Veranstaltung. Beim „14. Österreichische Aufsichtsratstag“ an der WU Wien ging es um das Dauer-Thema ESG, die möglichen Auswirkungen der kommenden US-Wahl und mehr.
Unlängst fand der 14. Österreichische Aufsichtsratstag an der WU Wien statt. Nach einer Begrüßung durch Rektor Rupert Sausgruber gemeinsam mit Susanne Kalss, Leiterin des Instituts für Unternehmensrecht, und Werner Hofmann, Leiter des Instituts für Strategisches Management, wurden dabei aktuelle Entwicklungen und die damit verbundenen Herausforderungen für Unternehmen behandelt.
Die Details
Für die Automobilindustrie, so Hans Dieter Pötsch, Aufsichtsratsvorsitzender der VW AG, sind das gerade Themen wie der Abschied vom Verbrennungsmotor, die Gewährleistung der CO2-Neutralität und die Machbarkeit einer grüneren Zukunft. Aktuelle Regulierungen auf nationaler und europäischer Ebene seien dabei aus seiner Sicht keine Treiber, sondern Bremsen, die sein Großunternehmen noch leisten könne, aber viele Unternehmen nicht, so Pötsch.
Stefan Simon, Vorstandsmitglied der Deutsche Bank AG, analysierte im Anschluss die Unterschiede zwischen Nordamerika und Europa in Bezug auf ihre Herangehensweise an ESG-Themen (Environmental, Social und Governance).
Er stellte fest, dass der Ausgang der US-Wahl dabei entscheidend ist: Bei einem Sieg von Trump könnten in seinen Augen alle ESG-Bemühungen aufgehoben werden, während unter Biden „Amerikas Technologieführerschaft mit weniger Regulierung und umfangreicher wirtschaftlicher Förderung fortgesetzt wird“, so Simon.
In Europa hingegen sind laut dem Bankvorstand detaillierte Regulierungen und umfangreiche Berichterstattung an der Tagesordnung. Er empfahl die Überprüfung dieses europäischen Ansatzes „um wieder an die Spitze zu gelangen“.
Chancen, Regeln und Nachhaltigkeit
Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender der Andritz AG, und Wolfgang Leitner, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats und Hauptaktionär der Andritz AG, orteten in ihren international ausgerichteten Geschäftsbereichen „große Chancen“ für technologiegetriebene Lösungen.
Elisabeth Brameshuber, Professorin an der Uni Wien, mahnte Aufsichtsräte nachdrücklich dazu, einen „verlässlichen Regelungsrahmen“ für Eltern mit Betreuungsaufgaben zu gestalten. Dies sei kein „Wunschkonzert der Manager“, sondern eine „gesetzlich vorgesehene Pflicht des Aufsichtsrats“, so Brameshuber.
Christine Catasta, Aufsichtsratsvorsitzende der BIG, Cord Prinzhorn, Aufsichtsratsvorsitzender der Lenzing AG, und Jasmin Soravia, Aufsichtsratsmitglied der GrECo Group, diskutierten abschließend die Fähigkeiten des Aufsichtsrats im Hinblick auf Nachhaltigkeitsfragen und betonten dessen Rolle bei der Gestaltung. Rund 400 Teilnehmer folgten laut den Angaben der Einladung zur diesjährigen Veranstaltung. Im kommenden Jahr findet der 15. Österreichische Aufsichtsratstag am 27. Februar 2025 statt.