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Bildung & Uni, Business, Recht

Geldanreize können langfristig Ökosysteme schützen

Brandrodung im Regenwald ©Uni Innsbruck

Landbesitz & Umweltschutz. Können Geldanreize langfristig Ökosysteme schützen? „Payments for Ecosystem Services“ (PES) motivieren Bauern auch nach ihrem Ende zum Erhalt der Umwelt, so die Uni Innsbruck.

„Payments for Ecosystem Services“ (PES) sind Gegenstand der Forschung von Esther Blanco, Professorin für Volkswirtschaft an der Universität Innsbruck. Durch eine neue Studie an kolumbianischen Landbesitzer:innen zeigt sie nun, dass die Motivation zum Umweltschutz auch dann erhalten bleibt, nachdem die Zahlungen eingestellt wurden, so die Uni.

Das Problem

Viele Ökosysteme der Welt sind überlastet und stehen vor Kippunkten. Damit sind auch ihre zahlreichen Dienstleistungen bedroht, die für unser Überleben essentiell sind und die in der Regel als Selbstverständlich wahrgenommen werden. Dazu gehören zum Beispiel frisches Trinkwasser, Atemluft und Pflanzenbestäubung. Es genügt jedoch nicht, die Erhaltung der Umwelt zu fordern – auch die Bevölkerung vor Ort muss in die Bemühungen eingebunden werden.

Ein Ansatz, um Ökosysteme zu schützen, sind die sogenannten Payments for Ecosystem Services (PES). Kritiker:innen befürchten jedoch, dass dieser Ansatz andere, moralische Motivationen für den Umweltschutz verdrängen könnte. Die Studie von Esther Blanco zeige nun, dass dem nicht so ist (Esther Blanco, Lina Moros, Alexander Pfaff, Ivo Steimanis, Maria Alejandra Velez, Björn Vollan, „No crowding out among those terminated from an ongoing PES program in Colombia“, Journal of Environmental Economics and Management, 2023).

Sorge vor Verdrängungseffekt

„PES sind Programme, bei denen Landbesitzer:innen dafür bezahlt werden, die Natur zu erhalten“, erklärt Esther Blanco „Sie stellen eine Möglichkeit dar, der Natur selbst einen Wert zuzuweisen, so dass Landbesitzer:innen die Natur in ihrem unberührten Zustand als wertvoll erachten und nicht nur auf ihre produktive Nutzung aus sind. So erhält beispielsweise ein Baum einen Wert, ohne dass er dafür gefällt und zu Holz verarbeitet werden muss.“

Somit stellen PES ein Instrument dar, dass die Vorstellung ändern soll, aus der Natur gewonnene Vorteile und Leistungen seien gratis. Weltweit laufen aktuell geschätzt 550 PES-Programme, insgesamt 36 Milliarden Dollar werden dadurch jährlich als Zahlungen in den Naturschutz investiert. Allerdings können PES auch aus den unterschiedlichsten Gründen wieder eingestellt werden, z.B. aus politischer Motivation oder weil ein Programm ausläuft.

Eine grundlegende Befürchtung dabei: Die Bepreisung der Natur könnte dazu führen, dass Naturschutz ausschließlich unter finanziellem Gesichtspunkt betrachtet wird, und dass Menschen demotiviert werden könnten, die Natur aus anderen Gründen zu erhalten, die in der Vergangenheit für sie von Bedeutung waren. „Zu diesen Motivationen zählen unter anderem der Stolz auf die eigenen Bemühungen zur Erhaltung der Natur, Verantwortungsbewusstsein, moralische Werte und soziale Normen“, sagt Blanco. Dies Verdrängung von ursprünglichen Motivationen durch Geldanreize nennt sich in der Volkswirtschaftslehre „Verdrängungseffekt“ oder „Crowding Out“. Fallen die Zahlungen weg, so die Befürchtung, verschwindet auch die Motivation.

Studie zeigt bleibende Motivation

In der veröffentlichten Studie verglich Blanco Landbesitzer:innen in Kolumbien, deren PES-Zahlungen eingestellt wurden, mit solchen, die gar keine erhalten hatten oder sie noch bezogen. Dabei stellte sie laut den Angaben fest, dass kein Verdrängungseffekt stattfand. Die Landbesitzer:innen zeigten sich auch nach Einstellung der Zahlungen motiviert und betrieben weiter Umweltschutz auf ihrem Land. Dieser wichtige Kritikpunkt gegenüber PES ließ sich somit nicht bestätigen, heißt es.

„PES werden sehr häufig im Kampf gegen den Klimawandel eingesetzt, zum Beispiel in der REDD+-Initiative, die Wälder als Kohlenstoffspeicher finanziell attraktiv machen soll“, sagt Blanco. „Meine Meinung zu klimapolitischen Maßnahmen ist sehr pragmatisch: Wenn sie wirksam sind und das Wohlergehen und Gleichheit verbessern, sollten sie genutzt werden. Einzelne politische Lösungen für den Klimaschutz werden meiner Meinung nach nicht ausreichen. Ich sehe die größte Hoffnung in einem Policy-Mix, der auch eine Entschädigung derjenigen vorsieht, die sich stärker für den Klimaschutz einsetzen.“

Rezepte für möglichst wirkungsvolle Programme

Als nächsten Schritt plant Blanco, aus den Ergebnissen ihrer Studie allgemeine Aussagen abzuleiten. Zum Beispiel scheint es so zu sein, dass Ausgleichszahlungen am besten funktionieren, wenn relativer Aufwand mit relativen Belohnungen kompensiert wird, also dass diejenigen, die mehr Aufwand betreiben, auch mehr Ausgleichszahlungen erhalten. Wenn die Entschädigung dagegen gleichmäßig an alle verteilt wird (also unabhängig von der Anstrengung), dann sei kein Anstieg der Anstrengung zu beobachten. „Wir arbeiten derzeit unter anderem daran, diese Ergebnisse in der Praxis zu testen“, so Blanco.

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