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Business, Motor, Recht, Tools

Gebrauchtes E-Auto kaufen: Die besten Tipps von ÖAMTC & Co

ÖAMTC-Test Ladeverluste ©Erich Reissmann

Achtung auf Batterie und Stecker. 2021 wurden sechsmal soviel E-Autos verkauft wie noch vor fünf Jahren: Der Gebrauchtwagenmarkt für Stromer kommt in Fahrt. ÖAMTC und ARBÖ haben Tipps und Tools für Käufer parat.

Anders als der Gebrauchtwagenmarkt bei konventionellen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist der Markt bei den E-Modellen in Österreich aktuell zwar noch überschaubar – doch es kommt Bewegung in die Sache, erläutert Markus Kaiser, Experte für E-Autos beim Automobilklub ÖAMTC, anhand der Zulassungsstatistik: „Betrachtet man die Zulassungszahlen bei den Elektro-Neuzulassungen gab es erst in den letzten 2-3 Jahren einen wirklich nennenswerten Anstieg.“ Das bedeutet in Zahlen:

  • 2017 gab es 5.433 Neuzulassungen
  • 2018: 6.757 Neuzulassungen
  • 2019: 9.242 Neuzulassungen
  • 2020: 15.972 Neuzulassungen
  • 2021: 33.366 Neuzulassungen

Mit der üblichen zeitlichen Verzögerung folgt auch der Gebrauchtwagenmarkt diesem Trend. Konkret umfasste der Gebrauchtwagenmarkt im Jahr 2021 insgesamt 871.065 Pkw-Zulassungen, davon waren 12.305 Stück (1,41 Prozent) E-Pkw. „Einen deutlich größeren Anstieg in den Gebrauchtwagenzulassungen erwarten wir erst in den kommenden Jahren, wenn die aktuellen Neuwägen schön langsam auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen“, sagt Kaiser.

Technisch gibt es deutliche Unterschiede

Aus technischer Sicht gibt es aus Sicht des Experten bei einem gebrauchten E-Fahrzeug einiges zu beachten. Wichtig ist bei einem Elektrofahrzeug vor allem die Antriebsbatterie. Sie stellt bei einem Stromer die teuerste und zugleich auch verschleißanfälligste Komponente im elektrischen Antriebsstrang dar. Die Automobilklubs testen Leistung und Ladetechnik regelmäßig, denn einerseits tut sich hier viel, andererseits gibt es immer noch viel Raum für Verbesserungen, wie zuletzt etwa ein ÖAMTC-Test der Ladeleistung gezeigt hat.

Je nach Umgang mit der Batterie durch den oder die Vorbesitzer*in (häufiges Schnellladen, häufiges und langes Anstecken des Fahrzeuges an der Ladestation) hat diese einen unterschiedlichen Gesundheitszustand, als „SOH“ (State of Health) beschrieben. Dieser Gesundheitszustand der Batterie bestimmt die noch nutzbare Kapazität im Vergleich zum Neuzustand – und damit direkt auch die Reichweite des Fahrzeuges und letztendlich ganz wesentlich dessen Wert. Um nicht die Katze im Sack zu kaufen, sollte man vor dem Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeuges jedenfalls eine objektive Batteriediagnose durchführen, um Klarheit über den Zustand der Batterie sowie über die mögliche Restreichweite zu bekommen, empfiehlt Kaiser.

So testet man den Akku eines gebrauchten E-Autos

Der ÖAMTC führt in Kooperation mit dem Unternehmen Aviloo eine solche Diagnose der Antriebsbatterie durch und stellen anschließend auch ein Prüfzertifikat mit sämtlichen Messergebnissen aus. Auch der Automobilklub ARBÖ hat einen solchen Test im Angebot. Dabei wird die notwendige Hardware, die „Aviloo Box“, an den OBD-Datenport des Fahrzeugs angeschlossen und damit die Messung durchgeführt. Mitarbeit des Fahrzeuginhabers ist allerdings notwendig: Zum Start muss das Auto vollgeladen sein, dann wird wie gewöhnlich damit gefahren, bis der Ladezustand der Batterie auf 10 Prozent gesunken ist. Aus den Messwerten inklusive Umgebungstemperatur u.a. berechnet Aviloo dann die aktuell nutzbare Energie der Batterie.

Dabei können sich sogar bei neu gekauften Stromern Abweichungen zu den Herstellerangaben ergeben, hat das deutsche IT-Portal heise bei einem solchen Test festgestellt: Sowohl gewisse Abweichungen nach unten sind möglich, wie auch Überraschungen am anderen Ende. So sei es durchaus häufig, dass Stromer, deren Batterie null Prozent Ladezustand anzeigt, noch einige wenige Kilometer weit fahren können – die allerletzte Reserve sozusagen.

