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Business, Steuer

PwC-Studie: Angst vor dem Fiskus? Versicherungen blicken mit wachsender Sorge auf die Steuerentwicklung

Thomas Strobach ©PwC
Thomas Strobach ©PwC

Wien. Versicherungs-CEOs sehen die steigende Steuerbelastung als größtes Wachstumsrisiko – das ist das Ergebnis des PwC-Berichts „Insurance 2020: Equipping your business for the global tax revolution“. Steuern gehören für Versicherungsunternehmen demnach zu den wichtigsten Kostenfaktoren, vergleichbar etwa mit Personalkosten und Schadensfällen. Laut den Ergebnissen hängen jedoch die Reputation und der Erfolg von Unternehmen nicht nur von den Regierungen, Steuerzahlern und sonstigen Stakeholdern ab, sondern es kommt auch darauf an, wie das Steuermanagement von außen wahrgenommen wird.

Immer mehr CEOs und CFOs beauftragen daher ihre Steuerexperten nun mit der Optimierung – und nicht wie in der Vergangenheit mit der Minimierung – der Steuerverpflichtungen.

Verschärftes Reporting & Co.

Die ohnehin nicht leichte Aufgabe, Risiken und Steuerkosten in den Griff zu bekommen, wird laut PwC durch eine Vielzahl neuer steuerlicher Compliance-Anforderungen zusätzlich erschwert. Dazu gehören etwa:

  • der Automatische Informationsaustausch (CRS, Common Reporting Standard)
  • der BEPS-Aktionsplan der OECD (Base Erosion and Profit Shifting, Maßnahmen gegen die Aushöhlung der Steuerbasis und Gewinnverlagerungen)
  • das US-Gesetz FATCA (Foreign Account Tax Compliance Act zur Verschärfung des US-Steuerreportings für ausländische Finanzinstitute)
  •  lokale Reformen in diversen Ländern

Flexiblität ist gefragt

Einige dieser Neuerungen hatten sich seit längerem abgezeichnet, doch die betrieblichen Folgen dieser vielen destabilisierenden Änderungen binnen kurzer Zeit werden nun vermehrt spürbar. Die CEOs der Versicherer sind weltweit besorgt, wie auch der CEO-Survey von PwC darlegt. 64% der befragten Vorstände sehen die zunehmende Steuerbelastung als Wachstumsbedrohung – vor zwei Jahren waren es noch 57%.

„Neben der direkten Belastung durch z.B. Steuererhöhungen stellen zunehmend die Umsetzung der verschiedenen Steuerregime und die damit verbundenen Systemeingriffe eine enorme Aufwandskomponente dar. Flexibles und rasches Umrüsten muss daher möglich sein“, meint Thomas Strobach, Partner bei PwC Österrreich und Steuerexperte für Versicherungen.

Risiken steigen

Die erhöhten Reputations- und Compliance-Risiken wecken das Interesse der Vorstände an der Steuerpolitik ihrer Unternehmen und an den zukünftigen Entwicklungen des steuerlichen Umfeldes. Geschäftsleitungen müssen rascher über neueste Entwicklungen in der Steuerpolitik, über strategische Optionen und mögliche Risiken informiert werden.

Wie der PwC-Bericht aufzeigt, kommt es nicht nur darauf an, sich rasch anzupassen, sondern die Unternehmen müssen auch jene Flexibilität entwickeln, die im Umgang mit der offensichtlich stetigen Änderung des Steuerumfeldes in den kommenden Jahren erforderlich sein wird.

Nach Ansicht von PwC könnten die ohnehin schon überfrachteten betrieblichen Abläufe in Versicherungsgesellschaften den Anforderungen schon bald nicht mehr gerecht werden. So konzentrieren sich die Unternehmen zum Beispiel derzeit angesichts der neuen Solvabilitätsvorschriften auf die Maximierung ihrer Eigenkapitalrendite und das Kapitalmanagement, und auch hier können Steuerexperten einen Mehrwert liefern.

Unsicherer Blick in die Zukunft

„Angesichts der Dynamik, mit der sich der regulatorische, technologische und soziale Wandel vollzieht, hat die Versicherungsindustrie heute weniger Schwierigkeiten mit den aktuellen Entwicklungen als mit ihren Prognosen, was an Veränderungen bis 2020 noch hinzukommen wird“, so Strobach. „Nur sehr wenige Unternehmen scheinen bisher alternative Zukunftsszenarien bewertet, geschweige denn Pläne formuliert oder gar umgesetzt zu haben.“

Laut dem Bericht von PwC sind für Steuerabteilungen in Zukunft diese Faktoren wichtig:

  • Die Entwicklung und Implementierung eines moderneren Tax Control Frameworks unter Berücksichtigung von Governance, Risikoidentifizierung, Monitoring, Umsetzung und Kommunikation.
  • Eine umfassende Automatisierung der Datenerhebung und -verarbeitung sowie neue Prüfprozesse sind unabdingbar für die Compliance. Sie schaffen den nötigen Spielraum, damit den Steuerexperten wieder mehr Zeit für Risikomanagement und die Beratung des Unternehmens bleibt. Standardisierte Daten und vermehrte Automatisierung entscheiden über die Effizienz des Steuermanagements.
  • Die Steuerabteilungen werden weniger Zeit mit Datenbereinigung und Routineberichten verbringen und widmen sich in Zukunft zunehmend Beratungsaufgaben über die steuerpolitische Landschaft. Kompetenzen, Kapazitäten und Ansätze der Steuerabteilungen müssen sich daher anpassen.
  • Steuerabteilungen stellen traditionell Analysen und steuerliche Richtlinien bereit, die dann vom Unternehmen implementiert werden. Zukünftig müssen Steuerexperten viel näher an die Transaktionen selbst heranrücken um die Einhaltung der steuerlichen Regelungen einerseits, aber auch die Bedürfnisse der Endverbraucher und die Anforderungen im Zusammenhang mit der Generierung von zusätzlichen Prämienaufkommen andererseits zu gewährleisten.
  • Der Fokus verlagert sich hin zur Steueroptimierung. Steuerminimierung, die bisher im Vordergrund stand, wird durch den Grundsatz der Zahlung angemessener Steuern und einer korrekten Steuerpolitik, verdrängt.

Prinzipien „weggefegt“

Strobach: „Wir erleben gerade, wie die Prinzipien und Anforderungen, die das Steuermanagement der letzten 30 Jahre geprägt haben, weggefegt werden. Heute wirkt sich alles – was die Steuerabteilungen tun, wie sie es tun, wer es tut und wo sie es tun – auf das Ergebnis aus.“

Der Experte meint weiter: „Versicherer müssen auf die plötzlich viel breitere Basis von Stakeholdern global, klar und überlegt reagieren. Zu diesen Stakeholdern gehören außer den Steuerbehörden und Regierungen mittlerweile auch Aufsichtsbehörden, Anleger, NGOs, Medien und Öffentlichkeit.“

Link: PwC

 

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