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Business, Finanz, Recht, Steuer

Konferenz von FMA und APAB: Wo die Prüfer die Probleme sehen

Christine Catasta ©Stefan Baumann / ÖBAG

Wien. Um Trends der Corporate Governance und die verstärkte Kooperation von Prüfern und Behörden ging es bei einer Konferenz von Abschlussprüfer-Aufsicht ABAP und FMA.

Corporate Governance, Fit & Properness von Aufsichtsratsmitgliedern sowie die Zusammenarbeit zwischen Aufsicht, Abschlussprüfern und Prüfungsausschüssen standen im Fokus einer Onlinekonferenz der Abschlussprüferaufsichtsbehörde (ABAP) und der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA), heißt es dazu.

„Ein enges und gut akkordiertes Zusammenspiel von allen Prüfungs- und Aufsichtsorganen sind der Schlüssel zu guter Governance“, stellten Peter Hofbauer, Vorstandssprecher der Abschlussprüferaufsichtsbehörde ABAP, und Michael Hysek, Bereichsleiter Bankenaufsicht der Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA, anlässlich der Onlinekonferenz im Zuge ihrer 2021 gemeinsam ins Leben gerufenen Dialog-Initiative fest. Rund 350 Aufsichtsräte von Unternehmen im öffentlichen Interesse (PIE – Public Interest Entities) folgten der Einladung, sich über aktuelle Entwicklungen bei Corporate Governance, Fit & Properness von Aufsichtsratsmitgliedern sowie die Zusammenarbeit zwischen Aufsicht, Abschlussprüfern und Prüfungsausschüssen zu informieren.

Die Hauptthemen

Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf dem Management von Nachhaltigkeitsrisiken, den sogenannten ESG-Faktoren (Environment, Social and Governance), sowie den neuen Prüf- und Berichtspflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattungsrichtlinie CSRD sowie der kommenden EU-Lieferkettenregulierung CSDDD. Abschlussprüfer, Finanzmarktaufsicht und Aufsichtsräte – insbesondere deren Prüfungsausschüsse – seien hier besonders gefordert, meinten Hofbauer und Hysek.

Zusammenarbeit stärkt Governance

Universitätsprofessorin Anne D’Arcy vom Institut für Corporate Governance an der WU Wien arbeitete in ihrer Keynote die besondere Verantwortung der Prüfungsausschüsse von Aufsichtsräten heraus und ermunterte, „die richtigen Fragen zu stellen“. Sie verwies dabei auf ein 3-Ebenen-Modell, wonach die Rollen innerhalb des Prüfungsausschusses in Abhängigkeit von den spezifischen Risiken der Organisation und den jeweiligen regulatorischen Herausforderungen zu definieren seien.

Damit könne auch besser auf neue Themen wie ESG-Reporting eingegangen werden. „Die ESG-Berichterstattung erfordert eine neue Qualität der Informationsverarbeitung. Hier geht es nicht mehr nur um Finanzinformationen, sondern auch um externe Faktoren, die nicht direkt beeinflusst werden können“, so D’Arcy.

Weiters erfordern die neuen Lieferkettenvorschriften (CSDDD) zusätzliche Sorgfaltspflichten der Kontrollgremien bei Umwelt- und Menschenrechtsthemen: „Der Prüfungsausschuss muss einen Prozess sicherstellen, der das System wirksam überprüfen kann“, so D’Arcy.

Demnach soll sich der Prüfungsausschuss nicht nur auf die Aussagen des Vorstandes verlassen, sondern auch direkt auf Mitarbeitende sowie Experten auch außerhalb der Organisation zugehen. „Schauen Sie sich die Wirksamkeit der internen Governance gut an. Stellen Sie Fragen und seien Sie neugierig. Erzählt man Ihnen, was funktioniert und vor allem was nicht funktioniert? Werden Themen wie der Klimawandel berücksichtigt und darin nicht nur Risiken, sondern auch Chancen gesehen? Wird eventuell ein Umbau des Geschäftsmodells in Erwägung gezogen?“

Fit & Proper als Basis

Elisabeth Schadler-Liebl, Teamleiterin in der Versicherungsaufsicht der FMA, und Daniela Jaros, stellvertretende Abteilungsleiterin Bankenaufsicht FMA, skizzierten in Folge den Zugang der Finanzmarktaufsicht zu Governance und Fit & Properness. Schadler-Liebl widmete sich der Problematik von Interessenskonflikten in der Governance von Versicherungen.

„Wenngleich keine Legaldefinition vorliegt, gibt es eine Arbeitsdefinition. Demnach ist klar zu prüfen, ob Interessenskonflikte vorliegen, und es ist entsprechend zu handeln. Die Handlungsoptionen sind Erkennen und Auflösen oder Mitigieren des Interessenskonflikts. Kann der Konflikt nicht beseitigt werden, ist die Funktion zurücklegen“, stellte Schadler-Liebl fest.

