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Business, Recht, Steuer, Tipps

Wohnbauanleihen sollen Selbständigen den Gewinnfreibetrag retten: Worauf die Anbieter setzen

Josef Schmidinger ©Walter Henisch / s Bausparkasse
Josef Schmidinger ©Walter Henisch / s Bspk.

Wien. Der Nationalrat hat das Steuerpaket 2014 beschlossen: Gut verdienende Selbständige und Freiberufler können sich den Gewinnfreibetrag bewahren, wenn sie in Wohnbauanleihen investieren. Für Österreichs sieben Wohnbaubanken wird das ein gutes Geschäft, meint Steuerexperte David Gloser, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Ecovis Austria. Freilich ist die Gewinnfreibetrags-Neueregelung auf vier Jahre befristet. Wohnbauanleihen laufen jedoch 10 Jahre oder länger und sind teilweise fix verzinst – der Anleger nimmt in dem Fall das derzeit niedrige Zinsniveau bis in die 2020er Jahre mit. Steuerexperte Gloser würde sich daher einen neuen Typ Wohnbauanleihe wünschen, mit 4 Jahren Laufzeit.

Die Wohnbaubanken selbst hoffen nun auf Neugeschäft und sind bereits am Entwickeln von Modellen für die neuen Anleger. Für kurze Laufzeiten müsste aber erst das Finanzministerium grünes Licht geben.

Alle großen österreichischen Bankengruppen haben eine Wohnbaubank im Programm – die Bank Austria, die Hypobanken, Raiffeisen, Erste/Sparkassen, Bawag P.S.K., Volksbanken und als jüngster Anbieter die 3-Banken-Gruppe, die 2012 dazukam.

Laut einer Analyse der Nationalbank (OeNB) ist das Emissionsvolumen der Branche zwar beachtlich, allerdings mit zuletzt rückläufigem Trend. So wurden bis Ende 2008 laut OeNB durchschnittlich 125 Mio. Euro pro Monat am Anleihemarkt aufgenommen, doch von 2009 bis September 2013 habe sich ein kontinuierlicher negativer Trend bei der Nettoemissionstätigkeit gezeigt. Im Monatsdurchschnitt betrachtet überstiegen die Tilgungen die Neuemissionen um 36 Mio. Euro seit diesem Zeitpunkt, so der OeNB-Bericht. Allerdings sei der Rückgang der Umlaufvolumina von Wohnbaubankenanleihen geringer ausgefallen als jener für den gesamten Bankensektor; Anleger haben größeres Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Wohnbaubanken, heißt es weiter.

Kombinieren soll helfen

Die neue steuerliche Regelung könnte nun für mehr Neugeschäft sorgen. So haben die s Wohnbaubank-Chefs Ernst Karner und Josef Schmidinger (die Bank gehört zu Erste Group / Sparkassen, die beiden sind in Personalunion auch Vorstände der s Bausparkasse) derzeit drei Emissionen von Wohnbauanleihen im Emissionsplan, die geeignet seien für die neue Form der Veranlagungen, wie es heißt.

Man freue sich bereits auf das neue Marktsegment, so eine Sprecherin. Geboten wird konkret eine 2,20%-Fixzins-Wohnbauanleihe mit einer Laufzeit von rund 11 Jahren, ein Zinsfloater (Zinsen passen sich, verkürzt ausgedrückt, bis zu einer Obergrenze dem Marktinveau an) mit 15 Jahren Laufzeit sowie eine Stufenzinsanleihe (Zins beginnt typischerweise bei 2% und endet bei 3,50%) mit ebenfalls 15 Jahren Laufzeit. Eine Kombination der drei Anleihen – im Gegensatz zu einem Investment bloß in einen der drei Typen – könne für einen der neuen Gewinnfreibetrags-Anleger eine ausgewogene Verzinsung bieten, hofft jedenfalls die s Wohnbaubank.

Sind 10 Jahre Pflicht?

Was die Befristung betrifft, so ist für Wohnbauanleihen derzeit eine Mindestlaufzeit von 10 Jahren vorgeschrieben. Eine weitere wichtige Rahmenbedingung ist, dass Wohnbauanleihen von der KESt befreit sind, was die ersten 4 Prozent Verzinsung für Private betrifft – bei gleichzeitiger Verpflichtung der Wohnbaubanken, das hereingenommene Geld ausschließlich zur Finanzierung von Wohnbauprojekten einzusetzen. Und die Wohnbauanleihen sind Wandelanleihen, können also auf Wunsch in Aktien der Wohnbaubanken gewechselt werden.

Dabei könnte der Fiskus auf die vor allem historisch begründete 10-Jahres-Frist möglicherweise verzichten, heißt es in der Branche. Allerdings haben die Wohnbaubanker ihr Produkt bisher stets als Investment mit einem langen Veranlagungshorizont positioniert. So sagt Erich Stadlberger, Vorstand der 3-Banken Wohnbaubank AG: „Grundsätzlich sehen wir unser Produkt als ein langfristiges Investment. Die Neuregelung des Gewinnfreibetrags hat natürlich Phantasie, wir beobachten den Markt. Aber zunächst müssen einmal alle Rahmenbedingungen klar bekannt sein.“

Die heiße Phase dürfte für die Wohnbaubanken im Herbst kommen: Dann wird bekanntlich von den Selbständigen gemeinsam mit dem Steuerberater geplant, ob steuermindernde Ausgaben getätigt werden sollen – wofür die Wohnbauanleihen seit dem neuen Steuerpaket in den Fokus rücken.

Grundsätzlich tut dem Instrument eine Aufrüstung der steuerlichen Attraktivität gut: Wie es in dem OeNB-Bericht heißt, sind die rückläufigen Volumina der letzten Jahre nicht bloß als Folge der Finanzkrise und der in Folge gesunkenen Veranlagungszinsen zu sehen, sondern in der teilweisen Abschaffung der steuerlichen Vorteile für Zeichner: „Von den drei ursprünglichen steuerlichen Vorteilen für Zeichner dieses Kapitalinstruments sind zwei Vorteile weggefallen. Bis Anfang 2011 gab es die Möglichkeit der steuerlichen Absetzung des Anleihekaufs und bis April 2012 waren Kursgewinne steuerbefreit“, so der OeNB-Bericht. Geblieben ist nur die KESt-Befreiung für die ersten 4 Prozent Verzinsung.

Link: Bank Austria Wohnbaubank

Link: Bawag P.S.K. Wohnbaubank

Link: 3 Banken-Gruppe

Link: Hypo Wohnbaubank

Link: Immo-Bank (Volksbank)

Link: Raiffeisen Wohnbaubank

Link: s Wohnbaubank

 

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