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Bildung & Uni, Business, Recht, Steuer, Tools, Veranstaltung

LexisNexis: Mit Legal Analytics in die Offensive

Daniel Lewis, Alberto Sanz de Lama, Jana Eichmeyer, Susanne Mortimore, Paul Kampusch, Thomas Schur, Andreas Geyrecker ©Guenther Peroutka / Die Presse

Wien. Auf der LexCon hat LexisNexis jetzt die Produkte für 2020 vorgestellt: Datenbank Lexis 360 soll dank Legal Analytics bei Abfragen vorausdenken, „ContractMaster“ bietet Verträge auf Mausklick. Neue Bücher, Webinare und Briefings kommen auch.

LexisNexis positionierte sich diese Woche auf der hauseigenen Fachmesse LexCon als „Österreichs führender Anbieter intelligenter Rechtsinformation“: Damit gemeint sind Legal Tech und neue intelligente Tools im Bereich Fachinformation (Recht und Steuern), wo man sich bereits in einer eindeutigen Vorreiterrolle sieht.

„Wir werden sicher immer ganz vorne sein – und nicht einer von denen, die jetzt nachziehen“, brachte LexisNexis-Geschäftsführer Alberto Sanz de Lama das Motto kämpferisch auf den Punkt.

Veranstaltung für Profis

Bei der LexCon wurde sowohl eine Fachliteratur-Offensive wie auch technische Highlights für 2020 präsentiert. Rund 150 Anwälte, Steuerberater, Partner, sowie Vertreter der Behörden und Justiz bekamen im k47 am Wiener Donaukanal zunächst generelle Einführungen und dann auf Wunsch persönliche Vor-Ort-Demos präsentiert.

Die Schwerpunkte des Abends waren neue Features der Datenbank Lexis 360, die nun auch Gesetzesänderungen der Zukunft fassbar machen soll. Geplant ist außerdem eine Ausweitung des Literaturangebotes, das als Augmented Content digital interaktiver werden soll, sowie der Lexis ContractMaster, der automatische Vertragserstellung mit laufend aktualisierten Klauseln ermögliche (in Kooperation mit Anwaltskanzlei Eisenberger & Herzog).

Auch externe Fachbücher werden weiterhin im LexisNexis-System zu finden sein: Kooperationspartner Verlag Österreich liefert derzeit rund die Hälfte der externen Dokumente von LexisNexis Österreich, neue sind geplant, wie die Verlagsleiter beider Häuser vor Ort ankündigten.

„Die User fragen, was sie haben wollen“

LexisNexis-Geschäftsführer Alberto Sanz de Lama betont die Wichtigkeit des Branchen-Feedbacks für die Entwicklung bei LexisNexis: „Wir stellen den Status Quo für Sie in Frage, probieren Neues, damit Sie die Qualität und Effizienz Ihrer Arbeit steigern können, und dafür wollen wir uns mit Ihnen heute austauschen.“

Paul Kampusch, Director Content Management, kündigte eine umfassende Ausweitung der Fachliteratur an. Geplant sind demnach 14 neue Kommentare (etwa im Bereich ZPO oder AktienG), 12 neue Handbücher, 30 weitere Lexis Briefings sowie 13 neue Webinare. Letztere sieht LexisNexis übrigens bereits als großen Erfolg an, die besten haben laut Kampusch bis zu rund 500 Teilnehmern erzielt.

Neue Wege gehe LexisNexis mit „Augmented Content“, um aus Wissen Antworten zu machen: Man versteht darunter die Anreicherung juristischer Inhalte durch crossmedialen Content, durch Interaktion und zusätzliche Informationen, die von Algorithmen generiert werden.

Aktueller Meilenstein seien virtuelle Assistenten, die JuristInnen mit gezielten Fragen durch ansonsten unübersichtliche rechtliche Prüfschemata leiten und konkrete Antworten mit Begründung und Zitaten liefern. Die User können optional ein gewünschtes Ergebnis auswählen und erhalten dafür mögliche Argumentationsstrategien.

