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WU Wien: Online-Riesen als Weichspüler der Diskussionsfreiheit

Susanne Kopf © WU Wien

Online. Im digitalen Zeitalter scheint der globale Austausch im Internet grenzenlos. Dennoch eignen sich nicht alle Plattformen für einen kritischen Diskurs, so WU Wien-Forscherin Susanne Kopf.

Gerade profitorientierte Online-Medien, wie z.B. YouTube, nehmen durch Policies, Algorithmen und Co. starken Einfluss darauf, welche Informationen verfügbar sind, so die Wiener Wirtschaftsuni. „Zur Diskussion großer, globaler Themen ist es wichtig, sich über die Grenzen hinweg austauschen und informieren zu können. Viele profitorientierte Plattformen eignen sich dafür wenig. Umso wichtiger ist es, Kommunikationsplattformen individuell zu betrachten und so zu bewerten, ob sie sich für kritische Diskussion und umfassenden Informationsaustausch eignen“, so Forscherin Susanne Kopf von der WU Wien.

Ihre aktuellen Studien zeigen demnach: Im Gegensatz zu nichtkommerziellen Plattformen wie Wikipedia, eignen sich kommerziell ausgerichtete soziale Medien wie YouTube weniger zur kritischen Diskussion. „Obwohl beispielsweise Wikipedia nicht dezidiert als Diskussionsplattform ausgewiesen ist, erfordert alleine das Editieren und Redigieren von Artikeln einen konsensorientierten Austausch. YouTube hingegen unterzieht Inhalte durch ihre Guidelines einer Zensur.“

Werbekunden beeinflussen Inhalte

YouTube Creators mit mehr als 1.000 Abonnenten und mehr als 4.000 Stunden Watchtime innerhalb der letzten 12 Monate können sogenannte Partner von YouTube werden und mit, von YouTube gesteuerten, Werbungen Geld verdienen. Voraussetzung ist dabei aber, dass sich die Creators an YouTubes Richtlinien, die sogenannten „content guidelines“, halten.

Diese zielen unter anderem darauf ab, dass die Beiträge der YouTuber werbefreundlich – also inhaltlich positiv bzw. ideologisch zumindest kompatibel mit der beworbenen Marke sind. Kritische Themen und Haltungen sind dabei weniger erwünscht, so Kopf. „Werbung, die in kontroversem oder thematisch negativ besetztem Umfeld ausgespielt wird, kann das Image einer Marke negativ beeinflussen“, so die Forscherin.

„Kein umfassendes Bild über kontroverse Themen“

Das wissen auch die werbenden Unternehmen, wie beispielsweise der Werbeboykott im Jahr 2017 zeigte, als zahlreiche Unternehmen ihre Werbeverträge mit YouTube kündigten oder zu kündigen drohten, weil deren Werbung in einem Werbeumfeld zusammen mit ideologisch nicht-kompatiblen Inhalten ausgespielt wurde.

„Die sprachliche Gestaltung der YouTube content guidelines legt nahe, dass das Unternehmen dies vermeiden möchte, indem es versucht gerade die Werbeeinnahmen erzielenden Inhalte möglichst weichzuspülen. Dies wiederum verzerrt den kritischen Diskurs via YouTube“, so Kopf. Über kontroverse und sensible Themen wie zum Beispiel die Corona-Pandemie könne die Videoplattform so kaum ein umfassendes Bild zeichnen.

 

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