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Alternative Aufsichtsräte dringend gesucht, so EY

Gunther Reimoser ©EY Österreich

Nachhaltigkeits-Hüter. Diversität in Aufsichtsratsgremien gewinnt für Investorinnen und Investoren zunehmend an Relevanz, ergab jetzt eine Umfrage von EY unter 300 Fondsmanagern.

Wie die aktuelle EY-Umfrage unter 300 europäischen Fondsmanager*innen zeigt, beeinflussen Kriterien wie das Alter der Aufsichtsräte (60%), das Verhältnis von Frauen und Männern in den Gremien (59%) und deren Herkunft (59%) sowie auch Diversität im Hinblick auf das Fachwissen (55%) die Investitionsentscheidungen, heißt es.

„Die Zeiten in denen Aktionär*innen die Arbeit der Aufsichtsräte einfach nur durchgewunken haben, sind längst zu Ende. Die Ansprüche steigen stetig, sowohl was die fachliche Qualifikation als auch die Diversität hinsichtlich Alter, Geschlecht und Herkunft betrifft“, so Gunther Reimoser, Country Managing Partner und Leiter Financial Services von EY Österreich.

EY hat ergänzend zur Umfrage unter den europäischen Fondsmanager*innen, die in ihren Portfolios europäische Finanzdienstleistungsunternehmen haben, auch eine Analyse der Zusammensetzung der Aufsichtsräte bzw. vergleichbarer Gremien von 99 führenden europäischen Unternehmen aus der Finanzbranche vorgenommen. Nicht immer stimmen die Erwartungen der Investor*innen mit der aktuellen Zusammensetzung der Kontrollgremien überein, laute das Ergebnis.

Traditionelles Fachwissen vs. ESG-Fähigkeiten

Gerade Fähigkeiten und Fachwissen sind nach Ansicht der Investor*innen bei Aufsichtsräten sehr gefragt: Breit gefächert soll es sein und aus möglichst vielen Disziplinen kommen.

  • Als besonders wichtig schätzen Investor*innen das Wissen über Politik bzw. Behörden sowie Digitalisierung und Technik (je 65%) ein,
  • danach folgen Compliance und Recht sowie Wirtschaft (je 63%).
  • ESG und Nachhaltigkeit liegen aktuell mit 62 Prozent gemeinsam mit dem Thema Fintech auf Rang drei der wichtigsten Fähigkeiten von Aufsichtsratsgremien.

Ein Blick auf die Backgrounds der untersuchten Aufsichtsratsmitglieder europäischer Finanzinstitute zeige, dass die Organe vor allem in den „traditionellen“ Bereichen wie Vorstandserfahrung, Politik, Buchhaltung, Recht und Compliance punkten können.

  • Insgesamt hatten fast alle Aufsichtsräte (93%) zuvor bereits andere Aufsichtsratsmandate inne.
  • Mehr als jeder Zweite (56%) hatte oder hat eine Vorstandsrolle in einem anderen oder dem gleichen Unternehmen.
  • Auch auf Erfahrungen aus Politik, Verbänden und Regierungen kann gebaut werden: Ein Drittel der Aufsichtsräte von Finanzdienstleistungsunternehmen (33%) kann entsprechende Kompetenzen vorweisen.
  • Weniger Erfahrung bringen Aufsichtsratsorgane aktuell in Sachen Nachhaltigkeit und ESG mit – nur drei Prozent haben in diesem Bereich bereits Erfahrung. Beim Thema FinTechs sind es sogar noch weniger (1%).

„Investor*innen erwarten sich immer Kompetenzen. Gerade das gewünschte, aktuell jedoch noch unterrepräsentierte, Spezialwissen ist aber nicht so einfach zu besetzen. In den jüngeren Disziplinen wie beispielsweise ESG und Nachhaltigkeit fehlt es an allen Ecken und Enden an erfahrenem Personal – nicht nur in den Aufsichtsräten“, so Armin Schmitt, Leiter Financial Services Banking bei EY Österreich.

Trends bei Geschlecht und Alter

Bei den untersuchten österreichischen Finanzdienstleistungsunternehmen lag der Frauenanteil laut den Angaben auf Aufsichtsratsebene bei 37 Prozent – damit liegt Österreich gleichauf mit Deutschland an vorletzter Stelle. Nur in der Schweiz war er mit 32 Prozent noch geringer. Insgesamt sind die österreichischen Finanzdienstleistungsunternehmen damit allerdings besser unterwegs als der nationale Durchschnitt: Laut EY Mixed Leadership Barometer waren zu Jahresbeginn 29,7 Prozent der Aufsichtsratspositionen der österreichischen, im Wiener Börse Index notierten, Unternehmen durch Frauen besetzt. Zudem wird die seit 1. Jänner 2018 in Österreich in Kraft getretene gesetzliche Genderquote von 30 Prozent zumindest bei den Finanzdienstleistern deutlich übertroffen.

Den höchsten Frauenanteil in Aufsichtsräten von Finanzdienstleistern gibt es übrigens in Frankreich: Hier sind zwei von drei (66%) Aufsichtsratspositionen weiblich besetzt. Unter den 99 untersuchten Banken und Versicherungen in Europa lag der Durchschnittswert bei 44 Prozent.

Knapp jede:r fünfte Investor*in (19%) ist der Meinung, dass es sehr wichtig sei, dass Aufsichtsratsgremien auch in ihrer Altersstruktur möglichst vielfältig sind. Weitere 41 Prozent halten dies für eher wichtig. Auch hier klaffen Wunschvorstellung der Investor*innen und Realität aktuell auseinander, so EY: Fast die Hälfte (49%) der Aufsichtsräte ist zwischen 60 und 70 Jahren alt. Im Schnitt sind die Mitglieder 61 Jahre alt. Nur knapp fünf Prozent der Aufsichtsratsmitglieder in den 99 untersuchten Top-Finanzunternehmen sind unter 50 Jahre alt, der Anteil der über 70-Jährigen ist dagegen fast doppelt so hoch (9%).

Österreichs Institute haben im Vergleich zu anderen Ländern eine jüngere Altersstruktur in den Aufsichtsräten – im Schnitt sind die Aufsichtsräte in Österreich 57 Jahre alt. So jung sind Aufsichtsräte sonst nur in Norwegen, am ältesten sind sie in Dänemark (63). „Gerade bei den gewünschten Kompetenzen der Investor*innen in Sachen Nachhaltigkeit und Digitalisierung könnten jüngere Kandidat*innen punkten“, rät Schmitt.

Internationalisierungsgrad aktuell auf niedrigem Niveau

Auch in punkto Internationalität sei bei vielen Finanzunternehmen noch Luft nach oben: Nur etwas mehr als ein Drittel (36%) der Aufsichtsräte in den 99 untersuchten Top- Finanzdienstleistungsunternehmen hat einen ausländischen Pass. In Österreich ist der Internationalisierungsgrad unter allen untersuchten Nationen am geringsten – nur zwölf Prozent der Positionen sind durch Personen mit einer Nationalität besetzt, die nicht dem Hauptsitz des Unternehmens entspricht. In Finnland sind es hingegen 75 Prozent, in der Schweiz 61 Prozent und in den Niederlanden 58 Prozent.

Belgische und schwedische Aufsichtsräte am längsten im Amt

In belgischen und schwedischen Finanzunternehmen arbeiten die Aufsichtsräte am längsten – 73 Monate sind es im Schnitt. Österreichische Amtsträger sind dagegen im Schnitt 55 Monate im Amt – und liegen damit im Mittelfeld. Die kürzeste Amtszeit haben Aufsichtsräte in den Niederlanden (42%).

 

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