Legal Analytics kommt verstärkt nach Österreich

Sozusagen visionärer Gast des Abends war Daniel Lewis, Leiter des vor wenigen Jahren neu geschaffenen Bereichs „Legal Analytics“ von LexisNexis USA: Lewis, dessen Start-up von LexisNexis übernommen wurde, um damit den neuen Bereich Legal Analytics zu erschließen, präsentierte dem Publikum seine Vision für die Rechtsberatung der Zukunft.

Die junge Disziplin der Legal Analytics (Lewis: „Als wir begonnen haben, hat es das praktisch nicht gegeben.“) habe die US-amerikanische Rechtsbranche in binnen kurzer Zeit transformiert. Demonstriert wurde etwa, wie die Auswertung von US-Gerichtsakten große Unterschiede aufzeigen kann, was die Erfolgsaussichten bestimmter Klagen betrifft: Je nachdem, welcher Richter damit befasst wurde, ging eine Sache demnach in 40 bis 70 Prozent der Fälle positiv für die Kläger aus. Die Zuteilung der Fälle erfolgte dabei nach dem Zufallsprinzip, erläutert Lewis.

Für die Analysearbeit wurden von seinem Team Gerichtsakten in großer Zahl digitalisiert, die Ergebnisse zeigen die Namen der Richter im Wortlaut. Da kommt wohl so mancher Anwalt ins Grübeln, ob er für seine Mandanten die Zuteilung zu einem bestimmten Richter erreichen könnte (In Österreich schwierig – die Zuteilung erfolgt bekanntlich alphabetisch nach dem Namen des Beklagten, Anm. d. Red.).

Die US-Richterinnen und -Richter haben die zunehmende Anzahl von derartigen Analyseergebnissen von Anfang an aufmerksam verfolgt, so Lewis. Ob das Ganze Auswirkungen auf die Urteilsfindung hat – ob also Richter ihr Verhalten tendenziell an das ihrer KollegInnen angleichen – könne freilich noch nicht gesagt werden, dafür sei es schlicht zu früh.

Welche Tools die Profis sich wünschen

Ein weiteres Einsatzgebiet von Legal Analytics sind Präzedenzfälle (im Case Law-System der USA besonders wichtig) und die Erfolgsbeurteilung von Argumentationsstrategien je nach verwendeten Quellen. Das kommt jetzt auch in Österreich verstärkt zum Einsatz.

In welchen Bereichen sich die Branche in Österreich Innovation wünscht, das fragte LexisNexis dann in einer Live-Umfrage ab: Die Online-Umfrage wurde gemeinsam mit Kooperationspartner Die Presse vor Ort durchgeführt und brachte folgendes Ergebnis:

  • Rund 1/3 der Teilnehmer wünscht sich Innovation in Rechtsinformation und Recherche.
  • Vertragserstellung und -management sowie Dokumentanalyse folgen mit deutlichem Abstand dahinter.

Daran anknüpfend stellte Andreas Geyrecker, Director Produkt Management, das jährliche große Versionsupgrade der Recherchedatenbank Lexis 360 vor. Hier folgt der Fachverlag, der zum britisch-niederländischen Informationsriesen RELX (früher Reed Elsevier) gehört, den Gepflogenheiten von IT-Konzernen wie Google oder Apple. Sie zelebrieren die Updates ihrer Software-Flaggschiffe bereits seit geraumer Zeit mit viel Aufwand.

Bei LexisNexis werden die Neuerungen des Jahres 2020 unter der Devise „Voraussicht & Überblick“ zusammengefasst, das Upgrade wird „Watchdog“ genannt.

Die Neuerungen bei Lexis 360

Neue Features sollen rechtliche Entwicklungen und dahinter verborgene Argumente, sowie (mögliche) zukünftige Gesetzesänderungen schon heute fassbar machen: Die künstliche Intelligenz von Lexis 360 überwache nun laufend legislative Entwicklungen bis auf Paragrafen-Ebene.