Oft gibt es noch Garantie auf die Batterie

Die künftigen Stromer-Eigentümer*innen sollten bei der Batterie auch die Garantiezeiten sowie die Garantiebedingungen mit dem Verkäufer vorab klären. Der Hersteller gewährt häufig nämlich noch Garantie auf die Batterie, z.B. 8 Jahre – bei dem verhältnismäßig jungen Alter der E-Autos, die derzeit auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen, also noch sehr relevant.

Kaiser empfiehlt einen genauen Blick auf die Garantiebedingungen, die z.B. entweder an den Jahren oder der Reichweite festgemacht sind. Wichtig sei auch zu recherchieren, auf welche diagnostizierte Restkapazität sich die geltenden Garantiebedingungen beziehen – in der Praxis wird dafür gern ein Wert von 80 Prozent Restkapazität herangezogen.

Wie schnell kann das Auto laden – und nach welchem Standard?

Vor allem bei älteren Fabrikaten sowie bei Modellen aus dem asiatischen Raum sollte die im Fahrzeug verbaute Ladetechnologie beachtet werden, empfiehlt der ÖAMTC. In Europa hat sich inzwischen der Standard Typ 2 (für die Wechselstromladung) und CCS (für die schnellere Gleichstromladung) durchgesetzt. „Bis vor wenigen Jahren war das aber noch nicht so ganz klar. Vor allem ältere Elektrofahrzeuge bis ca. 2017 haben oft noch Ladestandards verbaut, die heutzutage an Ladestationen im öffentlichen Bereich kaum bis teilweise gar nicht mehr anzutreffen sind“, so Kaiser.

Hier hängt eine Nutzung also insbesondere von den eigenen Lademöglichkeiten ab. Hat man zu Hause die Möglichkeit, das Fahrzeug zu laden und kann damit auskommen, dann ist die im Fahrzeug verbaute Ladetechnologie bzgl. der Ladestecker eher zweitrangig. Allerdings muss dem Käufer dann klar sein, dass die nächste Urlaubstour ans Mittelmeer damit zu einer logistischen Herausforderung wird – ein Einsatz ausschließlich in der Nähe der heimischen Ladestation empfiehlt sich also. Hat man zu Hause keine Möglichkeit bzw. soll das Fahrzeug überwiegend an öffentlichen Ladestationen geladen werden, dann sollte das Fahrzeug über den europäischen Ladestandard (Typ 2/CCS) verfügen, so der ÖAMTC-Experte.

  • Weiters sollte je nach Einsatzweck auch die unterstütze Ladeleistung beachtet werden. Ältere Modelle waren mit der maximal möglichen Ladeleistung noch begrenzt und haben in seltenen Fällen an z.B. Gleichstrom Leistungen von maximal 80 bis 100 kW unterstützt. In der Regel sind es laut dem Automobilklub jedoch deutlich weniger.
  • Ähnliches gilt auch für die Ladung an Wechselstrom: Waren bis vor wenigen Jahren bei v.a. asiatischen Herstellern oft nur 1-phasige On-Board-Ladegeräte verbaut, ist der heutige Standard 3-phasiges Laden mit zumindest 11 kW.

Soll das Fahrzeug vor allem für (internationale) Reisen bzw. Langstrecken eingesetzt werden, sollte es neben den richtigen Steckertypen daher auch über eine adäquate Ladeleistung verfügen.

Ein Ankaufstest ist ebenso möglich wie beim Verbrenner

Neben diesen E-Auto-spezifischen Kaufkriterien sollte jeder Stromer vor dem Kauf – genauso wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor – einem grundlegenden Außen- sowie Innencheck unterzogen werden. Zu einem solchen Test gehören etwa die Beleuchtungseinrichtungen, Bremsanlage, aber auch der Lack, Rostprüfung, u.a. Dies bieten die Automobilklubs ihren Mitgliedern als Kaufüberprüfung an.

Hat man ein Wunschauto gefunden, dessen Antriebsbatterie und generell den Zustand des Fahrzeuges geprüft und für gut befunden und passen auch Faktoren wie die Reichweite sowie die im Fahrzeug verbaute Ladetechnologie zu den eigenen Anforderungen, sollte auch der Kaufabschluss sowohl für den Verkäufer als auch den Käufer schriftlich und juristisch eindeutig festgehalten werden. „Hierzu empfehlen wir die Verwendung eines speziellen Muster-Kaufvertrags“, so ÖAMTC-Experte Kaiser.

 

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