Open menu
x

Bequem up to date mit dem Newsletter von Extrajournal.Net!

Jetzt anmelden, regelmäßig die Liste der neuen Meldungen per E-Mail erhalten.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Newsletter-Seite sowie in unserer Datenschutzerklärung.

Business, Motor

So wirkt der Lockdown auf den Neuwagenmarkt

Gerhard Schwartz ©EY Österreich / Michael Kobler

Autoindustrie. Der Neuwagenabsatz ist im März 2020 EU-weit um 55 Prozent eingebrochen. Elektrifizierte Autos schneiden besser ab: Sie nähern sich in Österreich der 10%-Grenze, so EY.

Der EU-Neuwagenmarkt ist im März um 55 Prozent eingebrochen, so das Ergebnis einer Studie des Beratungsunternehmens EY. Da der Lockdown in den verschiedenen europäischen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Lauf des Monats März eintrat, fallen die Einbußen je nach Land unterschiedlich aus:

  • Im besonders früh und besonders stark betroffenen Italien sank der Absatz am stärksten, nämlich um 85 Prozent.
  • In Frankreich und Spanien wurden Rückgänge von 72 bzw. 69 Prozent registriert.
  • Österreich halte bei einem Minus von 67 Prozent.
  • Positive Ausreißer sind die skandinavischen Länder: In Finnland und Schweden ging der Absatz nur um ein bzw. neun Prozent zurück.

Abwärtstrend soll weitergehen

Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Bereichs Industrial Products bei EY Österreich, rechnet mit noch massiveren Rückgängen auf dem europäischen Automarkt im April: „In den meisten Ländern Europas mussten stationäre Autohändler im Verlauf des März schließen, damit ist der Neuwagenverkauf weitgehend zum Erliegen gekommen. Im April sehen wir nach wie vor einen weitestgehenden Stillstand des öffentlichen Lebens und Schließungen der meisten Autohäuser. Den April kann die Branche also weitgehend abschreiben.“

Zu erwarten sei im April daher ein EU-weiter Absatzrückgang von etwa 70 Prozent. Erst danach dürfte es wieder langsam bergauf gehen, prognostiziert Schwartz: „Selbst wenn nun die Autohäuser in einigen Ländern wieder öffnen, werden die Kunden nicht plötzlich in Scharen in die Autohäuser strömen. Wer arbeitslos ist oder in Kurzarbeit, wird sich kein neues Auto leisten. Und auch bei gewerblichen Neuzulassungen werden wir weiterhin starke Einbußen sehen, denn massive Umsatzrückgänge werden sehr viele Unternehmen zum Sparen zwingen.“

Nachholbedarf nach der Krise prognostiziert

Für die Automobilindustrie bestehe aber Grund zur Hoffnung, so Schwartz: „Derzeit werden in großem Stil geplante Anschaffungen vertagt, die Branche schiebt also eine immer größer werdende Welle an Neuwagenkäufen vor sich her. Wenn die aktuelle Krise überwunden und ein Impfstoff bzw. wirksame Medikamente entwickelt wurden, wird es einen enormen Nachholbedarf geben. Wer dann lieferfähig ist und attraktive Modelle im Angebot hat, wird zu den Gewinnern der Krise gehören.“

Starkes Plus bei Elektrofahrzeugen

Während in den Top-5-Märkten Westeuropas – Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien – der Absatz von Benzinern um 60 Prozent und der Absatz von Diesel-Neuwagen um 64 Prozent einbrach, setzte sich bei Elektrofahrzeugen der Positivtrend der vergangenen Monate fort: Die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos stieg in diesen Märkten um 71 Prozent, bei Plug-in-Hybriden lag das Plus bei 77 Prozent.

Besonders hohe Zuwachsraten wurden in Großbritannien und Deutschland registriert: In Großbritannien hat sich der Absatz von Elektroautos im Vergleich zum Vorjahresmonat fast verdreifacht, in Deutschland kletterten die Neuzulassungen immerhin um 56 Prozent.

Anders laut EY der Trend in Österreich: Hierzulande waren auch elektrische Antriebe vom Negativtrend betroffen. Rein elektrische Fahrzeuge verzeichneten einen Rückgang um 44 Prozent.

Bei Plug-in-Hybriden verzeichnete Deutschland das stärkste Plus: In der Bundesrepublik hat sich der Absatz mehr als verdreifacht, in Großbritannien legten die Neuzulassungen um 38 Prozent zu, in Frankreich um 19 Prozent. In Österreich stiegen die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden um 92 Prozent.

Voraussichtlich nur kurzfristiger Trend

Dass sich der Markt für Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge so gegensätzlich zum Gesamtmarkt entwickelt hat, sei vor allem auf die langen Lieferzeiten zurückzuführen, meint Schwartz.

Er rechnet damit, dass das starke Wachstum im Elektrosegment nicht von Dauer sein wird: „Im März wurden die Fahrzeuge ausgeliefert und neu zugelassen, die in der Vor-Corona-Zeit bestellt und produziert wurden. Stillstehende Fabriken werden aber auch im Segment der Elektroautos in den kommenden Monaten für Rückgänge sorgen – trotz starker Nachfrage.“

Elektro-Marktanteil auf Rekordniveau

Die positive Entwicklung bei den Elektro-Neuzulassungen in einem insgesamt rückläufigen Markt führte im März laut EY zu neuen Rekorden bei den Marktanteilen von elektrifizierten Fahrzeugen: In den Top-5-Märkten kletterte der Marktanteil rein elektrisch betriebener Neuwagen von 1,3 Prozent im Vorjahresmonat auf 4,9 Prozent. Dies sei ein neuer Rekordwert.

Plug-in-Hybride erzielten einen Marktanteil von 3,2 Prozent, nach 0,8 Prozent im März 2019. Zusammen kamen elektrifizierte Modelle damit in den Top-5-Märkten auf einen Marktanteil von 8,1 Prozent (Vorjahr: 2,1 Prozent). In Österreich kletterte der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen von 4,7 auf 9,7 Prozent.

 

Weitere Meldungen:

  1. Alexander Bamberger neuer Geschäftsführer von BMW Austria
  2. Gebäudesanierungen: Nach dem Boom kam der Crash
  3. Berater sollen sich auf KI und ESG stürzen, so UBIT-Strategiepapier
  4. Hannover Finanz investiert in Peak Technology mit Binder Grösswang