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Bildung & Uni, Nova

Verschollene Oper tief im Archiv der Uni Kassel entdeckt

Kassel. Mit der „Gänseliesel“ haben Forscher der Uni Kassel die Noten einer verschollen geglaubten Märchenoper entdeckt: Tief im eigenen Archiv. Die Komponistin wurde ein Opfer des NS-Euthanasieprogramms.

Auf dem Dachboden der Murhardschen Bibliothek in Kassel wurde bei der Durchsicht älterer Geschenke die seit Jahrzehnten verschollene Orchesterfassung der Märchenoper ‚Gänseliesel‘ von Luise Greger (1862 – 1944) wiederentdeckt, so die Uni: Die Murhardsche Bibliothek ist Teil der Universitätsbibliothek und damit der Universität Kassel.

Der Fund im Detail

Die Uni stellt Bildmaterial für Interessenten auf ihrer Online-Plattform ORKA – Open Repository Kassel zur Ansicht: Die digitale Plattform zeigt Handschriften, Nachlässe, Fotos, Musikalien, Zeitschriften, Monografien und Karten aus dem Besitz der Uni.

Was die „Gänseliesl“ betrifft, so war bisher lediglich ein Klavierauszug der im Dezember 1933 in Baden-Baden unter großem Applaus uraufgeführten Märchenoper bekannt, schildert die Uni die Vorgeschichte: Dieser hatte 2012 als Grundlage für die Rekonstruktion und kammermusikalische Aufführung des Stücks in Kassel gedient.

Der überraschende Fund, im Jahre ihres 155. Geburtstags, stamme aus dem Spätwerk der produktiven und beliebten Kasseler Komponistin und Kammersängerin.

Als jüngstes von vier Kindern 1862 in Greifswald geboren, erhielt Luise schon früh Klavier- und Kompositionsunterricht und besuchte in den 1880er Jahren die Königliche Musikhochschule in Berlin. Sie heiratete 1888 den Arzt Ludwig Greger, aus der Ehe gingen drei Söhne hervor. 1894 eröffnete das Paar eine erfolgreiche Kuranstalt in der Burgfeldstraße in Kassel-Wilhelmshöhe.

In der Folgezeit konnte Luise Greger sich nur noch eingeschränkt der Musik widmen. Erst nach ihrer Scheidung 1911 wirkte sie wieder verstärkt als Sängerin, Pianistin, Liedkomponistin und Gastgeberin in ihren musikalischen Salons, heißt es weiter.

Ein Opfer der Nazis

Nach dem Tod ihres ältesten Sohnes Helmuth, mit dem sie eine enge Beziehung verband, zog Luise Greger 1939 in das so genannte „Siechenhaus Hofgeismar“. Von dort aus wurde sie im Dezember 1943 im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms mit einem Sammeltransport in die psychiatrische Anstalt Merxhausen verlegt, wo sie infolge gezielter Unterversorgung im Januar 1944 starb. Ihr Grab befindet sich auf dem Wahlershäuser Friedhof in Wilhelmshöhe.

Die Oper

Gregers etwa 170 Liedkompositionen, unter anderem zu Texten von Theodor Storm und Johann Wolfgang von Goethe, wurden über die Grenzen Deutschlands hinaus geschätzt und aufgeführt, so die Uni: Die Märchenoper ‚Gänseliesel‘ zählt zu Luise Gregers letzten Werken.

Das Libretto basiert auf dem Märchenspiel der in Baden-Baden ansässigen etwa gleichaltrigen Emilie Riedel (1861-1945). Der Text erschien um 1933 als Privatdruck und ist heute nur noch in drei Exemplaren nachweisbar.

Das Märchenspiel in 10 Bildern erzählt die Geschichte der Gänseliesel, einem Waisenkind aus Hungersdorf, das sich auf den Weg zu Verwandten nach Glücksdorf macht. Auf dem Weg schläft sie im Spukwald ein und gelangt in ein Zauberreich, wo sie auf allerlei Elfen und andere Gestalten trifft, die Liesel zu einem Tanz im Mondschein auf die Elfenwiese führen.

Während die Verwandten die Ankunft des Mädchens erwarten, macht sich der Ziegenhirte Peter, Liesels bester Freund, auf die Suche nach ihr. Nachdem er die träumende Liesel geweckt hat, wandern sie gemeinsam nach Glücksdorf, wo das Kind von der Begegnung mit den Zauberwesen berichtet.

Der letzte Teil enthält die Schilderung eines Tanzfestes zu Erntedank, der Feier des Nikolaustages und des Kirchgangs am Weihnachtsabend. Mit einem Happy End und einer weihnachtlichen Friedensbotschaft endet das Stück.

Da kann man doch mehr draus machen…

Der überraschende Fund der Märchenoper beflügelt laut Uni nun Überlegungen zu einer umfassenderen Würdigung der Komponistin anlässlich ihres 75. Todestages 2019, unter Beteiligung der Familie und des Furore-Verlags Kassel, der sich seit Jahren stark für das Werk Luise Gregers engagiere.

Das historische Original der Musikalie wurde in der Universitätsbibliothek Kassel digitalisiert und ist über das Onlinearchiv der Universität ORKA zugänglich.

Link: Uni Kassel

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