Hier gebe es auch klare Erwartungen der FMA, wie Versicherungsgesellschaften dies zu regeln haben: „Interessenkonflikte sind oft an unterschiedlichen Orten geregelt. Seitens der FMA wird hier eine Gesamtschau erwartet. Ebenso muss sich der Aufsichtsrat diesen Regelungen unterwerfen. Ein guter Platz dafür ist die Geschäftsordnung“, so Schadler-Liebl.

Bezüglich der Zusammensetzung des Aufsichtsrats betonte sie „die Bedeutung der kollektiven Eignung“, wonach eine sachlich ausgewogene Zusammensetzung des Aufsichtsrats in einer Gesamtschau gegeben sein sollte. Die Tätigkeiten des Aufsichtsrats seien zu dokumentieren, um nachvollziehen zu können, „ob man sich mit den Themen beschäftigt hat“.

Daniela Jaros betonte die Bedeutung von Fit & Properness bei Personen, die Schlüsselfunktionen einnehmen. Sie sei die Basis für eine funktionierende Governance. Dazu habe die FMA im März 2023 ein Rundschreiben veröffentlicht, das in einem Kapitel Konzept, Anforderungen und Ablauf des Fit & Proper-Tests darlegt.

Neben der Darstellung der Testmethodologie werde darin festgehalten, dass die Fit & Properness nicht nur bei Funktionsantritt nachzuweisen ist, sondern auch während der gesamten laufenden Funktionsperiode gegeben sein müsse. Die FMA führe daher auch bei langjähriger Tätigkeit stichprobenartig Re-Checks durch.

Inspektionsberichte für Prüfungsausschüsse offenlegen

Michael Komarek, Vorstand der APAB, berichtete in seiner Keynote über Erkenntnisse und Hinweise aus der Aufsichtstätigkeit der APAB. Er betonte in seinem Referat unter anderem die Wichtigkeit guter Kommunikation des Prüfungsausschusses mit dem Abschlussprüfer. „Der Abschlussprüfer hat tiefe Einblicke in das Unternehmen, nutzen Sie diese“, so Komarek.

Eine Qualitätsüberprüfung der Arbeit von Abschlussprüfern erfolgt durch die APAB im Zuge von Inspektionen: „Unsere Inspektionen, bei denen die Arbeit der Prüferinnen und Prüfer bewertet wird, dienen der kontinuierlichen Verbesserung der Abschlussprüfungen. Allerdings sind die Ergebnisse der Inspektionen nicht öffentlich. Prüfungsausschüsse haben keinen Zugang zu unseren Berichten“, so Komarek. Vor diesem Hintergrund befürwortete er, dass Prüfungsausschüsse „zumindest über wesentliche in den Inspektionen festgestellte Mängel“ bei der Abschlussprüfung ihrer Unternehmen informiert werden.

Kritische Erfolgsfaktoren

Abschließend diskutierten APAB-Sprecher Peter Hofbauer und FMA-Bankenaufseher Michael Hysek mit der Wirtschaftswissenschafterin Anne D´Arcy sowie der Wirtschaftsprüferin und Aufsichtsrätin Christine Catasta und dem Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsrat Gerhard Schwartz über kritische Erfolgsfaktoren zur Stärkung der Corporate Governance und Zusammenarbeit mit Abschlussprüfern.

Anne D’Arcy forderte dabei, Governance als dynamisches System zu sehen, das regelmäßig den entsprechenden Umfeldbedingungen angepasst werden müsse. „Von den zu prüfenden Unternehmen wird Agilität erwartet. Umgekehrt muss auch im Kontrollgremium Agilität gewährleistet sein“, so D‘Arcy.

Dazu empfahl D’Arcy hinsichtlich der Besetzung von Aufsichtsräten und Prüfungsausschüssen „weniger in Personen, sondern in Anforderungsprofilen zu denken“. Christine Catasta und Gerhard Schwartz forderten eine gute Kenntnis des Netzwerks der Abschlussprüfer ein, deren fachliche und persönliche Qualifikation, bisherige Branchenerfahrungen und die Interaktion mit anderen Prüfern seien besonders wichtig.

Schwarz betonte zudem die Bedeutung des direkten Zugangs von Prüfungsausschuss-Mitgliedern zu dem Vorstand nachgelagerten Ebenen, um sich ein umfassendes Bild aus verschiedensten Perspektiven machen zu können. Catasta ermutigte dazu, in der Rolle der Vorsitzenden von Prüfungsausschüssen ausreichend Zeit für den Austausch mit den Leitenden von Interner Revision, Risikomanagement und Rechnungswesen vorzusehen. Dies erlaube gute Einblicke, wie tatsächlich im Unternehmen gearbeitet wird, so Catasta.

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