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Business, Recht

Firmeninsolvenzen steigen, Privatpleiten nehmen ab

Wien. Laut Creditreform sind die Unternehmensinsolvenzen im 1. bis 3. Quartal 2016 um 4% auf 4.182 Fälle gestiegen. Gleichzeitig nahmen die Privatkonkurse weiter ab.

  • Die Zahl der eröffneten Verfahren ist bei den Unternehmen laut Creditreform um 4,7% auf 2.505 gestiegen.
  • In 1.677 Fällen (+2,8%) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen.
  • Die Höhe der Insolvenzverbindlichkeiten beläuft sich auf rund 2 Mrd. Euro (+50%).

Insgesamt waren rund 14.000 Arbeitsplätze betroffen. Die Insolvenzursachen liegen hauptsächlich in kaufmännischen Fehlern der Geschäftsführung, in der allgemeinen Wirtschaftslage sowie im verstärkten Konkurrenzkampf, heißt es weiter.

Wo es die stärksten Zuwächse gibt

  • Den stärksten Zuwachs verzeichneten die Bundesländer Vorarlberg (+21,6%), Salzburg (+17%) und das Burgenland (+14,7%).
  • Gegen den Trend sanken die Insolvenzen in der Steiermark (-9,4%), in Niederösterreich (-7%) und in Kärnten (-5,1%).
  • Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in der Bundeshauptstadt mit 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen. Österreichweit wurden im Durchschnitt 11 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.
  • Die am stärksten betroffenen Branchen sind traditionell die Branche „Bauwesen“ und die Branche „Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“ (Transportwesen) mit fast 32 bzw. 26 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen.
  • Den stärksten Zuwachs verzeichnete die Branche „Kredit- und Versicherungswesen“ mit einem Plus von 16,1%.
  • Für den Wirtschaftsstandort Österreich besonders erfreulich sei der starke Rückgang bei der Sachgütererzeugung (Industrie) mit einem Minus von 13,2%. Ebenso meldete der Tourismus ein Minus von 8,4%.

Der Ausblick

Nachdem in den vergangenen fünf Jahren die Insolvenzen rückläufig waren, hat 2016 die Trendwende eingesetzt. Ungeachtet dem in jedem Insolvenzantrag genannten Grund der schlechten allgemeinen Wirtschaftslage sieht man beim genauen Blick auf die Ursachen der Zahlungsunfähigkeit bzw. Überschuldung, dass schon lange zuvor von Seite des Unternehmers bzw. der Geschäftsführung zu wenig Augenmerk auf die kaufmännische Sorgfalt, das betriebswirtschaftliche Einmaleins gelegt wurde, tadeln die Creditreform-Experten.

Dies sei vor allem bei Klein- und Kleinstunternehmen, die das Gros der Insolvenzen stellen, zu beobachten. Falle dann ein Großkunde weg oder erleide man einen nennenswerten Zahlungsausfall, verfüge man nicht mehr über die erforderlichen Kapazitäten und Rücklagen um das aufzufangen.

Für das Gesamtjahr 2016 rechnet Creditreform mit einem weiteren Zuwachs auf rund 5.600 Insolvenzen.

Die Crux bei den Privaten

Auf den ersten Blick gegenläufig scheint die Entwicklung bei den Privatinsolvenzen zu sein: Hier gab es laut Creditreform einen Rückgang um mehr als 5% auf etwa 7.000 Verfahren. Weniger Insolvenzen gab es nur im Jahr 2007.

  • Die Anzahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist hierbei um 6,5% auf 6.197 Verfahren gesunken,
  • die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzanträge sind hingegen um 4,4% auf 859 Verfahren gestiegen.
  • Hauptursachen seien Arbeitslosigkeit, gescheiterte Selbständigkeit und der falsche Umgang mit Geld. Die Durchschnittsverschuldung liegt laut Schuldnerberatern bei ca. 75.000 Euro.
  • Ein Bundesländer-Vergleich zeige den stärksten Rückgang in Wien (-14,1%), in Kärnten (-9,2%) und im Burgenland (-6,9%).
  • Hingegen berichtete die Bundesländer Oberösterreich (+12%), Steiermark (+3%) und Niederösterreich (+2,2%) von steigenden Insolvenzen.

Spitzenreiter bei der absoluten Zahl an Insolvenzen ist die Bundeshauptstadt mit 2.665 Fällen, ebenso bei der relativen Insolvenzbetroffenheit: Fast 20 von 10.000 erwachsenen Wienern wurden insolvent. Österreichweit wurden hingegen nicht ganz 11 von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.

Rund 73% aller „Privatkonkurse“ enden mit einem so genannten Zahlungsplan, einer Vereinbarung zwischen Schuldner und Gläubiger über eine fixe Quote, welche längstens binnen sieben Jahren zu bezahlen ist. Dann erhält der Schuldner die Befreiung von seinen übrigen Verbindlichkeiten.

Das könne der Schuldner aber meistens nur dann anbieten, wenn er mehr als das Existenzminimum an Einkommen zur Verfügung hat, erklärt Creditreform das scheinbare Paradoxon: Bei schwieriger Konjunktur und hoher Arbeitslosigkeit ist es somit schwerer, die Entschuldung zu erlangen. Daher werden weniger Insolvenzanträge gestellt.

Für das Gesamtjahr 2016 sei mit einem weiteren Rückgang auf weniger als 10.000 Privatkonkursverfahren zu rechnen.

Link. Creditreform

 

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