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Recht, Tools

Immer weniger Pleiten: Trotzdem gibt es Hotspots

Wien. Die Insolvenzen von Unternehmen stagnieren in Österreich, bei Privatpersonen gehen sie sogar stark zurück: Trotzdem zeichnet der KSV kein ungetrübtes Bild.

Im ersten Halbjahr 2019 sind laut neuen KSV-Zahlen insgesamt 2.587 Unternehmen insolvent geworden. Das entspricht beinahe exakt dem Vorjahreswert von 2.584 Firmen.

  • Konkret stieg die Zahl der eröffneten Insolvenzen um 1,0 % auf 1.525 Fälle. Dagegen ging die Anzahl der mangels kostendeckenden Vermögens nichteröffneten Insolvenzverfahren um 1,2 % auf 1.046 Fälle zurück.
  • Die betroffenen Verbindlichkeiten lagen mit 895 Mio. Euro etwa ein Prozent unter 2018, wogegen die 8.300 betroffenen Dienstnehmer fast zehn Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2018 liegen.
  • Bei den Privatkonkursen zeigt sich ein noch deutlicheres Bild: 5.082 Personen haben im ersten Halbjahr 2019 die Regulierung ihrer Schulden in Angriff genommen. Das ist ein Minus von 7,1 Prozent. Die betroffenen Schulden sind sogar um 32 Prozent gesunken.

Ein Blick auf die Trends

Bedeuten diese Zahlen nun zwar gute Nachrichten für die Unternehmen, aber weniger für Gläubigerschützer? Nun, wegen guter Konjunktur obsolet sind der KSV und seine Branchenkollegen vom Schlag einer Creditreform wohl noch nicht.

  • Denn erstens zeigen sich große regionale Unterschiede: Wie so oft führt der Blick auf den Durchschnitt in die Irre. Während es in der Steiermark ein Minus bei den Pleiten von 15 Prozent gab, kletterten diese im Burgenland um fast 29 Prozent in die Höhe (die eröffneten Insolvenzen stiegen sogar um 34 %). Auf bestimmte Regionen konzentrierte Unternehmen können also einer ganz anderen Situation gegenüberstehen als ihre Kollegen in anderen Bundesländern.
  • Zweitens zeigen sich erneut große Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Spitzenreiter ist wie gewohnt die Baubranche, gefolgt von unternehmensbezogenen Dienstleistungen und Gastgewebe. Diese drei Branchen machen mit je rund 400 Insolvenzen grob die Hälfte der Pleiten des ersten Halbjahrs aus.
  • Drittens zeichnet sich bei den Privatkonkursen laut KSV ein dauerhaft höheres Niveau ab.

Bekanntlich sollte die Gesetzesnovelle 2017 mit ihren erleichterten Bedingungen für Privatkonkurse den Zugang zu dem Instrument erleichtern. Das sei wohl gelungen: Die Zahlen des ersten Halbjahrs 2019 liegen rund 20 % über dem langjährigen Durchschnitt, sie sind nur im Vergleich zum Rekordjahr 2018 zurückgegangen.

2018 war untypisch, weil damals jene Fälle abgearbeitet wurden, die auf das Inkrafttreten der Novelle gewartet hatten, so der KSV. 2019 zeige sich nun die neue Normalität – und diese liege mit erwarteten knapp 5.100 Fällen deutlich über dem Durchschnitt früherer Jahre (etwas über 4.200 Fälle)

Der Ausblick

Im Gesamtjahr 2019 geht die KSV-Prognose wegen der sich eintrübenden Konjunktur von geringfügig höheren Pleitezahlen als 2018 aus.

Spannend werden auch die Entwicklungen an der Gesetzesfront: Die anstehende Richtlinie der EU zum vorinsolvenzlichen Sanierungsrahmen wurde am 6.6.2019 endgültig verabschiedet und wird demnächst im Amtsblatt der EU erscheinen. Von diesem Datum errechnet sich dann ein 2-jähriger Umsetzungszeitraum für die Mitgliedsländer der Europäischen Union.

Im österreichischen Justizministerium tagt laut KSV schon seit längerem eine Reformkommission mit dem Ziel, diese Richtlinie bis Herbst 2020 als Ministerialentwurf zur Aussendung zu bringen. Die genaue Art der Umsetzung stehe gegenwärtig allerdings noch nicht fest.

„Investiert mehr in die Digitalisierung“

KSV-Chef Ricardo-José Vybiral nutze die Präsentation der Halbjahreszahlen auch zu einer öffentlichen Ermahnung der österreichischen Unternehmen: Diese investieren zwar – dank niedriger Zinsen – nicht wenig, doch fließe das Geld vor allem in die bereits bestehende Technik.

Die Unternehmen sollen mehr in die digitalen Möglichkeiten von morgen investieren, fordert Vybiral. Der KSV bringt gerade selbst eine Flut neuer digitaler Tools für Unternehmenskunden auf den Markt – das könnte das Stimmungsbild der Gläubigerschützer durchaus beflügelt haben.

Link: KSV1870

 

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