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Business, Recht, Steuer

Der Konjunktur-Pessimismus hält den Mittelstand im Griff

Erich Lehner ©EY / Christina Häusler

Gegensatz. Zwar sind Österreichs Betriebe mit der aktuellen Geschäftslage mehrheitlich zufrieden, die künftige Entwicklung wird aber zum zweiten Mal in Folge skeptisch gesehen, so EY.

Trotz des aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfelds mit eingetrübter Konjunktur, gestiegenen Preisen für Energie und Rohstoffe oder auch hoher Inflation sind Österreichs Betriebe mit der eigenen Geschäftslage zufrieden: Gut vier von fünf Unternehmen (82%) bewerten die eigene Geschäftslage als eher gut oder gut. 18 Prozent der Befragten beurteilen die eigene Geschäftslage aktuell als negativ. Das sind Ergebnisse einer erneuten Studie von EY, für die laut den Angaben im November 2023 rund 600 Verantwortliche von mittelständischen Unternehmen (30 bis 2.000 Beschäftigte) in Österreich befragt wurden.

Eine negative Grundstimmung

„Noch höher war dieser Anteil zuletzt zu Jahresbeginn 2021, als COVID-19 noch die Wirtschaft lähmte, und zuvor im Februar 2009, auf dem Höhepunkt der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Die österreichischen Unternehmen lassen sich zwar nicht unterkriegen, aber die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen wirken sich langsam auf die Gesamtstimmung aus“, schätzt Erich Lehner, Managing Partner Markets und Verantwortlicher für den Mittelstand bei EY Österreich, die Ergebnisse ein.

Diese Einschätzung unterstreiche auch der Ausblick der Unternehmen auf die kommenden Monate: Zum zweiten Mal in Folge rechnen mehr Unternehmen mit einer Verschlechterung (21%) der eigenen Geschäftslage für das kommende Halbjahr als mit einer Verbesserung (17%). Damit geht etwa jeder fünfte Betrieb von einer Verschlechterung der eigenen Situation im kommenden Jahr aus.

Tourismus überdurchschnittlich positiv

Im Branchenvergleich sticht vor allem der Tourismus hervor: Drei Viertel der befragten Tourismusbetriebe (76%) sind mit der eigenen Geschäftslage zurzeit uneingeschränkt zufrieden, gefolgt von den Sektoren Finanz- und andere Dienstleister und Soziales, Wissenschaft, Bildung & Konjunktur, wo der Anteil bei jeweils 65 Prozent liegt. Am wenigsten zufrieden sind aktuell Industrieunternehmen: Hier bewerten lediglich rund zwei von fünf Betriebe (41%) ihre Geschäftslage als gut.

Aber nicht nur hinsichtlich der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage sei der Tourismus am positivsten gestimmt. Auch was die Erwartung an die kommenden sechs Monate betrifft, zeigen sich Tourismus und Finanz- und andere Dienstleister besonders zuversichtlich (30 bzw. 29%), im Gegensatz zur Immobilien- und Baubranche sowie Soziales, Wissenschaft, Bildung und Kultur, die besonders pessimistisch auf das nächste Halbjahr blicken (9 bzw. 7%).

Konjunkturaussichten eingetrübt

Die Konjunkturerwartungen der österreichischen Wirtschaft bleiben wie im Vorjahr deutlich eingetrübt: Mehr als die Hälfte (55%) der befragten Unternehmen geht davon aus, dass sich die allgemeine Wirtschaftslage in Österreich in den kommenden sechs Monaten verschlechtern wird, nur jeder elfte Betrieb rechnet mit einer Verbesserung (9%). Nur ein einziges Mal in den vergangenen 17 Jahren war der Anteil derer, die mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage rechneten, noch niedriger: Im Februar 2009 gingen gerade einmal drei Prozent der Befragten von einer besser werdenden Konjunktur aus.

Lehner dazu: „Die Einschätzungen der heimischen Betriebe reihen sich in die Prognosen von Wirtschaftsforschungsinstituten ein, die im Moment ebenfalls mit einer leichten Rezession für 2024 rechnen. Um weiter erfolgreich zu wirtschaften, ist es essenziell, am Ball zu bleiben und weiter zu investieren – und zwar in neue Technologien und Nachhaltigkeit.“

Herausforderungen für den Standort Österreich

Wie in den Vorjahren bleibe der Fachkräftemangel das größte Problem der heimischen Unternehmen. Zwei von drei geben an, dass der Mangel an qualifiziertem Personal aktuell die größte Gefahr für die Entwicklung des eigenen Betriebs darstellt (66%). Danach folgen eher akute Herausforderungen wie die hohen bzw. volatilen Rohstoffpreise (54%), die drohende Rezession (56%), die hohe Inflation (62%) sowie die hohen Energiepreise (52%).

Der Anteil der Unternehmen, die die nationale Standortpolitik negativ bewerten, ist gegenüber dem Vorjahr zwar leicht gesunken – von 41 auf aktuell 39 Prozent. Allerdings ist der Anteil derer, die eine positive Note vergeben, noch deutlicher zurückgegangen – von 17 auf nur noch zehn Prozent. So niedrig lag die Zustimmungsquote zur nationalen Standortpolitik noch zu keinem früheren Zeitpunkt im Untersuchungszeitraum, heißt es.

Die Bundesländer im Vergleich

Bei der Einschätzung der Lage zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern: Die aktuelle Geschäftslage wird in Salzburg von zwei Drittel (67%) der Unternehmen als gut eingeschätzt, gefolgt von Wien (60%). Das Schlusslicht bildet heuer erneut Kärnten – hier bewerten nur 46 Prozent die Geschäftslage positiv. Das Bundesland Steiermark, das letztes Jahr in diesem Ranking auf Platz 1 lag, fällt im regionalen Vergleich auf Rang drei zurück: 57 Prozent bezeichnen die Geschäftslage heuer als gut.

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