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Business, Veranstaltung

Banken auf dem Weg zum braven Versorger: „Kleiner, besser oder anders?“, so FMVÖ-Tagung

Sarközi, Nowotny Credit FMVÖ
Sarközi, Nowotny Credit FMVÖ

Wien. Österreichs Banken werden in Zukunft moralischer, weniger risikofreudig, innovativer – und vielleicht auch deutlich kleiner sein als jetzt.

Das waren einige der Thesen auf einer Veranstaltung, zu der der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) in Kooperation mit dem Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BMÖ) lud. Beim Podiumsgespräch mit dem Titel „Kleiner, besser oder anders?“ in der Oesterreichischen Nationalbank diskutierten am Podium neben OeNB-Chef Ewald Nowotny die Bankenvertreter Willibald Cernko (Vorstandsvorsitzender UniCredit Bank Austria) und Erwin Hameseder (Obmann Raiffeisen-Holding NÖ-Wien) sowie Management Consultant Helmut F. Karner und Ökonom Stephan Schulmeister vom Wifo.

Zu Beginn der Veranstaltung ging Nationalbankgouverneur Nowotny auf relevante Punkte betreffend die österreichische Bankenlandschaft ein, heißt es in einer Aussendung.

Als zentrale Aufgabe der Banken nannte er, dass diese darauf achten müssten, dass das Vertrauen in die Geldwirtschaft intakt ist. Eine effiziente öffentliche Kontrolle sei notwendig, denn die Deregulierung sei zu weit gegangen und daher auch eine der Ursachen für die Krise. Allerdings dürfe bei der aktuellen Re-Regulierung nicht überreguliert werden. Laut Nowotny müsse die Kapitalmarktfinanzierung für Unternehmen aufgewertet werden und er trat im Zuge dessen auch dafür ein, dass größere Spielräume für Crowdfunding – aber natürlich mit klaren Regeln – geschaffen werden müssen.

Als Grundlage für die anschließende Diskussion erläuterte Karner den Positionierungsansatz „Kleiner, besser oder anders“, den Gary Hamel und C. K. Prahalad in ihrem Buch „Wettlauf um die Zukunft“ aufgestellt hatten. Laut den beiden Autoren müssten Manager lediglich folgende drei simple Regeln einhalten: 1. „Better before cheaper“, 2. „Revenue before cost“ und 3. „There are no other rules“. Karner: „Wir machen den Fehler, dass wir von heute aus in die Zukunft planen – man muss vielmehr von der Zukunft zurückplanen.“ Seine persönliche Schlussfolgerung über die Bankenbranche lautete, dass die Finanzwirtschaft keine „Best Practice-Branche“ sei.

Rückbau der Bankenlandschaft?

In der lebhaft geführten Debatte unter der Moderation von Eric Frey drehte es sich danach um die zentrale Frage, ob sich österreichische Banken anders aufstellen oder deutlich schrumpfen werden müssen, oder ob vielleicht beides eintreten wird.

Laut Schulmeister sei nicht das Verhalten einzelner zu verurteilen, sondern das Aktivitätsportfolio sei schuld, das sich vom „Boring Banking“ in den 60-er Jahren zum „Exciting Banking“ gewandelt habe, mit der einzigen ethischen Verpflichtung, Gewinne zu machen. Er stellte die Frage, ob Banken alles machen müssten, was Profit bringt oder ob es nicht besser wäre, neue Aufgaben zu finden, wie in der Förderung von Umweltschutz, Jungunternehmertum oder Wohnungsfinanzierung für junge Menschen. Auch dürften die Wirtschaft und so essentielle Dinge wie Lebensmittel- & Rohstoffpreise nicht von Casino-Mentalität bestimmt werden. Denn die Periode, in der Profit nur durch realwirtschaftliche Aktivitäten geprägt war, habe gut funktioniert.

Dass es bei den Banken bereits ein Umdenken gegeben habe, sagten sowohl Hameseder von der RZB wie Cernko von der Bank Austria. Laut Hameseder sei Bilanzsummenwachstum kein strategisches Ziel mehr, man sei vielmehr in einer Konsolidierungsphase, in der man zurück zu den Wurzeln gehe. Solide Kapitalstärkung sei das Gebot der Stunde – durch Überregulierung seien die geschäftspolitischen Spielräume allerdings bereits sehr eng. Hameseder wie auch Cernko betonten, dass Banken selbstverständlich Beiträge zur Sanierung zu leisten haben, aber dass dies keine „Neverending Story“ werden dürfe.

Neue Erwartungshaltung

Laut Willibald Cernko ist es wichtig, dass Geschäftsmodelle laufend überprüft werden, denn der Kunde hätte heute eine andere Erwartungshaltung an Banken und man sei mit einem ständig und stark wechselnden Kundenverhalten konfrontiert. Künftig werde es deutlich weniger Filialen und Mitarbeiter geben, wobei in den Filialen eher Spezialisten und nicht Generalisten gefragt sein werden. Die Rolle der Bank im Jahr 2020 sei es, einerseits eine „Utility“ zu sein, andererseits sei es wichtig, als Dienstleister auch Innovation und Mehrwert zu bieten. Beide Bankenvertreter gaben auch ihrer Erwartung an die Politik Ausdruck, nach den Nationalratswahlen wieder miteinander ins Gespräch zu kommen.

Im Anschluss wurde noch auf zahlreiche Fragen aus dem Publikum eingegangen, wie bspw. die Rolle der wirtschaftlichen Ausbildung in Schulen; was mit Kreditkunden passiert, die abgelehnt werden; wie lange die derzeitige Situation von niedrigen Zinsen bei hoher Inflation noch so weitergehen könne; ob in Österreich Banken auch sterben dürften, wie dies bereits in den USA der Fall sei; die Legalisierung von Crowdfunding, und ob es nicht bei der Bestellung von Aufsichtsratsorganen hinsichtlich Qualifikation und Unabhängigkeit Handlungsbedarf gäbe.

Die Teilnehmer

Im mit rund 200 Gästen vollbesetzten Kassensaal der Oesterreichischen Nationalbank wurden laut Aussendung u. a. gesehen: FMVÖ Präsident Erich Mayer, Karl Javurek (Bundesvorsitzender WdF), Heinz Pechek (Geschäftsführender Vorstand BMÖ), FMVÖ Vizepräsent Josef Redl, Vst.-Dir. Heinz Behacker (VBV-Vorsorgekasse AG), die easybank Vorstände Robert Cerwinka und Sonja Sarközi, Ingrid Streibel-Zarfl (Vorsitzende des Zentralbetriebsrats der Bawag P.S.K.), Michael Knap (Stv. des Präsidenten, IVA – Interessenverband für Anleger), VD Walter Kralovec (Ergo Group), Arnold Bubek (Leiter der Landesbank Baden-Württemberg Repräsentanz Wien), Franz Christian Necas (GF Business Circle), Andreas Schwarz (Leiter HR & VW Beko Wien), Bernhard Weiser (Wirtschaftskammer Wien, Sparte Bank & Versicherung), Hubert Bereuter (GF VB Services für Banken), Markus Ipsmiller (MasterCard Europe) u.v.m.

Link: FMVÖ

 

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