  • Das Tool warnt seine Anwender konkret, wenn diese auf eine Norm stoßen, wo Änderungen im Parlament eingebracht wurden, oder diese kürzlich novelliert wurde, oder es eine zukünftige Fassung gibt.
  • Eine Gesetzeshistorie zeigt alte und zukünftige Fassungen mit Links zu parlamentarischen Materialien und EU-Gesetzgebung, die neue, rechtliche Argumente liefern sollen.
  • Weiter werden mit einer Visualisierung die Relationen zwischen juristischer Literatur, Urteilen und Gesetzen sichtbar gemacht. User können dabei konkret interaktive Diagramme einsetzen, die beispielsweise besonders wichtige Elemente wie Grundsatzurteile durch die Häufung der auf sie Bezug nehmenden übrigen Elemente optisch ersichtlich machen.

Verträge zum Download mit dem ContractMaster

Ein weiterer Schwerpunkt der Produktoffensive von LexisNexis ist der Lexis ContractMaster, der automatische Vertragserstellung mit laufend aktualisierten Klauseln ermöglicht. Jana Eichmeyer, Partnerin bei Wirtschaftskanzlei Eisenberger & Herzog und verantwortlich für die Prüfung und Pflege der Klauseln, erklärte, wie das Tool Steuerberatern und Juristen Zeit bei der Recherche von Klauseln sparen und mehr Zeit für die Beratung und Gestaltung verschaffen soll.

Zum Schluss stellte Susanne Mortimore (Director Sales & Marketing) die Service Offensive vor: In Zeiten, wo persönliches Service immer mehr den Chatbots und automatisch verarbeiteten Formularen zum Opfer fällt, gehe LexisNexis bewusst einen anderen Weg und setze statt Digitalisierung auf die persönliche Beziehung zum Kunden. Dazu gehören kostenlose Trainings zu den Legal Tech-Produkten. Auch Studien, Umfragen und Whitepapers sollen Kunden Orientierung bei Zukunftsthemen und einen Vorsprung in der Branche verschaffen.

Mehr Zeit für Kommunikation?

Wird die Legal Tech-Offensive, wie sie neben LexisNexis auch die anderen Fachverlage derzeit fahren, schon bald drastische Auswirkungen auf den Arbeitsalltag der Beraterberufe haben? Auch das war Thema auf der LexCon.

Immerhin wenden Anwälte derzeit laut einer Morgan Stanley-Analyse rund 29 Prozent ihrer Zeit für Recherche auf: Das ist genau jener Bereich, auf den derzeit die Mehrzahl neuer Tools abzielt. Weitere 16 % entfallen auf die Vertragserstellung, dagegen 44 % auf Kommunikation mit Klienten, Kollegen usw.

Ein gängiges Argument von Legal Tech-Befürwortern bzw. -verkäufern lautet nun, dass zumindest der Zeitaufwand für das Stöbern in Büchern und Rechtsinformationssystemen zurückgehen werde, wenn die neuen Tools einfacher zu den gewünschten Normen und Vertragsbausteinen führen. Den Juristen bleibe also mehr Zeit für die Kommunikation.

Legal Analytics-Profi Lewis dazu: „Das ist die eine Hypothese.“ Die andere laute, dass der Zeitaufwand nicht sinken wird – dafür wächst der Recherche-Output, man studiert also mehr in der gleichen Zeit. Wer recht hat, bleibe abzuwarten.

Was die Geschäftsführung von LexisNexis Österreich an dem Abend betonte: Die neuen Tools mögen interessante Wege aufzeigen, sie werden aber die Juristen auch in Zukunft nicht ersetzen – lediglich ihre Arbeit bereichern, so Alberto Sanz. Das betont auch US-Vordenker Lewis: „Immerhin sind meine Eltern und Geschwister selbst Anwälte.“

Link: LexisNexis

 

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