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Recht, Tech, Tools

Legal Tech in der Praxis, Teil 2: Die Ziele für die Tools

Armin Hendrich ©DLA Piper

Neue Serie. Im zweiten Teil schildert DLA Piper-Partner Armin Hendrich die Vorgaben, nach denen sich neue Legal Tech-Tools bewähren müssen.

Hilfreich oder Hype: Internationale Wirtschaftskanzleien haben inzwischen viel Erfahrung mit Legal Tech. Im ersten Teil unserer Serie stellt DLA Piper-Partner Hendrich grundsätzliche Überlegungen zur Entwicklung von Legal Tech an. Lesen Sie nun im zweiten Teil, wie die Ziele für den Legal Tech-Einsatz bei DLA Piper lauten.

Die Lehren aus der Praxis

Mit der Erfahrung, wo der Einsatz sinnvoll ist und technischer Unterstützung gibt es für die bereits genannten Tools einen breiten Anwendungsbereich. DLA Piper hat mit allen wesentlichen Tools Erfahrung. Ich persönlich habe in mehreren Großprojekten (jeweils zwischen 50 und 100 Millionen Dokumente bzw. Terabytes an Daten) mit Relativity, Clearwell, Nuix und Encase Erfahrung gesammelt, sowie eingeschränkt mit Intella, Axcelerate und Kira (wobei ich mich gerade auf einen großen Review – potentiell Petabytes an Daten – mit Kira vorbereite). Ich bin jedoch auch Teil des „Innovation“-Bereichs bei DLA Piper und beschäftige mich umgehend mit allen genannten und weiteren Produkten.

Die Anwendungsreife wird in hier zulande meist klar unterschätzt, da viele Anwälte in diesem Traditionsberuf innovationsscheu sind und darüber hinaus schlechte Erfahrungen mit IT gesammelt haben. Vielen, vor allem in kleineren – nicht internationalen – Strukturen steht aber auch die notwendige Unterstützung nicht zur Verfügung. Diese Unterstützung kann man sich auch in Form von Service Providern zukaufen, doch ohne das Grundverständnis des Anwendungsbereichs der Produkte ist dies (noch) sehr oft eine zu große Hürde.

Ab wann können die neuen Tools eingesetzt werden?

Sinnvoll ist – wie bereits besprochen – eine Anwendung ab wenigen hundert Dokumenten, wobei deren Vorteile mit der Datenmenge größer werden.

Die Tendenz geht klar in Richtung sog. Commodity Work, also die einfachsten und redundantesten Aufgaben durch Legal Tech erledigen zu lassen. Dies zum einen, da die Mandanten immer weniger bereit sind dafür zu zahlen, zum anderen, da man schlicht am Markt mit entsprechendem Zeitdruck nicht mithalten kann. Im Aufwind sind also Tools, die hier deutlich fortgeschrittene Advanced Analytics zum Einsatz bringen. Tools, die also den Juristen dabei unterstützen, die Nadel im Heuhaufen zu finden, ohne jedes Dokument anzugreifen oder Informationen aus Daten extrahieren können, ohne die exakten Stichworte zu kennen.

Klares Ziel ist dabei auch, schneller und verlässlicher an diese Informationen zu kommen. Besonders zu nennen sind dabei sicherlich Story Engine oder Kira, wobei in diesem „High End“-Bereich auch eingemahnt werden muss, diese Tools noch nicht zu überschätzen.

Outcome Prediction in der Praxis?

Ein weiterer Trend aus den USA findet selbst dort noch kaum und auch hier nicht in naher Zukunft seine Berechtigung, jener der „Case Outcome Prediction“, bei der das Tool anhand der Parameter des Falls, der zur Verfügung stehenden Präzedenzfälle und des Rechts einen Ausblick darauf gewährt, wie dieser Fall voraussichtlich enden wird.

Auch Legal Tech Randerscheinungen wie LeReTo werden sich wohl in diese Richtung entwickeln. Diese Art von Tools bringen einen anderen Aspekt von Legal Tech ins Spiel, die Applikation von vorhandenem Wissen – sei es intern oder auch extern – auf einen Fall. Dieser Bereich steckt tatsächlich erst in den Kinderschuhen, ist aber mit großer Aufmerksamkeit zu betrachten, da es – anders als bei Review und DD Tools – hier dem Juristen an die Kernkompetenz geht.

Link: Legal Tech in der Praxis, Teil 1: So funktioniert es bei DLA Piper)

Link: Legal Tech in der Praxis, Teil 2: Die Ziele für die Tools

Link: Legal Tech in der Praxis, Teil 3: Einsatz im Tagesgeschäft, Vorteile für Klienten

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