchste Emissionsvolumen verzeichnete im abgelaufenen Quartal der Sektor Healthcare/Life Science mit einem Sprung auf 5,9 Mrd. US-Dollar (+280%), gefolgt vom Sektor Technology, der 4,4 Mrd. US-Dollar erlöste. Bei der Zahl der Börsengänge lag erneut die Branche Industrials vor mit 59 Erstnotizen, auch wenn das Gesamtemissionsvolumen nur noch bei 4,1 Mrd. US-Dollar lag. Danach folgt erneut Technology mit 53 Börsengängen (Vj. 63).