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Business, Steuer

Der Mittelstand ist bei der Digitalisierung patschert

Wien. Laut einer EY-Studie droht eine „digitale Zweiklassengesellschaft“, kleinere Unternehmen leiden unter anderem an IT-Fachkräftemangel.

Die Digitalisierung ist in den österreichischen Mittelstandsunternehmen angekommen:

  • Bei drei von vier mittelständischen Unternehmen in Österreich (73%) spielen digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell mittlerweile eine mittelgroße bis sehr große Rolle. Im Vorjahr waren es nur 56%.
  • Nur 6% der mittelständischen Betriebe klammern die Digitalisierung aus ihrem Unternehmenskonzept aus und schreiben ihr keine Bedeutung zu – 2018 waren es noch 20%.

Das sind Ergebnisse der EY-Studie „Digitaler Wandel im österreichischen Mittelstand“, für die 900 mittelständische Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeitern in Österreich befragt wurden.

„Digitale Zweiklassengesellschaft“

Dennoch gebe es noch große Unterschiede zwischen großen und kleinen Unternehmen:

  • Mehr als jedes zweite Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 100 Mio. Euro (55%) schreibt demnach digitalen Technologien eine sehr große Bedeutung zu, weitere 36% eine immerhin mittelgroße Rolle.
  • Bei kleinen Unternehmen (Jahresumsatz unter 30 Mio. €) zeichnet sich ein gegenteiliger Trend ab: Für nur jede fünfte Firma (22%) spielt Digitalisierung eine große Rolle im Geschäftsmodell.
  • Dementsprechend ist auch ein Optimismus-Gefälle nach Betriebsgröße erkennbar: Während Großunternehmen digitale Technologien als Chance sehen (88%), sind kleinere Unternehmen skeptischer (73%).

Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich sieht daher eine „digitale Zweiklassengesellschaft“. Für kleine Unternehmen gelte es, Chancen zu ergreifen und den digitalen Sprung zu wagen, bevor „die großen Konkurrenten so weit davonziehen, dass ein Mithalten nur schwer möglich wird“, so Reimoser.

Natürlich gebe es auch die Möglichkeit, sich einen innovativen Partner als Unterstützung zu holen, beispielsweise durch eine Kooperation mit einem Start-up mit digitalem Schwerpunkt.

Fachkräftemangel hemmt Digitalisierung

Den mittelständischen Unternehmen fällt es laut der Studie jedenfalls zunehmend schwerer, geeignete Fachkräfte zu finden:

  • Jedes zehnte Mittelstandsunternehmen (12%) klagt über fehlende Fachkräfte, besonders im Bereich Digitalisierung – das sind 3% mehr als im Vorjahr.
  • Auch begrenzte finanzielle Möglichkeiten sind für 12% ein Problem, um die digitalen Technologien in das Geschäftsmodell zu integrieren (2018: 8%).
  • Weitere 7% der Mittelständler haben nach eigener Einschätzung nicht das nötige Know-how für die Digitalisierung.

Wien bleibt Hotspot der Digitalisierung

Im Bundesländer-Ranking liegen Unternehmen mit Sitz in Wien auch 2019 wieder vorne:

  • 81% der Unternehmen in der Hauptstadt geben an, dass die Digitalisierung bereits jetzt von großer Wichtigkeit für das eigene Geschäftsmodell ist. Entsprechend sind Wiener Betriebe auch am optimistischsten gegenüber Zukunftstechnologien: 83% der Mittelständler sehen hier die Digitalisierung als Chance für ihr Unternehmen.
  • Den zweiten Rang als digitaler Vorreiter sichert sich die Steiermark mit 79%, dicht gefolgt von Vorarlberg mit 78%.
  • Schlusslicht ist Niederösterreich – in nur 66% der Unternehmen wird Digitalisierung eine große Rolle zugeschrieben. Demnach belegt das flächenmäßig größte Bundesland auch den letzten Platz im Optimismus-Ranking, nur 68% sehen die digitalen Entwicklungen als Chance.

Abschließend betrachtet müssen wir unsere Headline wohl relativieren: „Patschert“ (für unsere deutschen LeserInnen: „unbeholfen, ungeschickt„) ist der Mittelstand also eigentlich nicht – mehr ein Gefangener der Umstände, so die EY-Studie.

Link: EY

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